Ressourcenproblem Nahrungsmittel

29.06.2010, 13:59 Uhr

Aufgrund der Nahrungsmittelknappheit – derzeit wird mehr als ein Sechstel der Weltbevölkerung

als chronisch unterernährt eingestuft – wird sich die Welt einem ihrer

wichtigsten Ressourcenproblem stellen müssen. Fragen zur gesicherten Nahrungsmittelversorgung

stehen auf der globalen Agenda daher ganz oben. Im neuesten Nachhaltigkeitsreport

von Dexia Asset Management werden die Wirkfaktoren der

Nahrungsmittelknappheit sowie die Herausforderungen durch eine ungesicherte

Nahrungsversorgung behandelt und Lösungsansätze von Interessengruppen und

Unternehmen diskutiert.



Stephanie Dunn,
Nachhaltigkeits-Analystin bei Dexia Asset Management

Warum wird der gegenwärtige Umfang der Nahrungsmittelproduktion nicht

ausreichen, um die Welt in den nächsten Jahren zu ernähren? Stephanie

Dunn, Nachhaltigkeits-Analystin bei Dexia Asset Management, erläutert: "Die Nachfrage nach Nahrungsmitteln steigt stetig, da sowohl die Bevölkerung

als auch das Einkommen wächst. Die Nahrungsmittelversorgung wird dieser

Nachfrage voraussichtlich nicht nachkommen können, teils wegen zurück gehender

Agrarerträge, teils auch deshalb, weil weniger Land für eine zukünftige

Erweiterung der landwirtschaftlichen Flächen zur Verfügung steht. Der

letztgenannte Faktor steht ferner durch den zunehmenden Trend zu Biokraftstoffen

unter Druck. Der Wettbewerb um die verbliebenen Bodenressourcen wird dadurch

weiter verschärft." Gemäss dem International Food Policy Research Institute

(IFPRI) stieg die Nahrungsmittelproduktion im Jahr 2008 zwar um 1-2%, wurde

jedoch durch ein Bevölkerungswachstum von 4% deutlich überholt.

Umstrittenes "land grabbing"

Aktuelle Massnahmen zur Bewältigung der Probleme der sicheren

Nahrungsmittelversorgung werden von einer Vielzahl von Interessengruppen

angestrebt. Die vielleicht umstrittenste derzeit beobachtete Vorgehensweise ist

das allgemein als "land grabbing" (Landnahme) bezeichnete Phänomen – das einfach

ausgedrückt im Aufkaufen landwirtschaftlicher Flächen durch ausländische

Investoren besteht. Nach UN-Angaben wurden in der ersten Jahreshälfte 2009 in

Entwicklungsländern rund 30 Millionen Hektar Ackerland über solche Transaktionen

erworben – eine Fläche, die halb so gross ist wie das gesamte Ackerland Europas.

Zugleich waren unternehmensgesteuerte Reaktionen auf das Problem der

Nahrungsmittelknappheit festzustellen, darunter auch der Einsatz von

Agrartechnologien, die normalerweise mit der Agrarrevolution zwischen den

1960-er und 1990-er Jahren in Verbindung gebracht werden. Stephanie

Dunn: "Landwirtschaftliche Technologien wie die Entwicklung

besonders ertragreicher Getreidesorten, der Ausbau der Bewässerungsinfrastruktur

und die Verbreitung von Hybridsaaten usw. haben eine wichtige Rolle bei der

Bekämpfung des Problems der Nahrungsmittelknappheit gespielt. Solche

Technologien können jedoch, wenn sie nicht richtig eingesetzt werden, zu

negativen Auswirkungen auf die Umwelt und zur Verschlechterung des Bodens

führen, was die Nahrungsmittelknappheit noch weiter verschlimmert." Die

gegenwärtige Herausforderung besteht also darin, die Nahrungsmittelversorgung

sicherzustellen und zugleich nachteilige Umweltfolgen möglichst gering zu

halten.

Zusammenarbeit gefordert

Eine nachhaltige Landwirtschaft, die ein Agrarsystem repräsentiert, das

einerseits produktiv und effizient ist und andererseits auch die Umwelt bewahrt,

ist eine logische und sinnvolle Antwort auf die Problemstellung. Das spricht für

den Einsatz bestehender Agrartechnologien, jedoch auf nachhaltigere Weise – dies

wird durch gründliche Kenntnisse und Umsetzung der Technologien ohne Schädigung

der Umwelt erzielt. Es gibt zwar keine einzelne Lösung zur Sicherung der

Nahrungsmittelversorgung in nachhaltiger Weise, doch es muss eine Kombination

nachhaltiger Anbauverfahren angewandt werden. Nur so kann das

Nahrungsmittelangebot erhöht und zugleich die natürlichen Ressourcen geschützt

werden. In diesem Sinne ist eine Zusammenarbeit zwischen Landwirten,

Lebensmittelherstellern und dem Handel in der übrigen

Nahrungsmittel-Wertschöpfungskette von entscheidender Bedeutung.

Danone und Unilever mit guten Beispielen

Unternehmen, die Technologien zur Steigerung der landwirtschaftlichen

Produktivität in nachhaltiger Weise bereitstellen, sowie Lebensmittelhersteller

und -händler, die sich aktiv dafür einsetzen, dass die von ihnen genutzten

Agrarrohstoffe in nachhaltigerer Weise erzeugt werden, gehören natürlich

wirtschaftlich wie auch in Bezug auf die Nachhaltigkeit zu den Gewinnern.

Lebensmittelproduzenten wie Danone und

Unilever haben beide ihre führende Position in nachhaltigen

Agrarverfahren im Laufe der Jahre nachgewiesen, beispielsweise durch die

Gründung der Plattform Sustainable Agricultural Initiative (SAI) im Jahre 2002 –

einer Initiative zur Unterstützung nachhaltiger Agrarverfahren in aller Welt –

und durch Umsetzung von mehr unternehmensspezifischen Tätigkeiten auf diesem

Gebiet. Als einzelnes Beispiel ist zu nennen, dass Unilever im Rahmen seines

unternehmenseigenen Programms "Nachhaltige Landwirtschaft" aktiv mit Landwirten

zusammenarbeitet, um die von diesen verursachte Gewässerbelastung zu reduzieren.

Dies wird beispielsweise durch Systeme wie die Tröpfchenbewässerung erzielt.

Diese Art der Analyse wird in der Dexia Asset Management SRI-Fondsfamilie,

darunter dem Dexia Sustainable World Fonds, umfassend

berücksichtigt.

Nachhaltige Agrarverfahren sind gefragt

Isabelle Cabie, SRI-Leiterin bei Dexia AM,

erläutert: "Bis 2050 wird die Weltbevölkerung Schätzungen zufolge 100% mehr

Nahrungsmittel benötigen, als wir heute erzeugen. Die Welternährungsorganisation

(FAO) berechnet, dass 20% durch zusätzliches Ackerland und 10% durch vermehrte

Anbauintensivierung gewonnen werden; dennoch bleibt ein Defizit von 70%. Diese

Fehlmenge von 70% muss durch Einsatz neuer und bereits vorhandener

Agrartechnologien erzeugt werden. Diese müssen zwangsläufig nachhaltig sein,

wenn wir die langfristige Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung gewährleisten

wollen". Nachhaltige Agrarverfahren sind Bestandteil einer

sinnvollen Lösung der Probleme zur Nahrungsmittelknappheit und gehören bereits

heute zum Tagesgeschäft führender Unternehmen in der gesamten

Nahrungsmittel-Wertschöpfungskette.

Den vollständigen Report von Dexia Asset Management über die Nachrungsmittelknappheit finden Sie hier als PDF-Download. (cl)

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