Rekordabflüsse bei Rohstoff-ETPs

Rohstoff-ETPs haben im zweiten Quartal 2013 so hohe Mittelabflüsse verzeichnet wie nie zuvor. Investoren haben vor allem auf die steigenden Realzinsen in den USA und den stärker werdenden US-Dollar reagiert.

04.07.2013, 10:31 Uhr

Redaktion: fab

Die Realzinsen sind vor allem infolge der Erwartungen eines vorzeitigen Endes der Anleihekäufe der Federal Reserve (Fed) gestiegen. Das weltweit in Rohstoff-ETPs verwaltete Vermögen ist um 49 Milliarden auf 127 Milliarden US-Dollar gesunken.

Einen massgeblichen Anteil an diesem Rückgang hatte der Einbruch des Goldpreises und die umfangreichen Abflüsse aus Gold-ETPs. Damit ist das verwaltete Vermögen auf dem niedrigsten Stand seit dem zweiten Quartal 2010. Die Mittelabflüsse aus Gold-ETPs waren im April am höchsten und sind im Mai und Juni jeweils zurückgegangen.

„Die tendenziell abnehmenden Mittelabflüsse signalisieren, dass der Höhepunkt der Goldverkäufe bereits hinter uns liegt. Die höchsten Zuflüsse waren mit 712 Millionen bei Platin-ETPs zu beobachten, da die Sorgen auf der Angebotsseite zugenommen haben“, sagt Nicholas Brooks, Head of Research and Investment Strategy bei ETF Securities, und ergänzt: „Der Ausblick bei den meisten Rohstoffen hängt wahrscheinlich davon ab, ob der Liquiditätsengpass und das verlangsamte Wachstum in China nur eine Momentaufnahme oder der Beginn eines längerfristigen Trends ist. Die Gold- und Silberkurse werden voraussichtlich weiterhin davon bestimmt, wie die Investoren die Politik der Fed und die Entwicklung der Realzinsen einschätzen. Auf beide Sachverhalte haben sie unserer Auffassung nach übertrieben reagiert.“

Trends bei den Mittelflüssen von Rohstoff-ETPs
Das in Rohstoff-ETPs verwaltete Vermögen ging im zweiten Quartal so stark zurück wie nie zuvor. Die zentralen Gründe dafür waren der deutliche Preisverfall von Gold und die grossflächigen Goldverkäufe durch taktische und Momentum-Investoren. Das weltweit verwaltete Vermögen fiel im Vergleich zum Ende des ersten Quartals von 186 Milliarden auf 127 Milliarden US-Dollar.

Preiskorrekturen machen zwei Drittel des Rückgangs des verwalteten Vermögens aus. Das restliche Drittel kam durch Nettomittelabflüsse zustande. Allein der Goldpreis liess das verwaltete Vermögen um 51 Prozent zurückgehen. Die gesamten Nettomittelabflüsse aus allen Rohstoff-ETPs betrugen 19 Milliarden US-Dollar. 97 Prozent der Verkäufe gehen allein auf Gold zurück. ”ƒ

Gold-ETPs erlebten Nettomittelabflüsse in Höhe von 18,5 Milliarden US-Dollar. Dies sind die höchsten vierteljährlichen Mittelabflüsse aus Gold-ETPs seit der Einführung des ersten Gold-ETPs im Jahr 2003. Die Realzinsen in den USA sind gestiegen, da die Investoren ein schnelleres Wachstum und eine Reduzierung der Anleihekäufe durch die Fed erwartet haben. Gleichzeitig ist auch der US-Dollar stärker geworden. Dies führte zu einem Einbruch des Goldpreises um 21 Prozent im Verlauf des vergangenen Quartals. Die Folge: Taktische und Momentum-Investoren haben Ihre Gold-Positionen im Zuge dieser Preiskorrektur zurückgefahren. Die Goldverkäufe kulminierten im April, als 8,7 Milliarden US-Dollar aus Gold-ETPs abflossen. Im Mai und Juni haben sich die Abflüsse auf 6 bzw.3,9 Milliarden abgeschwächt.

Platin war mit Nettomittelflüssen von 712 Millionen US-Dollar die positive Ausnahme im zweiten Quartal. Investoren haben ihre Positionen in ETPs auf Platin trotz der generell negativen Stimmung bei Rohstoffen ausgebaut. Wachsende Bedenken bezüglich der künftigen Versorgungssituation in Südafrika haben die ohnehin angespannte Angebots- und Nachfragesituation weiter verstärkt. Arbeitskämpfe und potenzielle Engpässe bei der Energieversorgung waren hier die zentralen Treiber. Palladium erlebte starke Zuflüsse im April und Mai. Im Juni allerdings drehte sich der Markt, nachdem sich Anzeichen verdichtet hatten, dass sich das Wachstum in China aufgrund von Liquiditätsengpässen verlangsamt. Denn dort wird ein grosser Anteil des Palladiumangebots bei der Herstellung von Katalysatoren für Benzinmotoren genutzt.


Bei den Kupfer-ETPs ist kein klarer Trend erkennbar. So sind die Abflüsse im April durch Zuflüsse im Mai und Juni in Höhe von 67 Millionen US-Dollar zum Teil ausgeglichen worden. Durch Zwischenfälle in US-amerikanischen und indonesischen Minen kamen Bedenken auf, ob die weltweite Kupferversorgung beeinträchtigt wird. Auch Zink stand im Fokus der Investoren. Sie haben ihre Positionen in Produkten auf das Industriemetall im zweiten Quartal netto um 13 Millionen US-Dollar ausgebaut.


ETPs auf Agrarrohstoffe haben Nettoabflüsse von insgesamt 108 Millionen US-Dollar verbucht. Damit wurden die Zuflüsse aus dem ersten Quartal wieder nahezu ausgeglichen. Die Mittelabflüsse betrugen allerdings nur ein Drittel der Abflüsse im entsprechenden Vorjahresquartal. Investoren haben ihre Positionen in Agrarprodukten zurückgefahren, da die Ernteerwartungen in den USA zuletzt gestiegen sind. Denn dort wurden so viel Getreide und Sojabohnen gesät wie nie zuvor. Die Erfahrungen aus dem letzten Jahr zeigen aber, dass anhaltende Dürrephasen die positiven Erwartungen schnell eintrüben können. Die Mittelflüsse bei den Produkten sind daher stark von den Wetterbedingungen im Sommer abhängig.
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Spannungen im Nahen Osten haben dafür gesorgt, dass die Abflüsse aus Öl-ETPs deutlich zurückgegangen sind. Nachdem die Abflüsse im ersten Quartal noch 848 Millionen US-Dollar betragen hatten, waren es im zweiten Quartal nur 170 Millionen US-Dollar. Die Zuflüsse in Erdgas-ETPs im Juni haben die Abflüsse im April und Mai grösstenteils ausgeglichen. Denn Investoren werteten die fallenden Preise für Henry Hub Erdgas als günstige Einstiegsgelegenheit.

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