Regulationsflut als Herausforderung für Hedgefonds

08.11.2010, 18:13 Uhr

Die Hedgefondsindustrie sieht sich nicht nur einer

anspruchsvoller werdenden Anlegerschaft, sondern auch einer steigenden Flut an

Regulationen gegenüber. Dies stellt die Anpassungsfähigkeit und die

Funktionsfähigkeit der Hedgefondsbranche erneut auf die Probe. Dexia Asset

Management (AM) sieht der Entwicklung mit gemischten Gefühlen entgegen, zieht

aber eine insgesamt positive Bilanz.




Fabrice Cuchet,
Leiter Alternative Anlagen bei Dexia Asset Management

Im Gefolge der Kreditkrise wurden zahlreiche Massnahmen

ergriffen oder eingeleitet, um die Stabilität des globalen Finanzsystems zu

sichern und das Vertrauen in die Banken und Anlagemärkte wiederzugewinnen. Dazu

gehören neben Basel III, Solvency II und UCITS IV die Volcker-Regel, die den

Handel auf eigene Rechnung einschränkt, striktere Regulationen bei den

OTC-Derivaten, Restriktionen bei Shortstrategien bzw. Leerverkäufen sowie die

Richtlinie zu den Managern alternativer Investmentfonds (AIFM). Ausserdem werden

die EU-Richtlinien über Märkte für Finanzinstrumente (MiFID) sowie über

vergleichbare Kundeninformationen (Packaged Retail Investment Products bzw.

PRIPS) überarbeitet.

Plötzliche Regeländerungen als grösste

Gefahr

Dexia AM glaubt, dass die Mehrzahl der regulatorischen

Entwicklungen positive oder neutrale Auswirkungen auf die alternative

Anlagebranche hat. Dies allerdings unter der Voraussetzung, dass die Regeln

klar, stabil und im Sinne eines transparenteren und kontrollierteren Marktes

sind.

"Gefährlich wären markante und ohne Absprache getroffene

Veränderungen der Regeln", warnt Fabrice Cuchet, Leiter Alternative Anlagen bei

Dexia AM. "So dürfen beispielsweise Regulierungsinstitutionen nicht die Befugnis

haben, Regeln in Bezug auf Hebelwirkungen oder Leeerverkäufe auf der Grundlage

unbekannter oder schlecht definierter Kriterien zu ändern. Dies war beim

plötzlichen Verbot von Leerverkäufen von Banktiteln im Oktober 2008 der Fall

gewesen. Damals konnten Hedgefondsmanager ihre Strategien nicht wie geplant

umsetzen und ihre Positionen nicht korrekt ausgleichen."

Solvency II als Chance

Die momentan im Rahmen von Solvency vorgesehenen Anpassungen

sind für alternativ verwaltete Fonds positiv, sofern sie transparent sind. Ohne

Transparenz sind die Kapitalkosten unverhältnismässig hoch, nämlich 49% für

alternativ verwaltete Fonds, während für eine Investition im Rahmen des

EuroStoxx 50-Aktienindex nur 39% berechnet werden.

Gewährleistet der Manager allerdings die notwendige

Transparenz, können diese Kosten erheblich reduziert werden: Um einige Prozent

bei marktneutralen Fonds wie Dexia Index Arbitrage, zwischen 10 und 20% bei

Fonds wie Dexia Long Short Risk Arbitrage oder Dexia Long Short Crédit und um

25% bei Fonds, die in High Yield-Unternehmensanleihen investieren. In diesem

Rahmen können die erforderlichen Kapitalkosten als attraktiv beurteilt werden,

da sie auf die Performance-Ziele und das Rendite-Risiko-Profil der Fonds besser

abgestimmt sind.

Regulierungen fördern das Aufkommen von

Newcits

Die Regulierungsflut sowie der Bedarf einiger Anlegersegmente

nach liquideren und transparenteren alternativen Anlagen fördern die Lancierung

neuer alternativer Fonds unter der Ucits III-Richtlinie, die sogenannten

Newcits. Laut Eurekahedge beläuft sich die Zahl der aufkommenden Newscits auf

nahezu 700. Deren Volumen hat die 100 Mrd. Euro-Marke überschritten. Dexia AM

schätzt, dass bald nahezu 1’000 Newcits auf dem Markt sind, die rund 10% der

weltweit alternativ verwalteten Vermögen ausmachen dürften.

Liquidität und Transparenz haben aber ihren Preis, betont

Fabrice Cuchet: "Bereits im Oktober 2009 prognostizierte ich eine

Underperformance von Newcits gegenüber den klassischen Hedgefondsindizes von

durchschnittlich 3%. Ich bleibe bei dieser Meinung, auch wenn die

Performanceunterschiede zwischen den beiden Anlageformen in den vergangenen zwei

Jahren noch nicht so ausgeprägt waren."

Typische Performancemuster am Ende der

Rezession

Seit 6 bis 9 Monaten gestalten sich die Rahmenbedingungen für

alle Risikoanlagen schwierig. Das Umfeld ist geprägt durch eine hohe Korrelation

aller Anlageklassen und Sektoren sowie durch ein Hickhack an positiven und

negativen Konjunkturnachrichten. Dies hat gemäss Fabrice Cuchet vor allem

Arbitragestrategien benachteiligt. Seiner Ansicht nach sind "derartige

Unsicherheiten nicht abnorm am Ende einer Rezession, und die Performances der

alternativen Fonds erinnert heute sehr stark an die Periode nach der Rezession

von 2002/2003."

Nach einer plötzlichen Erholung vom Tief im 1. Quartal 2003

stagnierten die Hedgefondsindizes während fast des ganzen Jahres 2004 auf

demselben Niveau bevor sie erneut anstiegen. Seit März 2009 wird dasselbe

Verhalten beobachtet: Anstieg über 12 Monate, dann Stabilisierung; ein sehr

klassisches Verhalten am Ende einer Rezession, wo zahlreiche Unsicherheiten

bestehen.

Zahlreiche Herausforderungen, neue Chancen

"Die historisch niedrigen Zinssätze wecken das Interesse der

institutionellen Anleger an Fonds mit asymmetrischem Risikoprofil, das den

Schutz des Kapitals mit dem Ziel absoluter Rendite kombiniert. Dexia Asset

Management wird konsequenterweise die Innovationsstrategie in diesem Bereich,

die vor 15 Jahren eingeleitet wurde, weiterverfolgen", folgert Fabrice Cuchet.

Heute bietet Dexia Asset Management im Bereich alternativer Anlagen eine

Anlagepalette mit mehr als 30 Fonds, darunter 22 Ucits III, die 15 verschiedene

Strategien abdecken. (cl)

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