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Portfolios mit breiten Burggräben schützen

Breite Burggräben können Unternehmen vor Konkurrenz schützen (Quelle: shutterstock, IR stone)
Breite Burggräben können Unternehmen vor Konkurrenz schützen (Quelle: shutterstock, IR stone)

Trotz anhaltender Tech-Hausse und Corona-Angst stiess diese Woche ein Event zu den Themen Value- und Moat Investing auf grosses Interesse. Denn angesichts steigender Bewertungen an den Anlagemärkten gewinnt der Portfolioschutz an Bedeutung.

18.09.2020, 09:42 Uhr

Redaktion: ras

Wie lange wird der Growth-Trend noch anhalten? Gewinnt Value-Investing an Bedeutung? Das Lunchevent "Quality at Fair Value / Hunting for Yield" im Zürcher Zunfthaus zur Waag, das von Swiss Fund & Finance Platform organisiert wurde, stiess jedenfalls auf hohes Interesse und zog rund 60 Gäste an. Natürlich unter Beachtung aller Corona-Schutzregeln. Vier spezialisierte Anlage-Boutiquen präsentierten langfristig ausgelegte Anlageansätze, welche sich vor allem an konservativ agierende Schweizer Institutionelle richten, die ihr Portfolio besser vor Wertschwankungen absichern wollen.

Starke Patente und grosse Netzwerke

Im Zusammenhang mit Portfolioschutz sprechen Anlageexperten nicht nur von Value-, sondern auch von Moat Investing. Philipp Schlegel, Managing Director von VanEck Switzerland, definiert diesen Ansatz folgendermassen: "Identifizierung von Unternehmen mit nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen zu attraktiven Bewertungen." Moats bzw. Burggräben schützen Unternehmen und deren Gewinnpotential langfristig vor Konkurrenz. Immaterielle Vermögenswerte können z.B. als Graben wirken. Starke Marken, Patente, Lizenzen und behördliche Vorschriften also. Unternehmen, die davon profitieren sind beispielsweise Sanofi, Coca-Cola sowie Johnson&Johnson. Schutz gewähren auch hohe Wechselkosten. Wenn Kunden also zu einem Konkurrenten wechseln. Hier sind ADP, Oracle oder Intuitive Surgical gute Beispiele.

Netzwerkeffekte dienen ebenfalls als Bollwerk. Mit steigender Userzahl erhöht sich der Unternehmensnutzen. Dies ist der Fall bei Facebook MasterCard sowie CME-Group. Kostenvorteile durch Skaleneffekte, Standorte, Assetzugang oder effiziente Prozesse können ebenfalls Konkurrenten abschrecken. Amazon, Novo Nordisk sowie AB InBev sind typische Beispiele. Bei APS, Carnival sowie National Grid spielen vor allem Skaleneffekte eine Schutzrolle.

Ausschlaggebend für den Anlageerfolg ist laut Schlegel, nicht nur sogenanntes "Wide Moat" zu identifizieren, also schwer zu überwindende Gräben, sondern auch günstige Bewertungen. Dabei stützt sich VanEck auf das bewährte Morningstar Economic Moat Rating und den darauf aufbauenden Morningstar Wide Moat Focus Index. Dieser lieferte in den vergangenen 12,5 Jahren eine annualisierte Rendite von 12,3% (in USD) und schlug damit den S&P 500 deutlich. Zugang zu diesem US-Aktien-Index bietet der VanEck Vectors Morningstar US Wide Moat UCITS ETF, dessen CHF-Tranche an der Schweizer Börse SIX kotiert ist.

Eigentümer und Sicherheitsmarge als weitere Bollwerke

Auch der aktive Anlageansatz des Frankfurter Asset Managers Shareholder Value basiert zum Teil auf Moats. Diese sichern gemäss Ralph Baumann, Managing Director Switzerland, die langfristige Gewinnstabilität eines Unternehmens. Instagram z.B. verfügt über ein starkes Netzwerk, SAP profitiert von hohen Wechselkosten, Roche zeichnet sich durch solide immaterielle Werte aus. Der strenge Wert-Ansatz von Shareholder Value fokussiert zudem auf Unternehmen, welche von den Eigentümern geführt werden. Dadurch werden gemäss Baumann Interessenkonflikte von Principal Agents abgefedert. Beispiele dazu sind Siemens sowie Sixt. Natürlich fliesst auch die laufende Marktbeurteilung in den Anlageprozess ein.

Ein weiteres wichtiges Element dieses Value-Ansatzes ist eine Sicherheitsmarge gegenüber dem fairen Wert eines Unternehmens. Gekauft werden ausgewählte Titel nur, wenn der Marktpreis den inneren Wert um die Sicherheitsmarge unterschreitet. Verkauft wird, wenn der Marktpreis den inneren Wert überschreitet. Die laufende Unternehmensanalyse, die Ermittlung des inneren Wertes sowie der Sicherheitsmarge sind laut Bachmann sehr aufwändig. Doch stelle der aktive Anlageansatz sicher, dass langfristig eine Überrendite erzielt wird und auf Dauer kein Geld verloren sowie eine mittel- bis langfristig überdurchschnittliche Rendite erzielt wird.

Vorbilder von Shareholder Value sind Investmentlegenden wie Benjamin Graham, auch wenn wertorientierte Anleger heute beim Zukauf von Titeln höhere Bewertungen akzeptieren als früher. Deshalb befinden sich im Portfolio des Flaggschifffonds Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen neben typischen Valuetiteln wie AB InBev und Berkshire Hathaway auch Growth-Werte wie Alibaba und Alphabet.

Private Equity mit hohem Discount

Value existiert nicht nur im traditionellen, sondern auch im alternativen.Aktienbereich. Dazu präsentierte Michel Degosciu, Managing Partner der LPX Group, anhand des LPActive Value Fund einen Anlageansatz im Private Equity-Segment. Anlageuniversum bilden kotierte Private Equity-Beteiligungsgesellschaften, welche einen deutlichen Discount zum Net Asset Value (NAV) aufweisen und ein erfolgversprechendes diversifiziertes Portfolio aufgebaut haben. Dabei liegt der Fokus auf Buyouts, auf etablierten Unternehmen also, wo eine Nachfolgelösung von Vorteil ist. Portfolios mit Start-ups werden soweit wie möglich gemieden.

"Aktuell handeln die Unternehmen zu sehr hohen Discounts, ähnlich wie in der Finanzkrise von 2008/09", erklärt Degosciu und ergänzt: "Damals waren die Bewertungen ein klares Kaufsignal und der Fonds entwickelte sich 2009 sehr positiv." Nach der Corona-Krise scheint sich der Markt wieder langsam zu normalisieren, wozu auch Aktienrückkäufe beitragen. Die Unternehmensbewertungen liegen wieder auf Vorkrisenniveau und es werden erfolgreiche Exits durchgeführt, meint der Managing Partner. Dementsprechend erholt sich der Kurs des Fonds, der Corona bedingt stark gefallen war, wieder kräftig. Auch die Dividendenrendite, die 2019 bei 7% lag, sei nach wie vor attraktiv.

Als typisches Beispiel einer Topposition nennt Degosciu die an der Londoner Börse notierte HgCapital Trust. Das Unternehmen bietet vor allem Buyout-Kapital für europäische und britische IT-Firmen. Es hat sich während der Finanzkrise gut gehalten und beweist in der momentanen Krise erneut eine hohe Stabilität. Auch nach der aktuellen Krise zeigt der Kurs nach oben, sodass der Disount zum NAV schrumpfte. Die Position erfülle weiterhin die Selektionkriterien des Fonds und zählt damit neben der französischen Wendel sowie der kanadischen Onex zu den Topholdings des Fonds.

Auf der Suche nach Fixed Income-Value

Der Value-Ansatz kann auch im Fixed Income-Bereich angewendet werden, um in einem schwachen Marktumfeld Einkommen zu generieren. Gute Chancen bietet der Hochzinsbereich knapp im Investment Grade-Bereich. Der Schweizer Asset Manager Lemanik Invest ermöglicht dies gemäss Produktspezialist Paolo Rossi mit zwei Non-Core- sowie mit zwei Core-orientierten Methoden, die im Hartwährungsbereich operieren.

Core-Flaggschiff des Unternehmens ist der Lemanik Sicav Active Short Term Credit Fonds, der auch eine CHF-Tranche für Schweizer Institutionelle offeriert. Er verfolgt eine Buy and Hold-Strategie. Das Portfolio enthält ausgewählte Titel mit Fokus auf Nordic- und Emerging Markets-Regionen und hält diese bis zum Verfall. Erworben werden Titel mit einer Restlaufzeit von weniger als 24 Monaten, wobei die Duration und das Rating nicht ausschlaggebend sind. Eine etwas längerfristige Core-Strategie verfolgt Lemanik Sicav Spring, der Bonds mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren erwirbt.

Der Lemanik Sicav Global Bond wird gemäss Rossi wohl in European Bond umbenannt, weil der Fokus im europäischen Core-Bereich liegt. Das Anlagevehikel ist zurzeit vor allem im Finanzsektor aktiv und konzentriert sich bei der Auswahl der Titel eher auf die Qualität des Geschäftsmodells als auf das Rating. Ebenfalls im Core-Segment operiert der Lemanik Sicav Selected Bond. Sein Spezialgebiet sind AT1-Wandelanleihen, also sogenannte Contingent Convertible Bonds bzw. CoCos. Falls diese Produkte bzw. eine Kombination davon das Bedürfnis eines Anlegers nicht voll abdecken, können laut Rossi massgeschneiderte Lösungen kreiert werden.

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