22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
Der US-Konzern Pfizer führt offenbar Gespräche über eine Übernahme des Biotech-Unternehmens Seagen. Experten erwarten für das laufende Jahr eine neue Welle bei Firmenübernahmen in der Pharmabranche.
Die Verhandlungen befinden sich laut einem Artikel des Wall Street noch in einem frühen Stadium. Im Erfolgsfall könnten sie aber zu einem Deal im Volumen von deutlich mehr als den 30 Milliarden Dollar führen, mit denen Seagen zuletzt an der Börse bewertet wurde. Die Aktie des US-Unternehmens, das sich vor allem auf die Entwicklung von Krebsmedikamenten konzentriert, legte in Reaktion auf die Meldung bereits um gut elf Prozent zu.
Eine Übernahme in dieser Grössenordnung wäre der zweite Pharmadeal in zweistelliger Milliardenhöhe innerhalb weniger Monate und damit ein weiteres Signal dafür, dass sich die Aktivitäten mit Fusionen und Übernahmen in der Pharmaindustrie wieder intensivieren.
Experten von PwC etwa schätzen in ihrem jüngsten M&A-Report zur Pharmabranche, dass das Dealvolumen 2023 nach dem Rückgang im vergangenen Jahr wieder auf das frühere Niveau von 225 bis 275 Milliarden Dollar zurückkehren wird. Mittelgrosse Transaktionen dürften dabei laut PwC zwar im Vordergrund stehen. Es könne aber auch zu mehreren Deals in der Grössenordnung bis 40 Milliarden Dollar kommen. Mitte Dezember erst hatte der US-Konzern Amgen die Übernahme der irischen Horizon Pharmaceuticals für 28 Milliarden Dollar vereinbart.
Seagen gilt seit Längerem bereits als einer der Haupt-Übernahmekandidaten in der US-Biotech-Branche. Im vergangenen Jahr interessierte sich auch der amerikanische Pharmariese Merck & Co. für das Unternehmen, konnte damals aber offenbar keine Einigung in den Preisverhandlungen erzielen.
Pfizer, Merck sowie eine Reihe weiterer Pharmakonzerne stehen vor relativ grossen Patentabläufen in den kommenden Jahren und daher unter Druck, ihre Produktsortimente mit neuen innovativen Medikamenten zu ergänzen. Zugleich verfügen sie nach verschiedenen Abspaltungen oder Verkäufen in den vergangenen Jahren und dank hoher Einnahmen aus dem Coronageschäft über eine sehr solide Finanzkraft.
Pfizer etwa erzielte mit dem gemeinsam mit Biontech entwickelten Covidimpfstoff Comirnaty und dem Medikament Paxlovid in den vergangenen beiden Jahren einen Umsatz von zusammen mehr als 90 Milliarden Dollar und hat damit seine Position als weltweit führender Pharmahersteller gefestigt.
Allerdings werden die Coviderlöse in den kommenden Jahren stark sinken, zudem laufen mehrere wichtige Patente aus. Pfizer hat sich daher vorgenommen, bis 2030 ein zusätzliches Umsatzpotenzial von 25 Milliarden Dollar durch Zukäufe zu schaffen.
Etwa 10,5 Milliarden Dollar hat sich der Konzern nach eigener Einschätzung bereits durch die Übernahmen der Biotech-Firmen Arena, Biohaven, Global Blood Therapeutics und Reviral in den vergangenen beiden Jahren gesichert.
Seagen würde ihn ein weiteres Stück voranbringen und vor allem die Position im Bereich der Krebsmedizin stärken. Das 1998 gegründete Biotech-Unternehmen mit Sitz in Seattle und gut 3000 Mitarbeitern gilt als ein Vorreiter auf dem Feld der Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, einer neuen Klasse von Krebsmedikamenten, die derzeit für Furore im Markt sorgt. Dabei werden Antikörper mit einem Zellgift gekoppelt, das auf diese Weise gezielt zu den Tumorzellen transportiert wird.
Ein gutes Dutzend solcher Antikörper-Konjugate ist bisher zugelassen, weitere 100 befinden sich in klinischen Tests. Auch deutsche Biotech-Firmen wie Heidelberg Pharma und das Münchener Start-up Tubulis arbeiten auf dem Gebiet. Als besonderer Erfolg für die Wirkstoffklasse gilt derzeit vor allem das von Daiichi Sankyo und Astra-Zeneca entwickelte Krebsmedikament Enhertu, das bei bestimmten Formen von Brustkrebs sehr gute Wirkung zeigte.
Seagen selbst hat bisher vier solcher Wirkstoffe durch die Zulassung gebracht und erzielte mit diesen Produkten sowie Lizenzeinnahmen 2022 einen Umsatz von knapp zwei Milliarden Dollar. Davon entfielen gut 40 Prozent auf das Hauptprodukt Adcetris, ein Medikament gegen verschiedene Formen von Lymphdrüsenkrebs.