Ökosysteme rund ums Wohnen verändern das Hypothekargeschäft

Anbieter von Ökosystemen rund ums Wohnen wollen den Kunden eine Plattform anbieten, die alle Bedürfnisse zu diesem Thema abdeckt. (Bild: Shutterstock.com/Pixeljoy)
Anbieter von Ökosystemen rund ums Wohnen wollen den Kunden eine Plattform anbieten, die alle Bedürfnisse zu diesem Thema abdeckt. (Bild: Shutterstock.com/Pixeljoy)

Finanzinstitute haben in den letzten Jahren vermehrt in Ökosysteme rund ums Wohnen investiert. Die IFZ Sourcing-Studie hat diese Entwicklung analysiert und kommt zum Schluss, dass die Ökosysteme das Hypothekargeschäft verändern und sich langfristig nur wenige durchsetzen werden.

10.08.2021, 14:07 Uhr
Immobilien

Redaktion: rem

"Im Hypothekargeschäft beginnt der Kampf um den Kunden in Zukunft zu einem früheren Zeitpunkt als heute", sagt Urs Blattmann vom Institut für Finanzdienstleistungen IFZ der Hochschule Luzern. Banken könnten hier ins Hintertreffen geraten, da der potenzielle Kunde vor der Frage der Finanzierung eine ganze Reihe von Informationen benötige, die er aber nicht bei seinem Finanzinstitut suche. Dabei übernehmen Suchmaschinen eine wichtige Funktion. Es sei davon auszugehen, dass diese die Suche der Kunden zunehmend in Richtung der Ökosysteme lenken werden. Insgesamt ist somit laut den Studienautoren durchaus von einer Veränderung des Hypothekargeschäfts auszugehen.

"Andere Dienstleister wie Immobilien-Plattformen oder Immobilien-Makler haben mit dem Kunden schon Kontakt, lange bevor dieser sich überlegt, wo er wohl seine Hypothek bekommt. Aus diesem Grund versuchen Anbieter von Ökosystemen rund ums Wohnen dem Kunden eine Plattform anzubieten, wo alle seine Bedürfnisse zu diesem Thema abgedeckt werden", so Blattmann.

Helvetia, Mobiliar mit Raiffeisen aber auch Valiant oder Baloise und UBS mit key4, die vor kurzem eine Zusammenarbeit angekündigt haben, haben sich deshalb schon intensiv mit dem Thema beschäftigt und zum Teil auch beträchtliche Summen in den Aufbau entsprechender Plattformen investiert. "Im Rahmen unserer Studie haben wir deshalb die Frage untersucht, wohin diese Entwicklung führen könnte. Längerfristig, d.h. in einem Zeitraum von rund zehn Jahren, gehen die meisten der befragten Expertinnen und Experten davon aus, dass sich in der Schweiz eines bis drei Ökosysteme im Bereich Wohnen durchsetzen werden. Einer der Orchestratoren eines bereits bestehenden Ökosystems erwartet sogar, dass gemäss dem Motto 'the winner takes it all', dem Erfolgreichen besondere Vorteile winken", sagt Blattmann.

Beratung bleibt "Asset" der Banken

Banken sehen in Ökosystemen eher Chancen als Risiken und seien daran interessiert, im Thema Wohnen in der eigenen Region auch auf den digitalen Kanälen präsent zu sein. Tendenziell werde sich das Hypothekargeschäft dadurch noch vermehrt in Richtung der digitalen Kanäle entwickeln, respektive der digitale Anteil im hybriden Ansatz werde weiter an Bedeutung gewinnen.

Im Grunde sei das "Asset" der Bank aber nach wie vor die Beratung. Entsprechend müssten Banken versuchen, mit den neuen Möglichkeiten auch ihren Beratungskatalog zu erweitern. Nur so werde es gelingen, sich auch in Zukunft mit Beratung und regionaler Nähe differenzieren zu können. Insofern komme es den Instituten entgegen, dass bei Neuhypotheken die Abschlüsse in der Regel über die Beratung erfolgen, so Blattmann.

Margendruck steigt

Nach Einschätzung der Autoren der Studie, die von den Banken bestätigt werde, dürfte die intensivere Nutzung des Internets, wo Vergleiche nur einen Klick entfernt sind, nochmals zu einem Anwachsen des Margendrucks führen. Dies wiederum werde bei Banken die Kostensensitivität insbesondere auch bei der Abwicklung von Hypothekargeschäften deutlich erhöhen. Zudem werde die Auseinandersetzung mit der zukünftigen Rolle der Bank in diesem Geschäft auf der strategischen Ebene auch zu einem Überdenken der Geschäftsmodelle führen. Denn diejenigen Institute, welche sich an Ökosystemen beteiligen wollen, müssten zum einen ihre Rolle genau definieren und zum andern einen exakten Plan entwickeln, wie sie trotz sinkender Margen im Markt erfolgreich bestehen wollen, so die Studienautoren. Und damit komme dann wieder die Kostenseite und die Frage ins Spiel, ob die Bank selbst noch in der Lage ist, ausreichend kostengünstig zu produzieren und ob sich die erforderlichen Investitionen beispielweise in die Digitalisierung der Verarbeitung des Hypothekargeschäftes noch rechnen.

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