Negativzinsen: Bankiervereinigung fordert Ausstieg aus dem Krisenmodus
Die Bankiervereinigung findet es an der Zeit, den Weg für den Ausstieg aus den Negativzinsen zu ebnen. (Bild: Waldemarus/shutterstock.com)
Die Bankiervereinigung zeigt in einer neuen Studie auf, dass Negativzinsen kaum noch Wirkung haben, aber strukturell problematisch sind. Negativzinsen müssten eine ausserordentliche Massnahme in der Geldpolitik bleiben und dürften nicht zur Normalität werden.
Die Negativzinsen bestehen in der Schweiz seit bald fünf Jahren. Wie die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) in einer Medienmitteilung schreibt, habe die Ende 2014 von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) eingeleitete Massnahme ihre Berechtigung gehabt. Inzwischen sei aus der einst erfolgreichen Notmassnahme die "neue Normalität" geworden.
Die SBVg hat nun in einer Studie Wirkung und Folgen der Negativzinsen analysiert. Die Bankiervereinigung betont, sie stelle die Unabhängigkeit der SNB in ihrer Geldpolitik nicht in Frage. Sie ist aber überzeugt, dass es einen öffentlichen Diskurs über die gesamtwirtschaftlichen Folgen der Negativzinsen brauche und es angezeigt sei, den Weg für den Ausstieg aus dem Krisenmodus zu ebnen.
Die Studie stellt eine geringe Wirkung und negative Folgen der Negativzinsen fest und kommt zum Schluss, dass Auswege aus dem Krisenmodus gefunden werden müssen. Dazu Martin Hess, Chefökonom der Schweizerischen Bankiervereinigung: "Negativzinsen sind vergleichbar mit einem Notfallmedikament: Kurzfristig können sie trotz Risiken einen grossen Nutzen haben. Langfristig verlieren sie jedoch an Wirkung, während die Nebenwirkungen immer grösser werden."
Die Folgen der aktuellen Zinspolitik
Die Studie der Bankiervereinigung ortet in folgenden Bereichen langfristige strukturelle Folgen der aktuellen Zinspolitik auf die Schweiz und ihre Volkswirtschaft:
Die Gefahr der Blasenbildungen in einzelnen Anlagenklassen wächst. Der Anlagenotstand aufgrund der tiefen Renditen von festverzinslichen Anlagen habe zum Beispiel auf dem Immobilienmarkt dazu geführt, dass die realen Preise von Immobilien in der Schweiz inzwischen auf Höchststände angestiegen sind, während zugleich die Leerstände deutlich zugenommen haben.
Negativzinsen bestrafen Sparer und setzen gleichzeitig starke Anreize für den Staat, für Firmen und für Haushalte, sich stärker zu verschulden.
Der Negativzins der Notenbanken belastet die Banken direkt: 2018 hatte die SNB 2 Mrd. Franken an Negativzinsen eingenommen. Dies schmälere die Profitabilität der Banken signifikant, kritisiert die SBvg. Diese grundsätzliche Problematik bleibe auch mit den neuen, erhöhten Freibeträgen auf SNB-Girokonten bestehen.
Die Krisenstimmung droht Konsumenten und Investoren zu lähmen. Anhaltende Negativzinsen würden in der Öffentlichkeit mit einem "Krisenszenario" gleichgesetzt, stellen die Studienautoren fest. Sie wirkten dadurch nicht stimulierend, sondern könnten die Wirtschaftsaktivitäten hemmen und die Inflation dämpfen. Zudem würden sie den geldpolitischen Handlungsspielraum in einem allfälligen Abschwung einschränken.
Eine weitere Folge der aktuellen Zinspolitik ist laut der Studie, dass der Anlagenotstand und die geringeren Renditen die Stabilität der Vorsorgewerke gefährden. Die negativen Zinsen verschärften die Problematik des bereits tiefen Zinsniveaus für die Vorsorgewerke zusätzlich. Einerseits würden die Banken die negativen Zinsen zum Teil an ihre Grosskunden wie eben Pensionskassen weitergeben. Andererseits hätten die Negativzinsen das gesamte Zinsniveau in der Schweiz nochmals abgesenkt und damit den Versicherten bei den Pensionskassen fast flächendeckend die bisherigen Erträge gekürzt. Dieser Mechanismus hat laut SBVg wirtschaftliche und soziale Folgen – insbesondere für die Rentnerinnen und Rentner von morgen.
Wirtschaftliche Offenheit, kluge und fokussierte Regulierung, eine solide Reputation sowie ein innovationsfreundliches Umfeld sind für die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Bankenplatzes zentral.
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