23.12.2024, 14:23 Uhr
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Die Nationalbank belässt den Leitzins und den Zins auf Sichtguthaben unverändert bei −0,75%. Sie ist weiterhin bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren. Die expansive Geldpolitik erachtet die SNB angesichts der Inflationsaussichten in der Schweiz nach wie vor als notwendig und verteidigt die Negativzinsen.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) belässt den Leitzins und den Zins auf Sichtguthaben bei der SNB unverändert bei -0,75%, wie sie an ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung am Donnerstag mitteilte. Sie ist weiterhin bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren und berücksichtigt dabei die gesamte Währungssituation. Die expansive Geldpolitik sei angesichts der Inflationsaussichten in der Schweiz nach wie vor notwendig.
Der Franken sei weiterhin hoch bewertet, und die Lage am Devisenmarkt bleibe fragil. Die SNB betont in ihrer Lagebeurteilung, dass sie mit dem Negativzins und der Interventionsbereitschaft weiterhin der Attraktivität von Anlagen in Franken entgegenwirken und dadurch den Aufwertungsdruck verringern sowie die Preisentwicklung stabilisieren und die Wirtschaftsaktivität unterstützen könne.
In letzter Zeit wurde aus verschiedenen Kreisen Kritik an der SNB laut, weil sie unbeirrt an den Negativzinsen festhalte, obwohl diese auf dem aktuell tiefen Niveau ihre angepeilte Wirkung gar nicht mehr erzielen würden. SNB-Präsident Thomas Jordan nahm sich daher am Donnerstag viel Zeit, um seine Argumente für den Negativzins zu erklären. Laut ihm hätte eine Anhebung des Zinses nämlich weitreichende Folgen: "Frankenanlagen würden wesentlich attraktiver, und wir müssten mit einer raschen und starken Aufwertung rechnen." Bei einem Zinsschritt auf null müsste seiner Meinung sogar mit einer Rezession gerechnet werden. Die Inflation käme laut den SNB-Chef dann wohl weit im negativen Bereich zu liegen, und die Arbeitslosigkeit nähme zu.
Die SNB sei sich aber bewusst, dass die tiefen Zinsen Herausforderungen mit sich brächten, versuchte der SNB-Präsident die Kritiker zu beruhigen "Uns ist klar, dass die Negativzinsen gerade mit Blick auf die spätere Pension viele Menschen verunsichern", sagte er. Man nehme die "Nebenwirkungen" ernst. So würden zum Beispiel die Banken nur so stark belastet wie nötig. Sein Fazit aber ist klar: "Wir sind überzeugt, dass der Nutzen des Negativzinses klar überwiegt."
Der Hauptgrund für die tiefen Zinsen in vielen Volkswirtschaften sei, dass seit geraumer Zeit global mehr gespart und verhältnismässig wenig investiert werde, dann sinke der Zins, bei dem die Wirtschaft im Gleichgewicht sei, so Jordan. Und dies habe mit der Demografie und geringen Produktivitätsfortschritten zu tun.
Die SNB hält an ihrem bisherigen Basisszenario für die Weltwirtschaft fest. Sie rechnet kurzfristig mit einer weiterhin verhaltenen Konjunkturdynamik. Die geldpolitische Lockerung dürfte dazu beitragen, dass die Konjunktur und in der Folge auch die Inflation mittelfristig wieder anziehen. Die neue bedingte Inflationsprognose der SNB liegt für die kommenden Quartale leicht tiefer als noch im September. In der längeren Frist ist die Inflationsprognose nahezu unverändert. Für 2019 liegt sie bei 0,4%, für 2020 bei 0,1% und für 2021 bei 0,5%. Die bedingte Inflationsprognose beruht auf der Annahme, dass der SNB-Leitzins über den gesamten Prognosezeitraum bei −0,75% bleibt.
Die Schweizer Wirtschaft wuchs im dritten Quartal gemäss erster Schätzung um 1,6%. Das Wachstum wurde hauptsächlich von der verarbeitenden Industrie getrieben. In diesem Sektor nahm die Wertschöpfung dank eines kräftigen Wachstums der Exporte von pharmazeutischen Produkten deutlich zu. Die übrigen Branchen der verarbeitenden Industrie entwickelten sich dagegen im Einklang mit der Verlangsamung der internationalen Industriekonjunktur bescheidener. Der Arbeitsmarkt bleibt eine wichtige Stütze der Konjunktur. Die Zahl der Beschäftigten nahm weiter leicht zu, während die Arbeitslosigkeit bis November auf tiefem Niveau verharrte.
Das BIP-Wachstum dürfte 2019 rund 1% betragen, und die SNB erwartet für 2020 ein Wachstum zwischen 1,5% und 2%. Das stärkere Wachstum im nächsten Jahr widerspiegelt zum einen die erwartete allmähliche Festigung der internationalen Konjunktur und zum anderen einen Sondereffekt. So enthält die Prognose die Einnahmen aus internationalen Sportgrossanlässen, die das Wachstum um rund einen halben Prozentpunkt erhöhen dürften.
Am Hypothekar- und Immobilienmarkt bleiben laut SNB die Ungleichgewichte bestehen. Sowohl die Hypothekarkredite als auch die Preise für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen stiegen in den letzten Quartalen weiter leicht an, während die Preise für Wohnrenditeliegenschaften stagnierten. Trotzdem bestehe besonders in diesem Segment aufgrund der starken Preiszunahme der vergangenen Jahre und der steigenden Leerstände die Gefahr einer Korrektur. Die Nationalbank begrüsst deshalb die jüngste Revision der Selbstregulierungsrichtlinien der Banken im Bereich der Renditeliegenschaften, die im Januar 2020 in Kraft tritt. Die SNB beobachte die Entwicklungen am Hypothekar- und Immobilienmarkt weiterhin aufmerksam und prüfe regelmässig, ob der antizyklische Kapitalpuffer angepasst werden müsse, heisst es in der heutigen Mitteilung.