26.11.2024, 14:35 Uhr
Die Grossbank UBS will ihr derzeitiges Wertpapier-Joint-Venture in China vollständig übernehmen. Der Prozess, die Beteiligung an «UBS Securities» auf 100 Prozent zu erhöhen, sei im Gange, hiess es auf Anfrage der...
Verwaltungsräte im europäischen Finanzdienstleistungssektor erzielen Fortschritte, bleiben aber laut einer Studie von EY hinter den Erwartungen der Anleger in Bezug auf Nachhaltigkeit, Technologie und Diversität zurück. Die Schweiz bildet keine Ausnahme.
Laut dem ersten EY European Financial Services Boardroom Monitor sind viele Verwaltungsräte der grössten europäischen Finanzdienstleister unterbesetzt, wenn es um Kompetenzen, Erfahrung und Diversität geht – Bereiche, die Anleger als wichtig erachten. Die am Montag veröffentlichte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Verwaltungsräte von europäischen Finanzdienstleistern zwar in Bezug auf Politik, Finanzen, Rechnungswesen, Recht und Compliance gut qualifiziert sind, aber noch nicht über genügend Geschlechterdiversität, Nachhaltigkeit oder technologisches Fachwissen verfügen. Diese Bereiche stehen jedoch im Fokus der Anleger bei der Entscheidung, ob ein Unternehmen eine attraktive Anlage darstellt.
Der Boardroom Monitor von EY in der Schweiz gibt Aufschluss über die Erfahrung, die Ausbildung und die Kompetenzen von Verwaltungsratsmitgliedern im MSCI European Financials Index und in mehreren weiteren grossen nationalen Institutionen. Zu den von der Studie erfassten Unternehmen gehören zehn grosse Schweizer Unternehmen aus der Finanz- und Versicherungsbranche mit insgesamt 110 Verwaltungsratsmitgliedern. Neben dem Boardroom Monitor hat EY die Meinung von mehr als 300 institutionellen Anlegern in Finanzunternehmen in Grossbritannien (202), in Deutschland (33), der Schweiz (34) und Frankreich (33) eingeholt und ihre Erwartungen an die Verwaltungsräte von Finanzdienstleistern mit dem Status quo in Europa verglichen.
44% der befragten Anleger geben an, dass die Geschlechterdiversität eines Verwaltungsrats ihre Entscheidung, in ein Finanzdienstleistungsunternehmen zu investieren, erheblich beeinflusst, während nur 16% sagen, dass dies ihre Entscheidung überhaupt nicht beeinflusst. Obwohl in allen untersuchten europäischen Finanzdienstleistungsunternehmen Frauen in den Verwaltungsräten vertreten sind, liegt das Verhältnis der Geschlechter in allen Unternehmen derzeit bei 37% Frauen und 63% Männern. Bei den Schweizer Banken und Versicherungen ist der Anteil der weiblichen Verwaltungsratsmitglieder noch geringer: Die Geschlechterverteilung liegt bei 28% Frauen und 72% Männern.
In den deutschen Aufsichtsräten der Finanzdienstleister ist die Geschlechterdiversität am geringsten: Derzeit sind 25% der Aufsichtsratsmitglieder Frauen und 75% Männer. Insgesamt sind Frankreich und Italien am weitesten fortgeschritten, was die Geschlechterdiversität in Verwaltungsräten betrifft. In Italien sind 47% der Verwaltungsratsmitglieder weiblich und 53% männlich, in Frankreich sind es 44% Frauen und 56% Männer. Im Vereinigten Königreich sind 39% der Verwaltungsratsmitglieder Frauen und 61% Männer.
Die grösste geschlechtsspezifische Diversität mit 41% Frauen und 59% Männern ist bei den Verwaltungsratsmitgliedern von Vermögensverwaltern und Asset Managern zu verzeichnen. In den Verwaltungsräten der Banken liegt dieser Anteil lediglich bei 37% Frauen und 63% Männern, und in denen der Versicherer bei 36% Frauen und 64% Männern.
Die Daten des EY Boardroom Monitor deuten jedoch darauf hin, dass Frauen in den Verwaltungsräten zunehmend besser vertreten sind. Die Analyse zeigt, dass 42% der Verwaltungsratsmitglieder, die in den letzten drei Jahren ernannt wurden, Frauen sind. Die durchschnittliche Amtszeit von weiblichen Verwaltungsratsmitgliedern beträgt 55 Monate, während sie bei Männern bei 65 Monaten liegt.
Mehr als die Hälfte (51%) der institutionellen Anleger geben an, dass politische Erfahrung im Verwaltungsrat für die Attraktivität eines Unternehmens "wichtig" sei, ein Viertel (25%) hält dies sogar für "sehr wichtig". 97% der untersuchten Finanzdienstleister haben mindestens ein Verwaltungsratsmitglied mit Erfahrung in der Politik oder einem staatlichen Industriegremium, und in 44% aller untersuchten Unternehmen besteht der Verwaltungsrat zu mehr als einem Drittel aus Personen mit politischer Erfahrung.
Der Markt mit den geringsten politischen Kompetenzen im Verwaltungsrat ist Italien, wo nur 20% der Verwaltungsratsmitglieder über diese Kompetenzen verfügen. Auf Branchenebene verfügen 100% der Asset-Management- und Versicherungsverwaltungsräte über politische Erfahrung, während im Bankenwesen 94% der Unternehmen über politische Erfahrung in ihren Verwaltungsräten verfügen.
Weiter sitzt bei allen Unternehmen mindestens eine Person mit Erfahrung im Bereich Rechnungswesen und Finanzen im Verwaltungsrat. 50% der befragten Anleger sind der Meinung, dass Erfahrungen im Rechnungswesen im Verwaltungsrat einen "bedeutenden" oder "sehr bedeutenden" Einfluss auf die Attraktivität eines Unternehmens haben, während nur 17% angeben, dass dies "überhaupt keinen bedeutenden" Einfluss hat.
Bei sechs von zehn Unternehmen sind Mitglieder mit Erfahrung in den Bereichen Recht und Compliance im Verwaltungsrat vertreten. Mehr als die Hälfte (51%) der Aktionäre sehen es als ein "erhebliches Problem", wenn ein Unternehmen auf Verwaltungsratsebene wenig oder gar keine Erfahrung in den Bereichen Recht und Compliance hat, wobei 22% dieser Gruppe institutioneller Anleger dies sogar als ein "sehr erhebliches" Problem erachten.
Im Vergleich zu Vermögensverwaltern und Asset Managern verfügen Banken und Versicherer in ihren Verwaltungsräten über ein deutlich höheres Mass an Erfahrung im Bereich Recht und Compliance. 71% der Versicherer und 69% der Banken haben Personen mit Erfahrung in den Bereichen Recht und Compliance in ihre Verwaltungsräte berufen.
In Zukunft sehr gefragt sein werden laut EY Erfahrungen in den Bereichen Nachhaltigkeit, FinTech und Cybersicherheit. Mehr als die Hälfte (51%) der Anleger sind der Meinung, dass die Erfahrung des Verwaltungsrats im Bereich der Nachhaltigkeit einen "bedeutenden" Einfluss auf die Attraktivität eines Unternehmens hat, wobei 22% sogar der Meinung sind, dass dies einen "sehr bedeutenden" Einfluss auf die Anlageentscheidung für oder gegen ein Unternehmen hat. Während in 34% der Bankverwaltungsräte Personen mit Nachhaltigkeitshintergrund sitzen, verfügen nur 11% der Vermögensverwalter und Asset Manager und nur 4% der Versicherer über ähnliche Erfahrungen auf Verwaltungsratsebene. In allen europäischen Finanzdienstleistungsunternehmen verfügen nur 2% der Verwaltungsratsmitglieder über Berufserfahrung im Bereich Nachhaltigkeit.
Die Mehrheit (54%) der Anleger in Finanzunternehmen ist der Meinung, dass Unternehmen über Erfahrungen im Bereich FinTech auf Verwaltungsratsebene verfügen sollten. Allerdings verfügen nur 9% der untersuchten Finanzdienstleister in ihren Verwaltungsräten über Erfahrungen in diesem Bereich. Die Daten deuten laut EY jedoch darauf hin, dass die FinTech-Erfahrung für die Verwaltungsräte europäischer Finanzdienstleister immer wichtiger wird.
Mehr als die Hälfte (53%) der Aktionäre ist der Ansicht, dass es ein "erhebliches Problem" darstellt, wenn der Verwaltungsrat eines Unternehmens wenig oder gar keine Erfahrung im Bereich der Cybersicherheit hat.
Weiter ergab der EY Boardroom Monitor, dass 20% der Verwaltungsräte europäischer Finanzdienstleister derzeit über mindestens ein Verwaltungsratsmitglied mit Berufserfahrung im Bereich Human Resources (HR) verfügen, von denen die Hälfte (50%) in den letzten drei Jahren in diese Funktion berufen wurde, was darauf hindeutet, dass HR in den letzten Jahren auf Verwaltungsratsebene immer mehr in den Mittelpunkt gerückt ist.