Mike Kerley von HGI ortet Dividendenperlen in Asien

23.09.2009, 08:01 Uhr

Asien ist weit weniger von der Finanzkrise betroffen als die westlichen Industrieländer. Damit kann die Region ihre demographischen und wirtschaftlichen Vorteile voll ausspielen und sich tendentiell vom Rest der Welt abkoppeln. Der Asienspezialist Mike Kerley von Henderson Global Investors war gerade zu Besuch in Zürich und empfahl in erster Linie dividendenkräftige Valuewerte.

«Der Credit Crunch war das beste, was Asien passieren konnte», betonte der Asienspezialist Mike Kerley kürzlich an einem von Henderson Global Investors organisierten Fachanlass im noblen Zürcher Hotel Baur au Lac. Denn die Krise habe sich als Katalysator erwiesen, der den asiatischen Unternehmen und damit den Finanzmärkten zu einer graduellen Abkoppelung vom globalen Zyklus verhilft. Jetzt kommen die Stärken Asiens zum Tragen.

Abkoppelungstendenzen vom Rest der Welt

Als Grund für seine Zuversicht führte der Analyst und Fondsmanager einige grundlegende Unterschiede von Asiens Wirtschaft im Vergleich zu den westlichen Industrienationen an: Die Banken sind liquide und willig Gelder zu verleihen, die Konsumenten sind nicht überschuldet, verfügen über satte Sparpolster sowie einen hohen Nachholbedarf, die Finanzbehörden haben mehr Raum für stimulierende Massnahmen. Dank diesen Faktoren, der demographischen Dynamik sowie den günstigen Arbeitskräften kann sich Asien viel schneller vom Schock an den Finanzmärkten erholen als der Rest der Welt.

Mike Kerley, Asienspezialist von
Henderson Global Investors

«Der Export in die westlichen Industrieländer hat zwar für die asiatischen Exportindustrien stark an Dynamik verloren, doch wird dies weitgehend durch steigende Investitions- und Konsumausgaben in den asiatischen Binnenmärkten kompensiert», ist Kerley überzeugt. Zudem sind die Regierungen bereit, die Exporteinbussen in die schwächelnden westlichen Industrieländer mit Konjunkturpaketen auszugleichen. Das grösste Wirtschaftswachstum ortet der Analyst in China, wo das Bruttoinlandprodukt 2010 um rund 10 Prozent zunehmen dürfte, gefolgt von Indonesion (8 Prozent), Indien, Hongkong und Singapur (4 bis 5 Prozent). Demgegenüber werden die USA, Euroland und Japan um weniger als 2 Prozent zulegen.

Schwelllenländer als globale Wirtschaftsmotoren

«Waren die USA in den letzten 10 Jahren der Wachstumsmotor der Weltwirtschaft, werden es die nächsten 10 Jahre die Schwellenländer sein», bekräftigte Kerley. Viele Anleger haben das erkannt. Sie bevorzugen nach dem globalen Aktiencrash die asiatischen Börsen, die sich denn auch bereits markant erholt haben. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 und einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 2 gelten sie im Schnitt bereits als fair bewertet. «Um diesen Bewertungen Rechnung zu tragen, sollte man einen längerfristigen Anlagehorizont haben», empfiehlt Kerley.

Zudem sollte sehr selektiv und systematisch vorgegangen werden. Der Value-Anhänger findet nach wie vor günstig bewertete Unternehmen mit attraktiven Aussichten. Dazu fokussiert er auf Gesellschaften mit hohen Auschüttungen. «Dividendenzahlungen dürfen in Asien nicht unterschätzt werden», unterstrich der Asienspezialist. «In den vergangenen 20 Jahren trugen diese 50 Prozent zur Gesamtrendite bei. Ausserdem haben Aktien mit hohen Dividenden den Gesamtmarkt in 10 von 12 Jahren geschlagen», begründete er.

Dividenden gepaart mit Value

Die Dividendenrenditen übertreffen in etlichen asiatischen Ländern die Anleihenrenditen. Dies gilt vor allem für China, Hong Kong und Taiwan wo Dividendenrenditen von mehr als 4 Prozent geboten werden, aber auch für Singapur und Thailand wo sie über 5 Prozent betragen. Indien, Korea und Japan pflegen allerdings keine durchwegs dividendenfreundliche Aktionärspolitik, weshalb diese Länder für Kerley von geringerem Interesse sind. Indische Aktien seien abgesehen davon zurzeit zu hoch bewertet.

Kerley gewichtet in dem von ihm gemanagten Henderson Horizon Asian Dividend Income Fund zurzeit China, Hongkong und Taiwan am höchsten. Branchenmässig steht die Finanzindustrie in seiner Gunst, gefolgt von Industriewerten und Telekom-Aktien. Einer seiner Favoriten ist die Bank of China, die drittgrösste Bank Chinas. Diese verfügt über ein starkes Wachstum der Ausleihungen, die solide durch Einlagen untermauert sind. Ferner erscheint die Bewertung angesichts der Profitabiliät der Bank günstig zu sein. Die Dividendenrendite beträgt zurzeit rund 3 Prozent.

Ein anderer Favorit ist die Singapurer Venture Corp., ein global führender Serviceanbieter im Elektronikbereich. Diese ist gut gemanagt, verfügt über eine starke Produktentwicklung, ist kundenmässig breit diversifiziert, hat genügend Liquiditätspolster, weist eine Dividendenrendite von 5,5 Prozent auf und ist attraktiv bewertet. Vermehrt erscheinen konsumorientierte Unternehmen auf seinem Radar. «Durch den geschickten Kauf und Verkauf von Aktien mittels Optionsstrategien lässt sich erst noch Zusatzeinkommen erzielen», ergänzte Kerley. Signifikante Währungsrisiken sieht er nicht. Der Fonds rechnet zwar in Dollar. Doch die zugrundliegenden Aktien lauten auf asiatische Währungen, die seiner Meinung nach eher zur Stärke neigen. (ras)

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