26.11.2024, 10:19 Uhr
Ein überparteiliches Bündnis hat eine Volksinitiative für schärfere Umweltregeln für den Schweizer Finanzplatz lanciert. Demnach soll der Bund eine neue Gesetzgebung auf den Weg bringen, etwa für...
Die grosse Mehrheit der Schweizer Firmen rechnet mittelfristig mit einem gleich hohen oder gar höheren Umsatz und Bestand an Mitarbeitenden als derzeit. Um für die Zukunft besser gerüstet zu sein, planen die Unternehmen Investitionen in Technologie. Das zeigt eine im Frühsommer durchgeführte Umfrage der UBS.
Die erste Phase der Corona-Krise liegt hinter uns. Die Ausbreitung des Virus konnte eingedämmt und die Wirtschaft zu grossen Teilen wieder geöffnet werden. Mit ihrer schnellen und kraftvollen Reaktion haben der Bund und die Schweizerische Nationalbank die Grundlage für eine Wirtschaftserholung in den nächsten Quartalen gelegt. Diese Massnahmen konnten jedoch nicht verhindern, dass die Wirtschaft im ersten Halbjahr in einem noch nie dagewesenen Mass eingebrochen ist. Dank Kurzarbeit und Covid-Überbrückungskrediten konnte ein drastischer Anstieg der Arbeitslosigkeit bisher aber abgewendet werden.
In einer zweiten Phase gilt es, die Erholung nachhaltig zu gestalten, damit die Rezession des ersten Halbjahrs nicht in eine langanhaltende Schwächephase der Schweizer Wirtschaft mündet. Die bisherigen Instrumente sind allerdings für die kurze Frist konzipiert, ihre Wirkung lässt mit der Zeit nach. "Die Unternehmen müssen dann bereit sein, den 'Staffel-Stab' von Bund und Behörden zu übernehmen und mit Investitionen und Arbeitsplätzen die Erholung zu sichern. Ob sie dazu bereit sind, hängt von ihrem mittelfristigen Ausblick ab", sagt Daniel Kalt, Chefökonom bei UBS Schweiz.
Eine Umfrage von UBS bei 2'500 Unternehmen zeigt, dass der Glaube an eine Erholung in der mittleren Frist intakt ist. 71% der Unternehmen erwarten für das Jahr 2022 im Vergleich zu 2019 einen gleich hohen oder höheren Umsatz. 87% rechnen damit, gleich viele oder mehr Mitarbeitende zu beschäftigen.
Dieses Resultat gilt das nicht nur für die befragten Unternehmen, sondern auch für alle Branchen und Regionen. Selbst in der arg gebeutelten Gastronomie erwarten drei Viertel der Umfrageteilnehmer 2022 im Vergleich zu 2019 einen gleich hohen oder gar höheren Personalbestand. Im Tessin sind es sogar 87%. Allerdings rechnen somit je nach Branche auch bis zu einem Viertel der Unternehmen damit, auf absehbare Zeit personalmässig nicht mehr an die Vorkrisenniveaus heran zu kommen. Dies dürfte gemass Kalt einen entsprechenden Einfluss auf die Investitions- und Beschäftigungsaussichten bei diesen Firmen haben.
"Es stimmt zuversichtlich, dass doch eine überwiegende Mehrheit der Unternehmen mittelfristig mit einer Erholung rechnet und bereit ist, in zukunftsträchtige Technologien zu investieren", kommentiert Axel Lehmann, Präsident von UBS Schweiz. Genau diese Aufbruchsstimmung und das Vertrauen in unternehmerisches Denken und Handeln seien die Grundvoraussetzungungen, damit die Schweiz gestärkt aus der Krise hervorgeht.
Trotz stabiler Erwartungen geben die UBS-Ökonomen zu bedenken, dass sich die Erwartungen und damit die Investitionsbereitschaft der Unternehmen im Fall einer negativen Entwicklung der Pandemie auch schnell wieder eintrüben könnten. Die Erholung sei somit alles andere als garantiert. Für dieses Jahr erwarten sie zwar einen Einbruch des Bruttoinlandprodukts von 5,5%. Durch die Unternehmensumfrage fühlen sie sich in ihrer Meinung aber bestärkt, dass die Schweizer Wirtschaft im nächsten Jahr um 4,4% zulegen kann. "Um die Erholung auch seitens der monetären Rahmenbedingungen zu unterstützen, dürfte die Nationalbank die Leitzinsen auf absehbare Zeit im negativen Bereich belassen", prognostizieren sie.
Der Lockdown zwang Schweizer Firmen, vermehrt flexible Arbeitsformen und digitale Lösungen einzusetzen. Die befragten Unternehmen äussern die feste Absicht, auch nach der Rezession mit diesen Instrumenten weiterzuarbeiten. 60% haben in den letzten Monaten verstärkt das Home Office genutzt. Vier von fünf Firmen wollen daran festhalten. "Damit besteht die berechtige Hoffnung, dass die Corona-Krise der Schweizer Wirtschaft auch längerfristig einen technologischen Schub verleiht", kommentieren die Ökonomen diese Entwicklung.
Die Umfrageteilnehmer ziehen noch weitere Lehren aus der Corona-Krise. Um künftig besser auf vergleichbare Schocks vorbereitet zu sein, planen viele Investitionen in die Digitalisierung, eine Erhöhung der finanziellen Reserven oder eine Anpassung ihrer Produkte und Dienstleistungen. Grosse Unternehmen setzen zudem auf eine stärkere Risikoanalyse. Vor starken Eingriffen in die Unternehmensorganisation, beispielsweise durch eine Fusion oder einen Verkauf, schrecken die meisten jedoch zurück.
Aufgrund der Pandemie und des Lockdowns wurden die Wertschöpfungsketten der Schweizer Firmen beeinträchtigt. Fast die Hälfte der Firmen war mit Lieferschwierigkeiten konfrontiert, wie die Unternehmensumfrage zeigt. Trotzdem werden Massnahmen wie Insourcing oder Homeshoring nicht als prioritär angesehen. Die befragten Betriebe setzen stattdessen eher auf Massnahmen, die rasch und einfach
zu realisieren sind. Dazu gehört auch, Partnerunternehmen auf ihre Krisenfestigkeit zu überprüfen.