Markante Währungsanpassungen erforderlich

15.12.2010, 09:30 Uhr

Dexia Asset Managment befürchtet 2011 zwar keinen Währungskrieg,

aber dennoch markante Währungsanpassungen. Nur so können gemäss dem

international präsenten Vermögensverwalter die hohen Ungleichgewichte zwischen

den grossen Wirtschaftsregionen USA, Europa und den Emerging Markets reduziert

und die Wirtschafts- und Finanzlage stabilisiert werden. Demnach sollten sich

der US-Dollar weiter abschwächen und die Währungen der Emerging Markets nach

oben tendieren. Der Euro sollte stabil bleiben, zumal sich Euroland keine

stärkere Währung leisten kann.




Prof. Dr. Anton Brender,
Chefökonom bei Dexia Asset Management

Nach einer vorübergehenden

Schwäche deuten die jüngsten US-Konjunkturdaten wieder auf ein höheres Wachstum

hin. Sofern es nicht zu einem neuen Schock kommt, ist ein Double Dip der

US-Wirtschaft unwahrscheinlich. Die Erholung wird aber schwach sein. "Der

Aussenhandel und die Ausrüstungsinvestitionen dürften das Wachstum stützen", erwartet Prof. Dr. Anton Brender, Chefökonom bei Dexia Asset Management. Der

Immobilienmarkt ist aber noch lange nicht genesen, und die Finanzprobleme der

Privathaushalte hatten erhebliche Auswirkungen auf das Verbrauchervertrauen und

das Konsumverhalten. Die Sparquote dürfte aber vermutlich stabil bleiben.

Ausserdem sollte der erwartete Beschäftigungsanstieg das Auslaufen der

staatlichen Ausgabenprogramme abfedern und für einen angemessenen

Einkommensanstieg sorgen.

Weitere Abschwächung des US-Dollars möglich

Aber selbst bei einem

BIP-Wachstum von 2,5% im Jahr 2011 sind die Herausforderungen gross. Der

Arbeitsmarkt wird schwach bleiben, und die Fiskalpolitik wird weniger wachstumsfreundlich.

Die Notwendigkeit einer nachhaltigen Fiskalpolitik bei unveränderter Sparquote

der privaten Haushalte erfordert eine sukzessive Verringerung des

US-Leistungsbilanzdefizits. "Eine Möglichkeit dies zu erreichen, wäre eine schrittweise Abschwächung

des US-Dollar-Wechselkurses um 12%", meint Brender. Das bedeutet eine enorme Abwertung. Durch

das zunehmende Interesse der Emerging Markets an US-Exporten könnte sie aber

akzeptabel werden … ohne Währungskrieg!

Die einschlägigen Umfragen im

Euroraum bestätigen ein zwar uneinheitliches, aber doch recht solides Wachstum.

In den nächsten Monaten dürfte der Aufschwung exportgetrieben sein und die

Ausrüstungsinvestitionen werden wohl ebenfalls steigen. Die Verbesserung der

Lage am Arbeitsmarkt dürfte das Verbrauchervertrauen und den Konsum stärken.

Europa strafft nach wie vor seine Fiskalpolitik und kann sich keine wesentlich

stärkere Währung leisten.

Euro dürfte sich stabilisieren

"Wenn der Euro stabil bleibt und

die angekündigten Sparpläne umgesetzt werden, wird das Wachstum 2011 vermutlich

leicht auf 1,6% zurückgehen und eine Zeitlang unterdurchschnittlich bleiben", erklärt Brender. In

einem solchen Umfeld dürfte die Arbeitslosigkeit eher hoch und die Inflation

eher niedrig bleiben, sodass die EZB ihre expansive Geldpolitik fortsetzen

kann. Noch immer besteht aber das Risiko neuer Marktturbulenzen, und das

Euroraum-Wachstum 2011 hängt nicht zuletzt davon ab, wie die europäischen

Regierungen mit der Staatsschuldenkrise umgehen.

Hoffen auf Aufwertung der Emerging-Market-Währungen

Bislang hat sich die

Wirtschaft in den Emerging-Markets erstaunlich gut erholt. Die Dynamik dürfte

zwar nachlassen, aber das Wachstum wird auch im kommenden Jahr stabil bleiben.

Diese guten Aussichten haben zu hohen Mittelzuflüssen in

Emerging-Market-Anlagen geführt, sodass die entsprechenden Währungen

aufgewertet haben. Dennoch haben sie bislang lediglich ihre Abwertung aufgrund

der Finanzkrise wieder wettgemacht. "Um die weltweiten Ungleichgewichte in den

Griff zu bekommen, wäre eine weitere schrittweise Aufwertung der

Emerging-Market-Währungen von Nutzen", meint Brender abschliessend. (cl)

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