Langfristigkeit bei Beurteilung von Hedge-Funds zentral

02.09.2010, 17:24 Uhr

Bei der Beurteilung der Hedge-Funds-Performance spielen die entsprechenden Indizes eine wichtige Rolle. Dabei sollen aber auch deren Limitationen nicht ausser Acht gelassen werden. Zentral sind zudem eine längerfristige Perspektive sowie die Berücksichtigung des gegenwärtig sehr tiefen Zinsniveaus weltweit. Bei einem risikofreien Zinsatz von weniger als 0.25%, sind Renditeerwartungen von mehr als 3.5% bis 4% heute bereits aggressiv.

Anlässlich einer Medienkonferenz der Swiss Funds Association SFA ging Ken Heinz, Präsident von Hedge Fund Research, Inc., Chicago, auf die Aussagekraft und Limitationen von Hedge Fund Indizes und quantitativer Marktanalyse ein. Weil die Hedge Funds in den meisten Ländern weder öffentlich gehandelt, noch zur öffentlichen Publizierung ihrer Daten verpflichtet sind, ist die Erstellung eines Index' kein einfacher Prozess. Ken Heinz, der für die in der Industrie international wohl am meisten verbreiteten Indizes verantwortlich ist, erläuterte die verschiedenen Indextypen. "Für die HFRI Indizes besteht seit 1990 eine breite Datenbasis – mit gegenwärtig über 2'200 Funds. Die investierbaren HFRX Indizes basieren auf einer kleinern Anzahl Funds, welche verwaltete Vermögen von jeweils über 50 Mio. USD umfassen und in der Struktur von Managed Accounts verwaltet werden", sagte Ken Heinz.

Aktuell betragen die von Hedge Funds verwalteten Vermögen rund 1'600 Mrd. USD. Sowohl im ersten als auch zweiten Quartal 2010 wurden Nettomittelzuflüsse verzeichnet. Für die Erstellung der einmal im Quartal herausgegebenen Übersicht über die Volumen der weltweiten Hedge-Funds-Industrie fliessen immer auch Elemente der qualitativen Beurteilung ein – neben fehlenden Daten spielen auch Fragen der Abgrenzung eine wichtige Rolle. Ein Blick auf die Performance über den Zeitraum vom 2. Quartal 2009 bis zum 2. Quartal 2010 zeigt ein Bild mit grosser Streuung und signifikanten Unterschieden: Während die durchschnittliche Rendite der besten 10% der Hedge Funds bei +52.2% lag, erlitten die Funds in der Gruppe der 10% am wenigsten gut performenden Funds einen durchschnittlichen Verlust von -16.78%.

Langfristigkeit zahlt sich aus

Alexander Ineichen, Gründer von Ineichen Research and Management und Autor zahlreicher Research-Publikationen und -Beiträge, fokussierte auf performance-relevante Aspekte und zeigte quantitative Zahlen zur mittel- und langfristigen Performancebeurteilung. "Kurzfristige, aktuelle Performancezahlen werden regelmässig publiziert – dabei geht die längerfristige, "strategische" Sicht oft verloren", monierte Alexander Ineichen. Im Zeitraum von 1970 bis 2009 haben Hedge Funds und FoHF eine signifikant höhere Wertsteigerung erzielt als Aktien und Obligationen. Die jährliche Performance bei Hedge Funds und FoFH betrug 11.8%, während Aktien 9.9% bzw. Obligationen 8.1% erreichten. In der Finanzkrise gelang es den Hedge Funds, die Werteinbussen im Vergleich mit anderen Anlageklassen zu minimieren. Bei einer geschätzten Jahresrendite von 6% werden Hedge Funds die erlittenen Verluste bis ins Jahr 2011 wettgemacht haben, für den S&P Global 1200 Financials Index könnte dieser Prozess bis 2021 dauern. "Auf längere Sicht liefern Hedge Funds-Allokationen eine starke Downside-Protection – ein Resultat des aktiven Risiko-Managements", erklärte Alexander Ineichen.

Tiefe Zinssätze als Herausforderung

Weltweit befinden sich die Zinssätze für nahezu alle Währungen und Laufzeiten auf einem Rekordtief. Die Zinssätze für Schweizer Franken und Yen bewegen sich im kurz- und langfristigen Bereich auf ähnlichem Niveau, einzig im mittelfristigen Bereich liegt die Schweiz noch etwas höher. "Wir sind, was die Zinsen anbetrifft, in einer mit japanischen Verhältnissen vergleichbaren Situation. Für die gesamte Finanzindustrie inklusive der Hedge Funds haben tiefe Zinssätze gravierende Auswirkungen: Neben generell niedrigeren Aktienrenditen wächst insbesondere das Deflationsrisiko und für Pensionskassen sowie Versicherungen wird es immer schwieriger, die notwendigen Minimalrenditen zu erreichen. Bei einem risikofreien Zinsatz von weniger als 0.25% sind Renditeerwartungen von mehr als 3.5% bis 4% heute bereits aggressiv", sagte Hans-Jörg Baumann, Vorsitzender des SFA-Fachausschusses Alternative Investment Council sowie CEO und Chairman von Swiss Capital Alternative Investments. "Das Abschöpfen von Riskioprämien von 3% bis 5% gegenüber dem risikolosen Zinsatz, der momentan auf einem Rekordtief steht, erfordert einen aktiven Investitionsansatz, und dies ist eine zentrale Aufgabe von Hedge-Fund-Managern – kapitalerhaltend, aber gleichzeitig auch risikorientiert" ergänzte der Experte. (ng)

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