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Kurswende vorangetrieben

Bild: European Central Bank
Bild: European Central Bank

Die EZB stellt ein Ende der Anleihekäufe für Ende Jahr in Aussicht. Mit der Niedrigzinspolitik müssen Investoren hingegen noch länger leben. Ein Zinserhöhung dürfte frühestens in einem Jahr erfolgen.

15.06.2018, 09:58 Uhr
Notenbanken

Redaktion: jod

Am jüngsten Meeting in Riga legte EZB-Chef Mario Draghi seine Pläne für ein Ausstiegsprogramm aus den Anleihekäufen vor. Ab September soll sich das Volumen der Anleihekäufe reduzieren und zum Jahresende komplett auslaufen. Der EZB-Rat beschloss zudem den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte und die Einlagefazilität unverändert bei 0,00 % bzw. -0,40 % zu belassen. Ganz im Gegensatz zur US-Fed, die einen Tag zuvor eine Zinserhöhung verkündete. Die EZB stellte eine Erhöhung frühestens Sommer 2019 in Aussicht. Der Euro kam entsprechend unter Druck, während der Entscheid europäische Aktien beflügelte. So schoss der DAX am Folgetag auf über 13'000 Punkte.

EZB hat überrascht
"Eine so frühe und ausdrückliche Festlegung hatten wir für dieses Treffen nicht erwartet. Insgesamt aber decken sich die Zentralbankspläne in etwa mit unseren Einschätzungen. Wieder einmal hat die EZB deutlich gemacht, dass sie keine schnellen Zinserhöhungen will. Das macht, vor dem Hintergrund der Unsicherheiten, z.B. drohender Handelskonflikte, Sinn. Was das aber im Einzelnen heissen wird, muss sich aber erst noch zeigen. Die EZB betont weiterhin die Datenabhängigkeit, auch wenn sie die Fortschritte in Richtung Inflationsziel inzwischen als "substantiell" ansieht", erklärt Stefan Kreuzkamp, Chef-Anlagestratege der DWS.

Überrascht vom Ausgang des Meetings zeigt sich auch Garland Hansmann von Investec Asste Management: "Die EZB hat zwar die Leitzinsen unverändert gelassen, aber dennoch hat sie uns und die Märkte mit einer deutlich kulanteren Haltung als erwartet überrascht. Mit der Aussage die Leitzinsen bis nach dem Sommer 2019 auf historischen Niedrigständen zu halten, hat die EZB jegliche Fantasie einer früheren Zinserhöhungen aus dem Markt genommen. Das war überraschend und wurde vom Markt nicht erwartet".

Mit den anhaltenden Niedrigzinsen tut sich auch Schroders Experte Azad Zangana schwer: "Die Beibehaltung der Zinssätze im negativen Bereich für mindestens ein weiteres Jahr erscheint sehr merkwürdig, und wir kämpfen um die Rechtfertigung einer solchen Politik, abgesehen von einer wettbewerbsbedingten Abwertung des Euro." Azad Zangana fragt sich zudem, wie Draghi angesichts der jüngsten Reden von mehr "kämpferischen" Mitgliedern des Rates, darunter Klaas Knot, einstimmig die Unterstützung für den eingeschlagenen Weg der friedlichen Politik gewinnen konnte.

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