Kräftiger Rückenwind für Emerging Markets

15.11.2010, 15:10 Uhr

Es scheint, dass 2011 eine Wiederholung von 2010 wird: Auch zu Beginn dieses Jahres bewegten sich alle wichtigen Frühindikatoren um den Höchststand. Maarten-Jan Bakkum, Global Emerging Markets (GEM)-Stratege bei ING Investment Management, äussert sich in seiner November-Kolumne zu den Emerging Markets.

Für Kapitalanleger war natürlich klar, dass diese Konjunkturbarometer grösstenteils wieder fallen würden. Klar ist auch, dass sich die in das Wirtschaftswachstum gesetzten Erwartungen zwangsläufig mässigen werden. Dies erklärt zu einem grossen Teil, warum die ersten beiden Quartale 2010 so lustlos verlaufen sind und es Investoren weitgehend an der Risikofreude fehlte.

Zyklischer Rückenwind am Horizont
Das Zusammenspiel von konjunktureller Nervosität und aus dem Ruder laufenden Staatshaushalten in der Eurozone erwies sich im April und Mai als ernsthaftes Problem für die globalen Aktienmärkte. Seit dem Höchststand der Frühindikatoren sind mittlerweile elf Monate vergangen und der konjunkturelle Gegenwind ist inzwischen grösstenteils verflogen. Die Frühindikatoren dürften in ein paar Monaten die Talsohle erreichen. Normalerweise sehen Investoren diesem Zeitpunkt erwartungsvoll entgegen. Die Aktienmärkte sollten daher in den ersten Monaten 2011 von kräftigem zyklischem Rückenwind profitieren.

Die Risikobereitschaft steigt
Seit der Marktkorrektur im Mai haben sich die Aktienmärkte in den Schwellenländern wieder sehr lebhaft entwickelt und auf Dollar-Basis rund 30 Prozent draufgesattelt. Der klare Aufwärtstrend hält weiterhin an. Die Rally beruhte vor allem auf folgenden Faktoren: das deutlich gesunkene Risiko einer schwereren Euro-Krise, das anhaltend hohe Wachstum von Investitionen und Konsum in den Schwellenländern, die realistischeren Erwartungen an das Wirtschaftswachstum in den USA sowie (seit August) die hohe Resonanz unter Investoren für die anstehende quantitative Lockerung (QE) durch die Fed.

Inzwischen wurde die neueste QE-Runde angekündigt; damit bleibt die Stimmung an den Aktienmärkten weiterhin lebhaft. Mit der optimistischeren Einschätzung des Konjunkturverlaufs steigt auch die Risikobereitschaft der Anleger. In den letzten Wochen sind verschiedene Wirtschaftsdaten aus den USA deutlich günstiger als erwartet ausgefallen. Angesichts der generell niedrigen Markterwartungen sowie der extrem lockeren Wirtschaftspolitik der USA sind weitere angenehme Konjunkturüberraschungen in nächster Zeit nicht auszuschliessen.

Tiefstpunkt des gegenwärtigen Zyklus im März 2011
Wenn auch zwei der wichtigsten Frühindikatoren (ein amerikanischer und ein südkoreanischer) bereits eine positive Entwicklung signalisieren, ist es doch noch zu früh, um die Talsohle des aktuellen Konjunkturzyklus vorherzusagen. Dazu müssten noch mehr Konjunkturbarometer in die richtige Richtung gehen. In den vergangenen zwei Jahrzehnten dauerte die Abwärtsbewegung von Frühindikatoren im Durchschnitt 14 Monate. Bei Zugrundelegung dieses Durchschnittswerts müsste der gegenwärtige Zyklus im März 2011 seinen Tiefstpunkt erreichen. Berücksichtigt man, dass die Aktienmärkte tendenziell dazu neigen, die zyklische Talsohle ein paar Monate im Voraus einzupreisen, darf man annehmen, dass Investoren aller Wahrscheinlichkeit nach zum Jahresende hin recht kräftigen Rückenwind verspüren werden. Insofern ist eine Marktkorrektur vor Jahresende unwahrscheinlich. (kab)

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