26.11.2024, 14:35 Uhr
Die Grossbank UBS will ihr derzeitiges Wertpapier-Joint-Venture in China vollständig übernehmen. Der Prozess, die Beteiligung an «UBS Securities» auf 100 Prozent zu erhöhen, sei im Gange, hiess es auf Anfrage der...
Kritik am "Kapital" scheint in Mode zu sein, nicht zuletzt im Vorfeld der Konzernverantwortungs-Initiative. Eine Publikation von Avenir Suisse zeigt: Die Wahrnehmung der Schweizer Unternehmen in der Gesellschaft verschlechtert sich seit Jahren. Die Denkfabrik wünscht sich eine Politik zurück, die ein achtsameres Auge auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingen wirft.
Dem wird niemand widersprechen: Die Wirtschaft ist zentral für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Unternehmen geben den Menschen Arbeit – und wenn immer möglich Sicherheit. Mit einer Erwerbsquote von über 80% verzeichnet die Schweiz den zweithöchsten Wert unter den Ländern in der OECD. Deren "Job Quality Index" zeigt, dass hiesige Unternehmen ein gutes Arbeitsumfeld pflegen.
Auch in der Kategorie "Arbeitsplatzsicherheit" liegt unser Land weit vorn, nämlich an dritter Stelle. In den letzten 15 Jahren wurden fast 1,5 Mo. neue Stellen geschaffen; Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern waren überproportional daran beteiligt. In gesellschaftlicher Hinsicht sind die Konzerne traditionelle Vorreiter. Bevor sich der Vaterschaftsurlaub an der Urne durchsetzen konnte, war dieser für die Angestellten vieler «Multis» schon längst Realität.
Auch für den Staat spielen die Unternehmen eine immer wichtigere Rolle. Sie zahlen auf ihre Gewinne nicht nur Steuern in Höhe von rund 20 Mrd. Fr. jährlich, sondern wirken selbst als Steuereintreiber, zum Beispiel bei der Mehrwertsteuer. Zudem müssen sie die stetig wachsende Zahl von Regulierungen auf eigene Kosten umsetzen.
Trotzdem ist die öffentliche, politische und mediale Wahrnehmung der Unternehmen eine andere. "Entsprechend verbreitet sind Zerrbilder über unternehmerische Leistungen", schreibt Avenir Suisse. In der Bevölkerung würden börsenkotierte Aktiengesellschaften messbar weniger Vertrauen geniessen als Familiengesellschaften und Genossenschaften. "Die Medien schreiben ihnen per Saldo einen negativen Beitrag zum Gemeinwohl zu", ergänzen die Autoren in ihrer Publikation "Unverantwortlich? - Rolle und Wahrnehmung des Schweizer Unternehmertums in Zeiten des Umbruchs".
Diese Skepsis zeigt sich auch in der Politik, wo in einer Umfrage 40% der gewählten Parlamentarierinnen und Parlamentarier den Satz "Von einer freien Marktwirtschaft profitieren langfristig alle" distanziert beurteilen. "Sogar in der Schule wird wenig über die Wirtschaft und das Schweizer Unternehmertum unterrichtet, die durch die Produktion von Gütern und Dienstleistungen zum Gemeinwohl beitragen", kritisiert Avenir Suisse
Wie Forschungsleiter Marco Salvi und seine Mitautorinnen und Mitautoren in ihrem Buch aufzeigen, ist die Dissonanz zwischen öffentlicher Wahrnehmung und Realität für die Schweizer Gesellschaft gefährlich: Wenn die Vorstellung «guter» Unternehmensführung zunehmend politisch reguliert wird, sie «vergesellschaftet» wird und man nicht mehr in die unternehmerische Eigenverantwortung vertraut, "dann werden die Unternehmen auch ihrer Rolle als Innovatoren und Stabilisatoren für die Gesellschaft immer weniger nachkommen können."
Der Think tank Avenir Suisse gibt das Werk zu seinem 20-jährigen Bestehen herausgibt. Es setzt einen Kontrapunkt in der öffentlichen Debatte und ist zugleich ein Weckruf an Politikerinnen und Politiker. Es gelte, die Leistungen der Unternehmen wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, wenn die Politik den Wohlstand des Landes langfristig sichern wolle.
An die Unternehmerinnen und Unternehmer geht der Apell, sich persönlich mehr am öffentlichen und politischen Diskurs zu beteiligen. Denn in der Stimmbevölkerung würden vor allem jene Glaubwürdigkeit für die Sache der Wirtschaft geniessen, die selbst unternehmerische Verantwortung tragen.