22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
Erstmals seit 17 Jahren sollen die Zinsen in Japan steigen. Der geldpolitische Ausschuss der Bank of Japan (BoJ) erhöhte den Leitzins, den sie 2016 auf -0,1 Prozent gesenkt hatte, auf 0 bis 0,1 Prozent.
Damit läutet die Bank of Japan nach 25 Jahren Deflationsbekämpfung eine neue Ära der Geldpolitik ein. Die bisherigen Massnahmen «haben ihre Rolle erfüllt», erklärte die Notenbank nach der Entscheidung. Aus ihrer Sicht sind nun zwei Kriterien für eine Zinserhöhung erfüllt.
Zum einen erklärte die Notenbank, dass das Inflationsziel von zwei Prozent in diesem Jahr «nachhaltig und stabil» erreicht werden könne. Zum anderen wollte Notenbankchef Kazuo Ueda abwarten, ob die Gehälter schneller steigen als die Preise, damit Japanerinnen und Japaner real mehr Geld verdienen.
Das Ergebnis der Lohn-Verhandlungen hat die Erwartungen sogar so weit übertroffen, dass Ökonom Jesper Koll vor einem neuen Risiko warnt. «Die Deflation ist nicht nur vorbei, die Wahrscheinlichkeit, dass sich aus steigenden Löhnen und Preisen eine potenziell gefährliche Inflationsspirale entwickelt, ist jetzt beträchtlich», sagte er laut Handelsblatt.
Die japanischen Gewerkschaften forderten von den Grossunternehmen 5,8 Prozent mehr Lohn und erhielten im Durchschnitt immerhin 5,3 Prozent. Das ist der höchste Zuwachs seit 33 Jahren. Der Grundlohn soll um 3,7 Prozent steigen und liegt damit deutlich über der damaligen Inflationsrate von zwei Prozent.
Ob auch die Beschäftigten kleiner und mittlerer Unternehmen höhere Reallöhne erhalten werden, ist noch offen. Mittelständische Unternehmen versprachen ihren Beschäftigten in der ersten Lohnrunde 4,4 Prozent mehr Lohn, davon 2,7 Prozent mehr Grundlohn. Zudem will Japans Premierminister Fumio Kishida ein Umfeld schaffen, in dem auch kleine Unternehmen höhere Löhne in Form von höheren Preisen an ihre Kunden weitergeben können.
Die Botschaft der BoJ kam am Markt gut an. In der Hoffnung auf diese Entscheidung hatten die Anleger die Aktienkurse am Montag deutlich nach oben getrieben. Am Dienstag kam es dagegen zu leichten Gewinnmitnahmen. Der Yen notiert gegenüber dem Dollar in der Nähe eines Dreissigjahrestiefs, was für japanische Exporteure ein Segen ist. Zudem liegen die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen in Japan bei nur 0,745 Prozent, verglichen mit 4,3 Prozent in den USA.