27.11.2024, 14:11 Uhr
Ausländische Anbieter wie Apple oder Samsung haben im Oktober in der Volksrepublik China offenbar bloss 6,22 Millionen Geräte abgesetzt. Laut Berechnungen der regierungsnahen China Academy of Information and...
Mehr als 60% der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer sind der Meinung, dass der SMI Ende 2022 über 13‘000 Punkten und damit höher als Ende 2021 liegen wird. Derweil fangen sich die Börsen am Ende dieses enttäuschenden Januars wieder etwas auf.
Als wäre übers Wochenende Sand aus dem Getriebe entfernt worden, gelingt es dem Schweizer Aktienmarkt am Montag, mit seinen aktuellen Kursgewinnen das Monatsminus etwas einzudämmen. Zu Handelsschluss resultierte für den SMI ein Plus von 1,01% auf 12'226 Punkte und der SPI legte um 1,11% auf 15'512 Punkte zu. Damit reagierte die hiesige Börse auf die Kursentwicklung der Wall Street, die mit einer späten Rally am Freitagabend für eine starke Vorgabe gesorgt hatte und am Montag ebenfalls positiv startete. Trotz den Avancen fällt die Monatsbilanz für den Januar 2022 in der Schweiz, aber auch bei anderen führenden Indizes, klar negativ aus. Somit ist das neue Börsenjahr denkbar schlecht gestartet. Die Anleger machen sich Sorgen über die Inflation, Probleme in den Lieferketten und die bevorstehenden Zinserhöhungen der US-Notenbank, aber auch der Ukraine-Konflikt ruft grosse Unsicherheiten hervor.
In der Tat ist es wohl ein ganzer Cocktail von Nachrichten, der den Investorenblick auf die Gemengelage in den vergangenen Wochen derart eingetrübt hat. Einerseits hat die US-Notenbank ihren Blick auf die Inflation drastisch verändert. Laut Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Osteuropa bei BlackRock, rechnet sie jetzt mit dauerhaft hohen Preissteigerungsraten und hat im Dezember nicht nur das Ende ihrer Anleihekäufe und damit den ersten Zinsschritt auf der Zeitschiene deutlich nach vorn gebracht, sondern erstmals auch ein zügiges Abschmelzen ihrer rekordhohen Bilanzsumme angedeutet. Andererseits lasse sich gleichzeitig an den US-Makro-Indikatoren nachlassende Wachstumsdynamik ablesen. Und drittens schliesslich scheine sich die Kriegsgefahr in der Ukraine zu konkretisieren. Insofern erscheine angesichts dieser Gefahrenlage die Reaktion der Aktienmärkte nicht nur verständlich, sondern geradezu mild.
Tatsächlich haben die globalen Märkte in den letzten Tagen einen nervösen Handel erlebt, nachdem die US-Notenbank am Mittwoch angedeutet hatte, dass sie die Zinssätze bald zum ersten Mal seit mehr als drei Jahren anheben könnte. In Zeiten grosser Umbrüche entsteht an den Finanzmärkten üblicherweise Unsicherheit und Volatilität, die sich nach Meinung von Händlern vorerst auch fortsetzen dürfte. Investoren haben sich vor allem aus Wachstumstiteln ("Growth") zurückgezogen und bevorzugen günstiger bewertete Substanzaktien ("Value»), die auch in früheren Zeiten bei steigenden Zinsen die Nase vorn gehabt haben.
Mit Blick auf das Jahr 2022 sollten sich die Anleger nach der Pandemie auf eine "ungewöhnliche Normalität» einstellen, meint etwa Yoram Lustig von T. Rowe Price. Lustig denkt, dass einige Triebkräfte, die über zwei Jahrzehnte lang für solide Unternehmensgewinne gesorgt haben, möglicherweise an Kraft verlieren und durch neue abgelöst werden. Daher gelte es, die Fundamentaldaten neu auf den Prüfstand zu stellen, um jene Unternehmen zu identifizieren, die morgen Erfolgsgeschichte schreiben werden, und jene Unternehmen zu meiden, die hinter der Zeit zurückbleiben. "Hohe Bewertungen, nachlassende Konjunkturimpulse, steigende Realzinsen und ein sich verlangsamendes Gewinnwachstum lassen erwarten, dass die Renditen sowohl an den Aktien- als auch an den Anleihemärkten bescheidener ausfallen als in der Vergangenheit", sagt Lustig.
Dennoch herrscht unter Investoren trotz der aktuellen Rückschläge Konsens darüber, dass risikobehaftete Titel wie Aktien wegen der guten Konjunktur am interessantesten sind, wie der Investmentmanager Neuberger Berman an seiner alljährlichen Investorenkonferenz festgestellt hat. "Die hohen Bewertungen, die Aussicht auf steigende Zinsen, nachlassende Liquidität und zunehmende Volatilität stimmen uns aber vorsichtiger als vor einem Jahr", sagt Erik Knutzen, CIO Multi Asset Class bei Neuberger Berman.
Gründe für eine positive Entwicklung im Value-Segment sehen die Experten von Rothschild & Co Asset Management: "Das Potenzial für eine zusätzliche Aufwärtskorrektur der Gewinnerwartungen im Jahr 2022 macht uns besonders zuversichtlich für eine künftige positive Performance des Value-Segments. Auch dessen Bewertungsabschlag befindet sich nach wie vor auf einem historischen Tiefpunkt – die KGVs liegen für die meisten Sektoren unter 10x. Wir sind weiterhin von dem hohen Erholungspotenzial des Value überzeugt, das sich in den kommenden Monaten materialisieren könnte. Die Normalisierung der Gesundheitslage sowie die Zinserhöhungen werden starke Performance-Treiber in 2022 sein."
Laut Johanna Kyrklund, CIO von Schroders, treten wir jetzt in eine spätere Phase des Konjunkturzyklus ein, in der die Wachstumsdynamik ihren Höhepunkt erreicht hat und die Zentralbanken beginnen, ihre Unterstützung immer weiter zu reduzieren. Vor diesem Hintergrund erwartet sie verhaltene, aber immer noch positive Aktienrenditen, gestützt durch solide Unternehmensgewinne.
Trotz der vielen Unwägbarkeiten ist eine Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der investrends.ch-Umfrage für den SMI in diesem Jahr positiv gestimmt. So erwarten 17,2%, dass der Swiss Market Index Ende 2022 über 14'000 Punkten liegt, 18,1% sehen ihn zwischen 13’500 und 14'000 Punkten, 25,9% zwischen 13'000 und 13'500 Punkten. Zwischen 12'500 und 13'000 Punkten – also unterhalb des Höchstwertes des vergangenen Jahres – sehen 14,7% den SMI, 7,8% sehen ihn zwischen 12'000 und 12'500 Punkten und 16,4% erwarten einen Fall unter 12'000 Punkte, so wie wir ihn ja bereits diesen Januar gesehen haben.
Wie sich die führenden Börsenindizes und im Besonderen auch der Schweizer Leitindex in diesem Jahr weiter entwickeln werden, hängt massgeblich von der tatsächlichen Umsetzung der US-Notenbankpolitik ab. Dass die Fed bis März die milliardenschweren Wertpapierkäufe auf Null zurückfahren will, war in etwa so erwartet worden. Ausserdem liess Notenbankchef Jerome Powell durchblicken, dass dann auch die Leitzinsen ein erstes Mal angehoben werden könnten.
So bleibt vorerst die Frage im Raum, in welchem Masse und wie oft in diesem Jahr die Fed die Zinsen anheben wird. Angesichts der hartnäckigen Inflation gibt es Ökonomen, die neuerdings sogar mit einem Zinsschritt um 50 und nicht bloss um 25 Basispunkte rechnen, wenn der Offenmarktausschuss im März zusammenkommt. Andere Experten gehen zwar weiterhin nur von einer Erhöhung um 25 Basispunkte aus, erwarten danach im weiteren Jahresverlauf jedoch gleich fünf weitere Zinsschritte.
In der nächsten Umfrage können Sie Ihre Meinung zur Zinspolitik der US-Notenbank abgeben. Hier geht es zur Umfrage.