Institutionelle sehen hohe Tail Risks

Laut einer neuen Studie der Economist Intelligence Unit (EIU) im Auftrag von State Street Global Advisors (SSgA) halten 71% der institutionellen Anleger den Eintritt von Extremereignissen (Tail Risks) in den kommenden 12 Monaten für „sehr wahrscheinlich“ oder „wahrscheinlich“.

01.10.2012, 09:50 Uhr

Redaktion: sek


Viele Anleger, die von den jüngsten Extremereignissen schwer getroffen wurden, machen sich nun sehr viel mehr Gedanken darüber, wie wohl ein vergleichbares Ereignis künftig verlaufen würde. Sorge bereitet den Studienteilnehmern unter anderem die Schuldenkrise in der Eurozone, die drohende welt- oder europaweite Rezession und der Konjunkturabschwung in China.

Die EIU hatte im Auftrag von SSgA im Juni und Juli dieses Jahres 310 institutionelle Anleger aus ganz Westeuropa und den USA befragt. Die Ergebnisse sind Gegenstand eines neuen Berichts mit dem Titel „Managing Investments in Volatile Markets: How Institutional Investors are Guarding Against Tail Risk Events“ (Management von Anlagen in volatilen Märkten – wie sich institutionelle Anleger gegen Extremereignisse wappnen). Demnach haben Anleger für Extremereignisse, obwohl diese naturgemäss unvorhersehbar sind, ein weitaus schärferes Bewusstsein entwickelt und ergreifen proaktiver Massnahmen, um ihre Investments gegen potenzielle Auswirkungen abzusichern.

Das Tail Risk, eine extreme Erschütterung der Finanzmärkte, wird technisch als Situation definiert, in der der Ertrag eines Investments um mehr als drei Standardabweichungen vom Mittelwert einer Normalverteilung der Anlageerträge abweicht. Nur 20% der Befragten gaben sich „sehr zuversichtlich“, irgendeine Art von Schutz gegen das nächste Extremereignis aufgebaut zu haben. Weitere 61% bezeichneten sich in dieser Frage als „einigermassen zuversichtlich“. Allerdings glauben 73% der institutionellen Anleger, dass sie dank einer geänderten strategischen Asset-Allokation besser gegen das nächste Extremereignis gewappnet sind als vor der Finanzkrise.

Niall O’Leary, Managing Director bei State Street Global Advisors und verantwortlich für die Portfoliostrategie in der EMEA-Region, erklärte: „Die Ergebnisse der Studie belegen, dass Tail Risk fast immer unterschätzt wird, die Extremereignisse der letzten Jahre die institutionellen Anleger aber stärker für dieses Risiko sensibilisiert haben. Gleichzeitig verdeutlicht der Bericht aber auch die Unsicherheit der Investoren darüber, inwieweit die Auswirkungen von Extremereignissen durch Diversifizierung abgemildert werden können und ob sie gegen das nächste Ereignis ausreichend abgesichert sind. Strategien zum Schutz gegen Extremereignisse kommen noch kaum zum Einsatz, obwohl eine breite Mehrheit der Investoren das Thema mittlerweile als integralen Bestandteil eines umfassenden Investment-Plans betrachtet.“

„Das Thema Tail Risk ist in Folge der für die Finanzkrise prägenden grossen Schockereignisse und der daran anschliessenden Phase hochvolatiler Märkte sehr viel präsenter“, so Monica Woodley, leitende Redakteurin bei der Economist Intelligence Unit. „Mit unserer Untersuchung im Auftrag von SSgA wollten wir ergründen, wie die institutionellen Anleger auf diese Marktschocks reagiert haben und welche Sorgen sie derzeit noch hegen.“

Wandel bei den Strategien zum Schutz gegen Tail Risks
Die erhobenen Daten belegen einen Wandel in den Allokationsmustern. Interessanterweise vollzieht sich dieser Wandel aber trotz grosser Besorgnis langsamer als erwartet. Das Ausmass, in dem sich die jüngsten Extremereignisse auf die gesamten Märkte ausgewirkt haben, hat die Aufmerksamkeit der Anleger über traditionelle Diversifizierungstechniken hinaus wieder auf die Produkte gelenkt, mit denen der Einfluss von Extremereignissen abgemildert werden kann. So zeigt die Studie, dass Alternativen wie Rohstoffe und Infrastruktur sowie Managed Futures/Commodity Trading Advisor-Strategien wieder stärker gefragt sind. In Dach-Hedgefonds flossen dagegen deutlich weniger Mittel. Gegenüber dem Zeitraum vor 2008 ging das Volumen um 9 Prozentpunkte zurück.

Probleme bei Absicherungsstrategien gegen Extremereignisse
Auf die Frage nach den grössten Schwierigkeiten bei der richtigen Allokation im Rahmen ihrer Absicherungsstrategie gegen Extremereignisse verwiesen 64% der Anleger auf die Liquidität der entsprechenden Instrumente. Am zweithäufigsten wurde als Problemfaktor die Einhaltung/das Verständnis aufsichtsrechtlicher Vorschriften (54%) genannt, gefolgt von dem Faktor Risikoaversion (49%).

„Das Risiko von Extremereignissen und mögliche Absicherungsstrategien sind immer noch ein marktbeherrschendes Thema“, so Niall O'Leary weiter. „Das wachsende Bewusstsein und die Bereitschaft, sich gegen solche Ereignisse abzusichern, sind durchaus positiv zu werten, doch in der Praxis werden entsprechende Strategien nur langsam umgesetzt. Stattdessen beschäftigen sich Anleger immer noch mit der Frage, welche Methoden unter den Gesichtspunkten Effizienz und Werterhaltung die besten sind. Zudem herrscht eine gewisse Sorge darüber, dass die derzeit verfügbaren Instrumente keine wirklich adäquaten Mittel zur Risikominderung sind.“

Der Bericht „Managing Investments in Volatile Markets: How Institutional Investors are Guarding Against Tail Risk Events“ ist hier abrufbar.

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