22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
Die Welt steht weiterhin im Bann des Coronavirus. Die aktuelle wirtschaftliche Lage werde häufig fälschlicherweise mit Situationen am Ende eines Krieges verglichen, auf die oft eine Inflation folgte. Erst müsse sich die grosse Produktionslücke schliessen, bevor Inflation zu einem Risiko werden könne, sagt Marc Brütsch von Swiss Life AM.
Brütsch führt als Beispiel auch die Jahre 2008 und 2009 an, als eine äusserst lockere Geldpolitik Inflationsängste auslöste, die sich aber nie bewahrheiteten. "Solche Ängste gibt es auch heute", betont der Chefökonom von Swiss Life Asset Managers. Doch aufgrund der tiefen Energiepreise dürfte die Inflation 2020 sehr gering ausfallen, Anleger hätten also Zeit, künftige Inflationsrisiken einzuschätzen. Mittelfristig müssten abweichende Merkmale zwischen der Finanzkrise und der "Corona-Rezession" betrachtet werden, um mögliche Inflationsgefahren zu identifizieren, rät Brütsch.
Nach 2008 wirkten sich Sparmassnahmen disinflationär aus. Heute sind Fiskal- und Geldpolitik besser koordiniert, was potenziell inflationär wirkt. Eine Folge von Covid-19 dürfte eine teilweise Deglobalisierung sein. Dies löse nicht zwingend eine Inflationsspirale aus, weil die Hersteller höhere Produktionskosten nicht ohne weiteres auf ihre Kunden überwälzen können. "Die aktuelle wirtschaftliche Lage wird häufig fälschlicherweise mit Situationen am Ende eines Krieges verglichen, auf die oft eine Inflation folgte: Der Angebotsschock infolge der Lockdowns führt zu einer beispiellosen Unternutzung von eigentlich intakten Kapazitäten in der Infrastruktur, der Produktion und im Arbeitsmarkt. Die dadurch entstehende Produktionslücke muss geschlossen werden, bevor zunehmende Inflation ein grosses langfristiges Risiko darstellt", erklärt Brütsch.
Die Finanzmärkte schlossen letzte Woche positiv, befeuert durch sinkende Ansteckungen in Europa und Optimismus bezüglich Behandlungen und Impfstoffen. Die Aktienmärkte wurden aber vor allem durch Pläne zur Wiederbelebung der europäischen und der US-Wirtschaft beflügelt. Der Datenfluss bleibt laut Swiss Life AM aber negativ, was die Märkte volatil hält. Die Gewinne fielen in den USA zwar gemischt aus, der Firmenausblick bleibe aber trüb. Es sei daher wohl verfrüht, das Portfoliorisiko markant zu erhöhen, aber Unternehmensanleihen würden heute attraktive Spreads bieten und man profitiere indirekt von Zentralbankmassnahmen.