20.12.2024, 10:54 Uhr
Aus der Krise der Credit Suisse und der von den Behörden erzwungenen Notfusion der Grossbank mit der UBS sollen Lehren gezogen werden. Dieser Ansicht ist die parlamentarische Untersuchungskommission. Sie hat ihren...
In einer Studie zum Neugeschäft der europäischen Fondsindustrie im ersten Semester 2017 zieht die Ratingagentur Morningstar den Schluss, dass sich weiterhin Wachstum mit guten Margen erzielen lässt. In der Schweiz wird im Privatkundenvertrieb ein verstärkter Übergang zu Honorarmodellen und zu günstigeren Produkten spürbar.
Der Trend zu kostengünstigeren Produkten sowie die anziehende Regulierung (MIFID II und FIDLEG in der Schweiz) fordern Europas Fondsindustrie heraus. Ob es deshalb zu der vielbeschworenen Konsolidierung kommt, ist jedoch ungewiss. Eine neue Fondsstudie von Morningstar zum Neugeschäft im ersten Halbjahr 2017 zeigt auf, dass die Branche weiterhin ein solides Wachstum und stolze Margen aufweist. So sammelten die 1'261 in dieser Periode lancierten Produkte bis Ende Juni 2017 ein Vermögen von mehr als 125 Mrd. Euro ein. 80% dieser Vermögen werden aktiv gemanagt und weisen durchschnittliche Kosten von 1,2% auf. Zu den Spitzenreitern zählen Mischfonds mit Vermögen von gut 30 Mrd. Euro und durchschnittlichen Kosten von fast 1,5% sowie alternative Fonds mit Kosten von knapp 1,2%. Bei etlichen Produkten fallen zudem noch Performancegebühren an. Bei den Obligationen dominieren ebenfalls aktiv gemanagte Fonds (Kosten 0,8%) gegenüber passiven Produkten (0,4%). Aktiv gemanagte Aktienfonds (Kosten rund 1,2%) werden demgegenüber verstärkt durch passiv gemanagte Produkte (0,4%) bedrängt.
"Diese Zahlen verdeutlichen einmal mehr, dass Mischfonds und alternative Fonds die Domäne aktiver Asset Manager bleiben", schreibt Morningstar und stellt ausserdem fest, dass Aktienfonds deutlich an Bedeutung verlieren, Anleihenfonds sich dagegen recht stabil halten.
Die neuen aktiv verwalteten Fonds am Markt
Der Vormarsch der passiv gemanagten Fonds geht allerdings weiter. Hier sammelten die neuen Produkte im ersten Semester 2017 Vermögen von gut 24 Mrd. Euro mit Durchschnittskosten von 0,4% ein. Davon entfielen lediglich 3,1 Mrd. Euro auf ETFs und der weitaus grösste Teil auf Indexfonds. Fast 13 Mrd. Euro figurieren in der Morningstar-Kategorie Global Large Cap Blend Equity mit Durchschnittskosten von 0,04%. "Hier ist vor allem BlackRock zu nennen. Der weltweit grösste Asset Manager hat allein im Juni in zwei neuen Indextrackern für institutionelle Anleger aus Grossbritannien rund 12,9 Milliarden Euro eingesammelt", erklärt Morningstar. Demnach setzen Institutionen bei passiven Anlagen nicht notwendigerweise auf ETFs. Interessant ist auch, dass strategische Beta-Produkte zurzeit auf keine rege Nachfrage stossen. Die neuen Produkte sammelten lediglich Vermögen von 0,8 Mrd. Euro ein.
Die neuen Indexfonds am Markt
Gegliedert nach Regionen haben im Fondsneugeschäft Offshore-Zentren wie Luxemburg, der grenzüberschreitende europäische Markt sowie Grossbritannien die Nase vorn. Die starke Stellung von Italien erstaunt. "Beim italienischen Markt handelte es sich um einen Retail-Markt, in dem vor allem Laufzeitenfonds über die Filialnetze der Banken vertrieben wurden", kommentiert Morningstar. Die Stellung des Fondsmarkts Schweiz kann an der Emissionstätigkeit der drei Banken Credit Suisse, UBS und Lombard Odier eingeschätzt werden: Im ersten Semester 2017 flossen 8,7 Mrd. Euro in ihre neuen Produkte. Ein grosser Teil davon wurde Offshore oder im institutionellen Bereich lanciert, denn Morningstar weist für die Schweiz selbst explizit nur neue (offiziell bewilligte) Vermögen von 4 Mrd. Euro aus.
30 Prozent davon entfallen auf passiv gemanagte Produkte, womit die Schweiz in dieser Kategorie nach Grossbritannien an zweiter Stelle rangiert. Morningstar weist darauf hin, dass Indexfonds in den Märkten eine grössere Rolle spielen, in denen innerhalb der vergangenen Jahre ein Wandel der Vertriebsarchitektur stattgefunden hat. "In Grossbritannien und den Niederlanden wurden Kickbacks verboten, und in der Schweiz haben viele Banken den Privatkundenvertrieb auf Honorarmodelle umgestellt. Dieser Übergang hat zur Folge, dass es in diesen Märkten nunmehr im Interesse des Vertriebs liegt, Kunden günstige Produkte anzubieten ihr Honorar ist schliesslich auch ohne Kickbacks sicher, und wer das Kundenportfolio mit günstigen Fonds bestückt, hat eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg des Investments erfüllt, indem er die Kosten unter Kontrolle hält", kommentiert das Ratinghaus.
Die wichtigsten Vertriebsregionen im ersten Halbjahr 2017
Lesen Sie zu diesem Thema auch das Interview mit Morningstar-Chefredakteur Ali Masarwah: "In südlichen Regionen herrscht eher eine Konsumgütermentalität"