23.12.2024, 14:23 Uhr
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Die Schweizerische Nationalbank dürfte im Jahr 2019 laut UBS einen Gewinn von rund 50 Milliarden Franken erwirtschaftet haben. Aufgrund des dicken Eigenkapitalpolsters könnten die Diskussionen um die Verteilung der Gewinne an Dynamik gewinnen.
Am nächsten Donnerstag publiziert die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihr Finanzergebnis für das Jahr 2019. Sie dürfte gemäss den Berechnungen der UBS für das Gesamtjahr einen Gewinn von rund CHF 50 Mrd. erzielt haben, im Schlussquartal resultierte hingegen ein Verlust von rund CHF 1 Mrd. Bund und Kantone können mit einer Auszahlung von CHF 2 Mrd. rechnen.
Der grosse Gewinn basiert auf der Aktienrally des letzten Jahres, dem gesunkenen Zinsniveau und dem Kursanstieg von Gold. Der globale Aktienmarkt konnte 2019 um 25 Prozent zulegen, was bei einem Aktienportfolio von CHF 145 Mrd. zu einem Gewinn von rund CHF 35 Mrd. führte. Die wiederkehrenden Erträge (Couponzahlungen, Dividenden, Negativzinsen) trugen rund CHF 15 Mrd. bei. Gold stieg um 17 Prozent, bei CHF 42 Mrd. an Goldreserven resultierte daraus ein Gewinn von CHF 7 Mrd. Auf der Anleihenseite verbuchte man ein Plus von mehr als CHF 10 Mrd., nur die Aufwertung des Frankens gegenüber Euro und US-Dollar reduzierte den Gewinn um CHF 18 Mrd.
Nach der Aufhebung des Euro-Franken-Mindestkurses im Januar 2015 betrug die Eigenkapitalquote der SNB knapp 6 Prozent, inzwischen ist diese auf 20 Prozent angewachsen. Das Eigenkapitalpolster der SNB ist in diesen fünf Jahren von rund CHF 30 Mrd. auf CHF 170 Mrd. gestiegen. Heute stehen die Aktienmärkte allerdings auf ihrem Allzeithoch und die Zinsen in der Nähe ihres Allzeittiefs. Die UBS rechnet damit, dass das Renditepotenzial des SNB-Portfolios in den nächsten Jahren deshalb wesentlich tiefer liegen dürfte als in der Vergangenheit. Sie schätzt dieses Renditepotenzial, dass sich aus der durchschnittlichen Rendite der Finanzmärkte und der Entwicklung des Frankens gegenüber den wichtigsten Währungen im Portfolio der SNB zusammensetzt, für die nächsten sieben Jahre auf gut 1 Prozent – das heisst bei Anlagen von CHF 850 Mrd. (inklusive der Goldbestände) auf CHF 8,5 Mrd. pro Jahr. Zusammen mit den Einnahmen aus den Negativzinsen (zukünftig ca. CHF 1 Mrd.) dürfte das Potenzial knapp unter CHF 10 Mrd. liegen. Vor diesem Hintergrund dürfte die SNB kaum bereit sein, ihre Auszahlungen an Bund und Kantone substanziell zu erhöhen, folgert die UBS.
In den letzten fünf Jahren erwirtschaftete die SNB grosse Gewinne, allerdings blieben die Diskussionen um die Verteilung dieser Gewinne weitgehend aus, denn die Eigenkapitaldecke der SNB war so dünn, dass die Gewinne für deren Stärkung verwendet wurden. Die UBS erwartet, dass selbst bei einem reduzierten Gewinnpotenzial von immer noch CHF 9 bis 10 Mrd. die Diskussion an Dynamik gewinnen dürfte, ob die SNB ihre Auszahlungen an Bund und Kantone nicht substanziell erhöhen kann oder ob ihre Gewinne nicht auch für die Finanzierung der Vorsorgewerke beigezogen werden können.
Das (absolute) Gewinnpotenzial hänge nicht nur von der Entwicklung der Finanzmärkte in den nächsten Jahren ab, sondern auch davon, wie sich die Grösse des SNB-Portfolios verändere. Ein globaler Anstieg der Zinsen könne dazu führen, dass die SNB zum einen die Negativzinsen aufhebt und zum anderen ihre Bilanz verkleinert, weil auch die Sichtguthaben der Banken, die heute bei der SNB liegen, anderswo investiert würden. Damit würde sich auch das Gewinnpotenzial der SNB deutlich verringern.
In den nächsten Jahren erachtet die UBS eine Verkleinerung der SNB-Bilanz jedoch als unwahrscheinlich, da der Kampf gegen die Überbewertung des Frankens und die Normalisierung des Zinsniveaus höhere Priorität haben. Auf lange Frist dürfte es aber das Ziel der Nationalbank bleiben, ihre Bilanz wieder zu verkürzen, um beispielsweise die enorme Frankenliquidität wieder abzuschöpfen.
Falls die SNB dereinst ihre Bilanz tatsächlich reduzieren will oder muss, wäre es schwierig, heute gemachte Auszahlungsversprechen in Zukunft wieder rückgängig zu machen. Aus diesem Grund dürfte die SNB aktuell kaum bereit sein, ihre Auszahlungen an Bund und Kantone (oder für die Sozialwerke) substanziell zu erhöhen, auch wenn das nötige Etragspotentzial dazu vorhanden ist.