20.12.2024, 10:54 Uhr
Aus der Krise der Credit Suisse und der von den Behörden erzwungenen Notfusion der Grossbank mit der UBS sollen Lehren gezogen werden. Dieser Ansicht ist die parlamentarische Untersuchungskommission. Sie hat ihren...
Angesichts der rekordhohen Inflation hat die Europäische Zentralbank (EZB) eine Zinserhöhung von historischem Ausmass vorgenommen. Der Leitzins steigt, wie zuletzt von den meisten Beobachtern erwartet, um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25%. Die Märkte werden es verkraften: Besser, die EZB zeigt eine klare(re) Linie, als dass sie vor der Realität die Augen verschliesst.
Der EZB-Rat hatte für seine September-Sitzung am Donnerstag schon früh eine weitere Zinserhöhung signalisiert, nachdem er bereits im Juli den Referenzsatz um 0,5 Prozentpunkte nach oben gesetzt hatte.
Spätestens nach dem Bekenntnis von Fed-Chef Jerome Powell am Notenbankmeeting in Jackson Hole vor zwei Wochen, die Inflationsbekämpfung rigoros fortführen und über alles andere stellen zu wollen, konnte die EZB gar nicht anders, als ebenfalls ein deutliches Zeichen zu setzen und eine stärkere Erhöhung als noch im Juli zu beschliessen.
Im August hat die Teuerung in der Eurozone rekordhohe 9,1% erreicht. Allein auch deshalb konnte die EZB nicht anders, als strikte zu handeln, selbst wenn es in den Hauptstädten der nicht wenigen überschuldeten Eurostaaten nicht gerne gesehen wird. Der Schuldendienst, beispielsweise das einmal mehr vor Wahlen stehende Italien, wir damit (noch) schwieriger
Ein Abklingen der Teuerung ist aufgrund der weiterhin angespannte Lage an den Energiemärkten nicht in Sicht. In den aktuellen Lohnverhandlungen drohen harte Forderungen von Arbeitnehmerverbänden die Teuerung über die berüchtigte eine Lohn-Preis-Spirale zu verstetigen.
Am 27. Oktober kommen die EZB-Oberen zur nächsten Zinssitzung zusammen. Es wird wohl nochmals zu einer Erhöhung um 75 Basispunkte kommen – nicht zuletzt deshalb, weil schon vorher, am 21. September, die US-Notenbank zusammentritt und ihrem Eckzins einen weiteren Schub nach oben geben wird.
Für die Euro-Währungshüter wird das Dilemma zwischen dem monetär und längerfristig auch aus gesellschaftspolitischer Sicht Notwendigen und dem kurzfristig ökonomisch Vertret- und Machbaren nicht kleiner. Die geopolitische und realwirtschaftliche Lage lässt ihr nur wenig Spielraum. Der politische Druck, den konjunkturellen und finanziellen Strukturen im Euroland Sorge zu tragen, wird weiter wachsen.
Dass sich die EZB, zumindest im Ansatz, für die erste, härtere Variante entschieden hat, ist das positive am Beschluss vom Donnerstag. Bei der Inflationsbekämpfung gilt der Grundsatz: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
Auch die Finanzmärkte fahren mit einer klaren Orientierungsvorgabe besser, als wenn sie über das ohnehin Unabwenbare im Nebel stochern lässt.
Auch deshalb ist der EZB-Entscheid vom Donnerstag kein Unglück, im Gegenteil.