20.12.2024, 10:54 Uhr
Aus der Krise der Credit Suisse und der von den Behörden erzwungenen Notfusion der Grossbank mit der UBS sollen Lehren gezogen werden. Dieser Ansicht ist die parlamentarische Untersuchungskommission. Sie hat ihren...
Im Zentrum des Umbaus der Credit Suisse steht nach teuren Skandalen wenig verwunderlich die Stärkung des Risikomanagements. "Es prägt alle unsere Handlungen", betont VR-Präsident António Horta-Osório. Neu besteht die CS aus vier Divisionen. Das Wealth Management als grösster Wachstumstreiber wird vereinheitlicht und das Investmentbanking weniger riskant positioniert.
Wie erwartet wird die bisher aus drei Divisionen bestehende Vermögensverwaltung zu einer einzigen Einheit zusammengelegt. Über deren Leitung ist bis dato nichts bekannt. Der Onlinedienst Finews meinte zu Wochenbeginn, es handle sich um Francesco De Ferrari, den früheren Asien-Chef der CS, der 2018 die Bank verliess, um die Führung des in Sydney beheimateten Vermögensverwalters zu übernehmen.
Ab Januar 2022 wird die Credit Suisse-Gruppe neu in vier Divisionen gegliedert sein, das Wealth Management, die Investment Bank, die Swiss Bank und das Asset Management. Geografisch stützt sich die Matrixorganisation auf vier Regionen: Schweiz, Europa/Middle East/ Afrika (EMEA), Asien/Pazifik (APAC) und Amerika.
Für den Umbau leitet die Bank Kapital von der Investment Bank in die Vermögensberatung um. Im Wealth Management soll dank einer bis 2024 um rund 25% erhöhten Zuweisung das Wachstum beschleunigt werden. Geplant ist, die weltweiten Kompetenzen durch ein integriertes Geschäftsmodell in allen Regionen besser und nachhaltig zu nutzen und das Geschäft für reiche und superreiche Kunden zu forcieren.
Aus rund zehn, nicht namentlich genannten Nicht-Kernmärkten will die CS aussteigen. Umgekehrt will sie rund 500 Kundenberaterinnen und -berater einstellen, was einem Ausbau bis 2024 um etwa 15% entspricht. Die Investitionen in Technologie dürften im Jahr 2024 um etwa 60% höher sein als 2021.
Die verwalteten Vermögen sollen bis dahin rund CHF 1100 Mrd. erreichen. Das wäre gegenüber heute ein Zuwachs um CHF 200 Mrd. oder gut 20%.
Die Investment Bank schafft durch die Integration des Bereichs Investment Banking & Capital Markets der Regionen Asien/Pazifik und Schweiz in die bestehende Investment Bank ein einziges globales Geschäft. Das Prime Brokerage (Archegos lässt grüssen) wird aufgegeben und die Division auf weniger kapitalintensive «Capital Markets & Advisory»-Geschäftsbereiche fokussiert.
Die nach eigenen Angaben marktführende Position im Kreditgeschäft, bei verbrieften Produkten und im Leverage-Finance-Geschäft will die CS weiterhin nutzen.
Bei den Prime Sevices wird einzig die Sparte Index Access und Delta One in Fernost und Pazifik beibehalten. Die Corporate-Banking-Exposure wird optimiert, der Bestand langfristig strukturierter Derivate verringert und aus etwa zehn Nicht-Kernmärkten ohne Wealth-Management-Verbindung ausgestiegen, was zu einer voraussichtlichen Kapitalsenkung um rund 25% von 2020 gegenüber 2022 beitragen dürfte
Mit diesen Massnahmen soll das Investment Banking noch besser in der Lage sein, als strategischer Partner wichtige Firmen-, Unternehmer-, ultrareiche sowie institutionelle und Finanzinvestoren-Kunden zu unterstützen, verlautet die Bank.
Die Swiss Bank wird die inländischen Privat-, Firmen- und institutionellen Kunden als Geschäftsbereiche umfassen. Zudem wird die Division in weiteres Wachstum investieren, Kundinnen und Kunden sollen vom vollständig integrierten Dienstleistungsangebot der Bank profitieren.
Im Zeitraum 2022 bis 2024 soll das Geschäft im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen.
Das Asset Management wird nicht, wie verschiedentlich spekuliert, verkauft oder mit einem Konkurrenten zusammengelegt. Es wird auf seine Kernproduktkompetenzen, den Ausbau des Vertriebs in ausgewählten europäischen und APAC-Märkten und den Aufbau einer starken Vernetzung mit dem Wealth Management ausgerichtet.
Nicht-Kernanlagen und nicht-wesentliche Partnerschaften werden beendet. Für den Zeitraum 2021/2022 sollte das zu einer Reduktion der risikogewichteten Aktiven bei Anlagen und Partnerschaften um rund 40% führen.
Auf Gruppenebene hat die CS eine Rendite auf dem materiellen Eigenkapital bis 2024 von mehr als 10% zum Ziel sowie ein bereinigtes Aufwand/Ertrags-Verhältnis von rund 70%. Punkto Kapitalisierung soll die Quote des harten Kernkapitals (CET1) mehr als 14% und die Leverage-Ratio des harten Kernkapitals (CET1) rund 4,5% betragen.
Im Jahr 2022 sollen zudem rund 25% des Reingewinns an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Die letztbezahlte Dividende betrug CHF 0.10, was sich in einer mageren Rendite von 1,0% niederschlägt.
Die Reorganisation ist selbstverständlich nicht gratis. Zwischen dem vierten Quartal 2021 und 2022 rechnet die Grossbank mit einem um rund CHF 400 Mio. höheren Restrukturierungsaufwand. Zudem schliesst das sie Wertberichtigungen für Geschäftsbereiche, von denen sich die Bank trennen will, nicht aus.
Die Wirtschaftsagentur AWP zitiert CS-CEO Thomas Gottstein mit den Worten: "Dank dieser strategischen Überprüfung haben wir eine klare und überzeugende Stossrichtung festgelegt, die auf bestehenden Stärken aufbaut und das Wachstum in wesentlichen strategischen Geschäftsbereichen beschleunigt."
Die "Finanz und Wirtschaft" schreibt in einem ersten Fazit wenig gnädig: "Der grosse Knall ist ausgeblieben. Vor dem Hintergrund eines robusten Quartalsergebnises präsentiert die krisengeschüttelte Grossbank einen strategischen Plan, der die bereits eingeschlagene Richtung lediglich bestätigt. Die Neuallokation von Kapital weg von der Investmentbank in die Vermögensverwaltung reduziert die Risiken, im Asset Management und in der Schweizer Bank bleibt aber alles beim Alten......Die CS muss ihre hausgemachten Probleme weiter abarbeiten"
Eine leichte Steigerung, jedoch keinen Freudensprung vollzog der Aktienkurs. Rund eine Stunde nach Eröffnung des Donnerstagshandels notierten CS Group 0,6% höher auf CHF 9.95.