26.11.2024, 14:35 Uhr
Die Grossbank UBS will ihr derzeitiges Wertpapier-Joint-Venture in China vollständig übernehmen. Der Prozess, die Beteiligung an «UBS Securities» auf 100 Prozent zu erhöhen, sei im Gange, hiess es auf Anfrage der...
Im April und Mai dieses Jahres, als die Risikoaversion am grössten war und die Flucht in liquide Staatsanleihen bester Bonität Vorrang hatte, konnten sich auch Unternehmensanleihen den Turbulenzen nicht entziehen. Dennoch schafften es EUR-Unternehmensanleihen der Bonität Investment Grade, sich relativ gut zu behaupten. Ihr Performancerückstand seit Ausbruch der Finanzmarktkrise im Juli 2007 gegenüber EUR-Staatsanleihen beträgt nur noch 0,4 %. Bieten erstklassige Unternehmensanleihen der Eurozone in den nächsten Monaten bessere Chancen als EUR-Staatsanleihen?
Rosemarie Baumann: Die Renditeaufschläge für EUR-Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen der Eurozone dürften in den nächsten Monaten weiter schrumpfen. Dafür sprechen mehrere Gründe. Erstens sollte das 750 Mrd Euro umfassende Stützungspaket von EZB, EU und IWF für Beruhigung sorgen und die Marktverwerfungen weiter eindämmen. Der Bankenstresstest hat bereits geholfen, das systemische Risiko zu reduzieren. Zweitens geht die weltwirtschaftliche Belebung kontinuierlich weiter auch wenn die europäischen Konjunktur-indikatoren die Trendwende vollzogen haben. Drittens sind viele Unternehmen finanziell stärker ausgestattet als vor der Krise. Viertens sollte es zu einer soliden Gewinnerholung bei den Unternehmen kommen. Und Fünftens hat sich das Risiko eines Ausfalls oder einer Rating-herabstufung bei Unternehmensanleihen mit der konjunkturellen Erholung deutlich reduziert.
Welche Ratingklassen haben in den nächsten Monaten die besten Chancen?
Baumann: Wir sehen die grössten Chancen für Unternehmensanleihen mit »BBB«-Rating. Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens sind sie im historischen Vergleich, aber auch im Vergleich zu An-leihen der Ratingkategorien »A« und »AA« relativ günstig bewertet. Zweitens neigen Schuldner mit besseren Ratings von »AA« bis »A«, deren Fremdkapitalkosten geringer sind als bei »BBB«-Schuldnern, eher dazu, durch fremdfinanzierte Übernahmen zu wachsen, was den Verschuldungsgrad erhöht. Das gilt insbesondere in Zeiten, in denen organisches Wachstum schwierig ist. Im Konsumgüterbereich und bei Versorgungsunternehmen waren im Jahr 2009 bereits M&A-Aktivitäten zu beobachten. In diesem Jahr werden einzelne Telekommunikationsfirmen folgen.
Welche Sektoren sind besonders attraktiv?
Baumann: Wir halten weiterhin einen relativ grossen Anteil ausgewählter Schuldner in zyklischen Branchen wie Grundstoffe, zyklische Konsumgüter, Medien und Industrie. Gleichzeitig verlängern wir die durchschnittliche Restlaufzeit bei defensiven Sektoren wie Tabakherstellern und Versorgern. Zudem investieren wir nicht nur in »A«-Emittenten, sondern verstärkt auch in attraktiv bewertete »BBB«-Schuldner mit stabilem Gewinnwachstum und in andere werthaltige Nischenplayer, vor allem aus fundamental soliden Branchen wie nichtzyklische Basiskonsumgüter, Tabak und Telekommunikation. Darüber hinaus halten wir insbesondere Anleihen von Unternehmen der Eurozone mit hohem Exportanteil ausserhalb der EU für attraktiver als Emittenten, die auf ihren Heimatmarkt fokussiert sind. Diese Merkmale treffen auf europäische Schuldner mit starkem internationalem Engagement zu, also Schuldner aus den Bereichen Industrie, Investitionsgüter und Konsumgüter.
Was ist Ihr Fazit?
Baumann: Die grössten Risiken für die Spreadentwicklung sind eine erfolgreiche Umsetzung der Sparprogramme der PIIGS-Länder sowie die Entwicklung der Konjunktur-Frühindikatoren. Auf mittlere Sicht sind wir jedoch davon überzeugt, dass bei Unternehmensanleihen der Eurozone die Chancen grösser sind als die Risiken. Bis zum Jahresende sollten sich die insgesamt freundlichen Konjunktur- und Unternehmensdaten sowie der grosse Anlagedruck der Investoren im Verbund mit dem strukturellen Niedrigzinsumfeld positiv auswirken. Die Risikoprämien für EUR-Unternehmensanleihen dürften weiter sinken, wenn auch langsamer als im Jahr 2009. Zudem sind temporäre Spreadaufschläge wahrscheinlich. Wir erwarten, dass 2010 mit Erträgen im tiefen bis mittleren einstelligen Prozentbereich ein gutes Jahr für Unternehmensanleihen werden wird, auch wenn die Erträge damit deutlich unter dem Vorjahresniveau liegen. Im Vergleich zu anderen Assetklassen wie EUR-Staatsanleihen und Gedeckten Anleihen dürften EUR-Unternehmensanleihen jedoch erneut höhere Gesamterträge erzielen. (ng)