GM stoppt sein teures «Robotaxi-Projekt»

General Motors stoppt das Projekt mit selbstfahrenden Autos. (Bild lv-olga/Shutterstock)
General Motors stoppt das Projekt mit selbstfahrenden Autos. (Bild lv-olga/Shutterstock)

General Motors gibt trotz Milliardeninvestitionen beim autonomen Fahren auf. Die Tochter Cruise wird eingestellt und die GM-Aktie geht nach oben.

11.12.2024, 10:03 Uhr

Redaktion: sw

Cruise, General Motors’ Einheit für selbstfahrende Autos, wird sich aus dem Robotaxi-Geschäft zurückziehen. Dies gab der Konzern bekannt. Cruise und weitere technische Abteilungen von GM werden zu einer gemeinsamen Einheit zusammengelegt, die sich auf die Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen für künftige Privatautos konzentrieren soll, heisst es in einer Mitteilung des US-Autobauers.

GM erklärte, dass das Unternehmen die Entwicklung von Robotaxis nicht weiter finanzieren werde. Der erhebliche Zeit- und Ressourcenaufwand für den Aufbau des Geschäfts und der zunehmend wettbewerbsintensive Robotaxi-Markt machten diese Entscheidung notwendig.

Unfall warf das Projekt zurück

Das Projekt verschlang rund zehn Milliarden US-Dollar. Cruise hatte ambitionierte Wachstumspläne und wollte nach einer Reihe von US-Städten auch in Tokio starten. Es wurden bereits neuartige Fahrzeuge ganz ohne Lenkrad und Pedale getestet.

Cruise hatte den Betrieb nach einem Unfall im vergangenen Jahr, bei dem eines der Fahrzeuge einen Fussgänger erfasste, mit Sicherheitsfahrern in Dallas und Houston jüngst erst wieder aufgenommen. Geplant war, auch Fahrzeuge in Kalifornien zu testen.

Für die Vision vollautonomer Robotaxis, die schon bald Amerikas und Europas Strassen bevölkern, ist die Entscheidung ein gravierender Rückschlag. Erst 2022 hatten Ford und Volkswagen ihre Robotaxi-Tochter Argo AI eingestellt – ebenfalls mit dem Argument, sich vor allem auf weiterentwickelte Fahrerassistenzsysteme konzentrieren zu wollen.

Noch zwei Anbieter bleiben

Mit GMs Rückzug verbleiben nur noch zwei grosse US-Unternehmen auf dem Markt: die Google-Tochter Waymo und die Amazon-Tochter Zoox. Waymo gilt als technologisch führend, betreibt Robotaxi-Flotten in mehreren US-Städten und hat im Oktober bei Investoren 5,6 Milliarden Dollar für die weitere Expansion eingesammelt. Es war die bislang grösste Finanzierungsrunde des Unternehmens. Derzeit betreibt Waymo den einzigen kommerziellen Taxidienst in den USA, der auf vollständig selbstfahrende Autos setzt. Eine Testphase in San Francisco hatte Waymo im Juli abgeschlossen, der Service steht dort nun allen Interessenten offen.

Daneben arbeitet Zoox, das im Unterschied zu Waymo auf vollständig neu entwickelte Fahrzeuge setzt, die ohne klassisches Lenkrad und Pedale auskommen, am Start eines entsprechenden Dienstes in San Francisco.

GM-Aktie steigt

Strategisch hat der Schritt erhebliche Auswirkungen für GM. Konzernchefin Mary Barra wollte den Autohersteller in ein Unternehmen für Verkehrstechnologie umwandeln und den Umsatz bis 2030 auf 50 Milliarden Dollar verdoppeln – auch durch Einnahmen von Cruise. Ohne das Robotaxi-Geschäft rückt dieses Ziel nun in weite Ferne.

Dass zuletzt selbst GMs Aktionäre nicht mehr an einen Durchbruch glaubten, zeigte sich jedoch am Markt: Am Dienstag stieg das GM-Papier nach Bekanntwerden der Nachricht nachbörslich um mehr als zwei Prozent. GM erwartet, «dass die Umstrukturierung die Ausgaben (...) um mehr als eine Milliarde Dollar pro Jahr senken wird», wie der Konzern mitteilte.

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