22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
Die Turbulenzen an den Finanzmärkten könnten sich auf das Wirtschaftswachstum auswirken und machen den Ausblick für die weltwirtschaftliche Entwicklung schwieriger als gewöhnlich. Vor diesem Hintergrund gehen wir für 2008 von den folgenden Wachstumsentwicklungen aus: USA, 12%; Eurozone von derzeit 2,75% auf rund 2%; Japan bleibt bei 1,5 2%. Für die Schweiz erwarten wir dank der guten Wettbewerbsfähigkeit und dem schwachen Franken ein Wachstum von 2%.
Die Schwellenländer dürften auch im kommenden Jahr ein sehr starkes Wachstum verzeichnen. Hauptrisiken dieser Entwicklung sind die Rohstoffpreise, ein steigender Protektionismus, eine deutlichere Konjunktur-abkühlung in den USA (wobei eine Rezession nicht mehr ausgeschlossen werden kann), eine starke Korrektur auf den Aktienmärkten der Schwellenländer und eine hohe Volatilität auf den Devisenmärkten.
Die unsichere Lage über die Entwicklung an den Finanzmärkten könnte eine Verschärfung der Bedingungen bei der Kreditvergabe zur Folge haben, was Konsum, Investitionsausgaben sowie Wachstum und Inflation bremsen würde. Andererseits könnte die Stimmung von Konsumenten und Produzenten kippen, was ebenfalls Wachstum und Inflation drücken würde. Die zunehmende Unsicherheit machte sich zu einem Zeitpunkt breit, als das Wachstum in den USA bereits unter seinem Potenzialwert lag, in der Eurozone auf seinen Zenit zusteuerte und sich in Japan durchschnittlich bei 2% bewegte. Insgesamt wiesen die Schwellenmärkte weiterhin sehr starke Wachstumsraten auf, als ob sie vom schwächeren Wachstum in den Industrienationen unbeeindruckt wären.
Verhaltenes Wachstum in den USA
Die Wirtschaft in den USA dürfte im nächsten Jahr nur verhalten wachsen (12%). Die Korrektur auf dem Wohnimmobilienmarkt wird anhalten. Der Konsum dürfte sich gegenüber den bis vor Kurzem verzeichneten Wachstumsraten abschwächen, derweil die Arbeitslosigkeit allmählich steigen wird. Die Kerninflation dürfte allmählich zurückgehen, obwohl die verzögerten Auswirkungen des hohen Ölpreises und der steigenden Lebensmittelpreise für diese Prognose eine Gefahr darstellen. Die Fed wird der Vermeidung einer Rezession einen grossen Stellenwert einräumen, auch wenn dies die Inflationserwartungen anheizen und zu einer übertriebenen Risikobereitschaft führen könnte. Sie wird die geldpolitischen Zügel mehrmals lockern: Zum Jahresende dürfte der Tagesgeldsatz in den USA bei rund 3,5% liegen. Die langfristigen Zinsen (Laufzeit von 10 Jahren) dürften weniger stark auf Niveaus von 4 bis 4,25% zurückgehen, was zu einem steileren Verlauf der Renditekurve führen wird. Der Dollar dürfte anfänglich seinen Abwärtstrend gegenüber vielen Währungen fortsetzen. Im späteren Jahresverlauf könnte er jedoch zulegen, wenn sich der Wirtschaftsausblick für das Jahr 2009 und darüber hinaus in den USA aufhellt. Aus ähnlichen Gründen werden US-Aktien in der ersten Hälfte 2008 zunächst eine Underperformance erleben, sich im weiteren Jahresverlauf dann aber erholen.
Rückläufiges Wachstum in der Eurozone
Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone dürfte von derzeit 2,5 2,75% auf rund 2% zurückgehen. Damit würde es leicht unter dem Trendwachstum liegen. Dieses Jahr ist die Arbeitslosigkeit auf ein Rekordtief gesunken. Es ist bemerkenswert, dass die Arbeitslosigkeit derzeit niedriger ist als zum Zeitpunkt der Talsohle des vorherigen Zyklus zu Beginn dieses Jahrtausends. Dies ist nicht nur auf die zyklische Erholung im Euroraum zurückzuführen, sondern auch darauf, dass sich die Arbeitsmarktreformen mit Verzögerung auswirken. Zuerst dürfte die Arbeitslosigkeit noch weiter zurückgehen, um sich dann zu stabilisieren und im Laufe des nächsten Jahres wieder leicht anzusteigen. Die Inflation wird wahrscheinlich schrittweise sinken, im Einklang mit dem Ziel der EZB von mittelfristig unter 2%, aber nahe dieser Marke. Vor diesem Hintergrund wird die EZB unter Umständen höchstens noch ein Mal die Zinsen erhöhen. Dann dürfte sie eine Zinspause einlegen, um in der zweiten Hälfte 2008 eine leichte Zinslockerung vorzunehmen. Gegen Ende des Jahres wird sich der Leitzins auf ca. 3,75% belaufen. Die langfristigen Zinsen werden schätzungsweise zwischen 4 und 4,25% liegen. Dies deutet auf eine vollständige Zinskonvergenz mit den USA hin. Die europäischen Aktienmärkte dürften normale oder etwas geringere Renditen erzielen (eine Gesamtrendite von 8% gilt als normal).
Japan setzt Erholung fort
Japan wird wahrscheinlich seine reale, bezüglich Wirtschaftswachstum jedoch verhaltene Erholung bei einer Wachstumsrate von 1,5 bis 2% fortsetzen. Dieses Jahr ist Japan wieder leicht in die Deflation abgerutscht. Nächstes Jahr könnte die Inflation wieder Einkehr halten, allerdings auf sehr niedrigen Niveaus. Die Bank of Japan wird voraussichtlich bei der Normalisierung der Zinsen recht vorsichtig bleiben. Bis Ende 2008 wird mit einem Leitzins von 1 bis 1,5% gerechnet. Die langfristigen Zinsen dürften parallel zu den kurzfristigen zulegen. Aus nicht ganz ersichtlichen Gründen blieb der japanische Aktienmarkt in diesem Jahr zurück. Im nächsten Jahr scheint zumindest eine Performance entsprechend den Märkten anderer Industrienationen möglich. Der Yen ist indes unterbewertet und 2008 könnte es zu einer Korrektur auf nachhaltigere Niveaus kommen. Dies würde Japan für in Europa ansässige Anleger relativ attraktiv machen.
Schwellenländer als Wachstumsmotor der Weltwirtschaft
Im vergangenen Jahr waren wir der Meinung, dass die Volkswirtschaften der Schwellenmärkte im Gegensatz zur Vergangenheit eine Abkühlung in den USA relativ gut verkraften würden. Bisher bewahrheitete sich diese Erwartung für 2007, wie die Entwicklungen in den Schwellenländern zeigen. Sie sind der Wachstumsmotor der Weltwirtschaft und leisten nun einen wesentlich grösseren Beitrag zum globalen Wachstum als früher. Einige darunter, etwa Indien und China, drohen sogar zu überhitzen. Die Schwellenländer dürften auch 2008 ein sehr starkes Wachstum verzeichnen. Wie 2007 wird China auch im nächsten Jahr mehr zum Wachstum der Weltwirtschaft beitragen als die USA. In vielen Fällen übertrafen die Aktienmärkte der Schwellenländer andere Märkte, in einigen Fällen sogar deutlich (China, Indien, Brasilien, Türkei etc.). Sie scheinen nach wie vor relativ attraktiv, allerdings ist es mittlerweile unabdingbar, die Entwicklungen sehr genau zu verfolgen. In vielen Fällen notieren Schwellenländeraktien gegenüber Industrieländeraktien nicht mehr zu Abschlägen. Sie sind also nicht mehr günstig, was irgendwann zu einer Korrektur führen dürfte.
Schweizer Wirtschaft profitiert vom schwachen Schweizer Franken
Dieses Jahr wächst die Schweizer Wirtschaft zwischen 2.5% und 3%. Sie profitiert von der Entwicklung in der Eurozone und dem schwachen Schweizer Franken. 2008 dürfte das Wachstum bei rund 2% liegen. Die Inflation bleibt tief, es gibt aber Anzeichen eines Anstiegs. In diesem Umfeld ist mit einer bloss durchschnittlichen Börsenentwicklung zu rechnen. Diese Erwartung basiert auch auf der Übergewichtung von Finanztiteln im Schweizer Aktienindex.
Risiken: Rohstoffpreise und Konjunkturabkühlung in den USA
Die Hauptrisiken für diesen Ausblick sind die Rohstoffpreise, ein steigender Protektionismus, eine deutlichere Konjunkturabkühlung in den USA als prognostiziert (wobei eine Rezession nicht ausgeschlossen werden kann), eine starke Korrektur auf den Aktienmärkten der Schwellenländer und eine hohe Volatilität auf den Devisenmärkten.