26.11.2024, 12:04 Uhr
Laut der Financial Times führen der französische Asset Manager Natixis Investment Managers und der italienische Versicherer Generali Gespräche über eine mögliche Fusion.
"Die grosse systemische Finanzmarktkrise ist überwunden, aber die Nachwehen bleiben bestehen", blickt Dr. Klaus Wiener, Chefvolkswirt von Generali Investments, in die Zukunft. "Doch trotz aller Risiken: Es sieht heute wesentlich besser aus als man inmitten der Krise zu hoffen gewagt hätte." Nach Risikogesichtspunkten attraktivste Anlageklasse im kommenden Jahr sind alut Wiener hochwertige Unternehmensanleihen.
Trotz der schweren Krise im Winterhalbjahr 2008/2009 kam es 2009 zu hohen Erträgen auf den Finanzmärkten. "Massgeblich für das letztlich gute Finanzjahr 2009 war das beispiellose Gegensteuern der Wirtschaftspolitik", so Wiener. "Durch die hohe Bereitstellung von Zentralbankliquidität sowie die Massnahmen zur Stabilisierung des Finanzsystems und zur Belebung der Wirtschaft wurde die systemische Krise überwunden."
Aus Rücken- wird Gegenwind
Darauf aufbauend sei ein Rückfall in eine tiefe Rezession im kommenden Jahr unwahrscheinlich. Dennoch warnt Wiener vor den Nachwehen der Krise: "Im Bankensektor drohen weitere Abschreibungen und eine geringere Kapitalisierung. Das führt zu einer gedämpften Kreditvergabe. Staaten wie Griechenland und Irland sowie Organisationen wie 'Dubai World' dürften Anschlussfinanzierungen nur eingeschränkt bzw. zu höheren Kosten erhalten." Zudem müsse die Finanz- und Geldpolitik zur Vermeidung von 'Risiken und Nebenwirkungen' einen weniger expansiven Kurs annehmen.
"Spätestens im zweiten Halbjahr 2010 dürfte aus dem Rückenwind der Wirtschaftspolitik ein Gegenwind werden", erwartet Wiener. "Dies ergibt sich zwangsläufig – es sei denn, es werden neue Pakete geschnürt." Nach der sprunghaften Erholung von den Tiefständen im März dieses Jahres werde die Weltwirtschaft folglich auf einen flacheren Wachstumspfad einschwenken. "Wir erwarten für 2010 ein Weltwirtschaftswachstum von gut 3 Prozent", so Wiener. Dies sei zwar mehr als man noch im März 2009 habe erwarten können, "aber ein geringerer Wachstumstrend impliziert einen geringeren Risikopuffer gegenüber einem erneuten Abgleiten in die Rezession."
Fokus auf hochwertige Unternehmensanleihen
Eine geringere Wachstumsdynamik und eine allmähliche Umkehr der Wirtschaftspolitik bedeuten für die Finanzmärkte, dass die hohen Erträge des Jahres 2009 nicht erreicht werden dürften. "Da die wirtschaftspolitischen Impulse zunächst anhalten werden, erwarten wir für europäische Aktien einen guten Start ins Jahr 2010. Der Gesamtertrag dürfte jedoch kaum über 5 Prozent hinausreichen", prognostiziert Wiener.
Auch die Renditen von Staatsanleihen dürften niedrig bleiben: "Aufgrund hoher Unterauslastung der industriellen Kapazitäten sehen wir einen flachen Wachstumstrend bei geringer Inflation." Zudem rechnet Wiener mit einer moderaten Straffung der Leitzinsen gegen Jahresende. "Auf Sicht der nächsten beiden Jahre dürfte daher ein langfristig normales Niveau bei der Rendite von Staatsanleihen nicht erreicht werden."
Als attraktivste Anlageklasse in 2010 sieht der Chefvolkswirt von Generali Investments hochwertige Unternehmensanleihen: "Zwar dürften sich die Spreads nur geringfügig einengen, aber es besteht ein signifikantes Zinsvoraus gegenüber Staatsanleihen." (mak)