GAM schreibt massiv ab und restrukturiert

David Jacob, Group CEO von GAM.
David Jacob, Group CEO von GAM.

GAM rechnet für 2018 mit einem Jahresverlust von 925 Millionen Franken. Bis Ende 2019 sollen die Personal- und Sachkosten um mindestens 40 Millionen Franken gesenkt werden. Zudem soll für 2018 die Dividende ausgesetzt werden. Der Aktienkurs stürzte innert Stunden massiv ab.

13.12.2018, 14:45 Uhr

Redaktion: rem

David Jacob, neuer Group CEO von GAM, will mit der Ankündigung des erwarteten Jahresergebnisses 2018 und eines umfassenden Restrukturierungsprogramms den Aktionären und Kunden reinen Wein einschenken und ein möglichst klares Bild der finanziellen Situation des angeschlagenen Vermögensverwalters geben. An der Börse schlug die Gewinnwarnung wie eine Bombe ein und riss die GAM-Aktie innert Stunden um über 28 Prozent in den Keller, nachdem der Titel in diesem Jahr bereits mehr als zwei Drittel eingebüsst hatte.

Starke Abflüsse
Insgesamt verwaltete die Gruppe Vermögen von CHF 139.1 Milliarden per 30. November 2018, gegenüber CHF 146.1 Milliarden per 30. September 2018, was laut Medienmitteilung hauptsächlich auf Nettoabflüsse von CHF 4.2 Milliarden im Investment Management zurückzuführen ist.

Für das Gesamtjahr 2018 wird ein zugrundeliegender Gewinn vor Steuern von ca. CHF 125 Millionen erwartet, gegenüber CHF 172.5 Millionen im Gesamtjahr 2017. Der erwartete Rückgang sei in erster Linie auf eine Abnahme der Performancegebühren von CHF 44.1 Millionen im Jahr 2017 auf ca. CHF 3 Millionen im Jahr 2018 und den Rückgang der Kundenvermögen im Investment Management von CHF 84.4 Milliarden per 30. Juni 2018 auf CHF 60.8 Milliarden per 30. November 2018 zurückzuführen.

Hohe Goodwill-Abschreibungen
Aufgrund der prognostizierten tieferen verwalteten Vermögen und Profitabilität erwartet GAM für 2018 einen Wertminderungsaufwand bezüglich Goodwill in Höhe von ca. CHF 885 Millionen. Darüber hinaus erwartet die Gruppe für die zweite Jahreshälfte 2018 einen Wertminderungsaufwand von rund CHF 62 Millionen (nach Steuern) auf Investment-Management- und Kundenverträge. Dies steht im Zusammenhang mit den ursprünglichen Fonds von Cantab Capital Partners, die GAM im Oktober 2016 übernommen hat und die geringere verwaltete Vermögen und Cashflows aufweisen als prognostiziert. Diese Wertminderungen haben laut Mitteilung keinen Einfluss auf den zugrundeliegenden Reingewinn, das materielle Eigenkapital oder die Cashposition von GAM.

Gleichzeitig erwartet GAM in Bezug auf Cantab eine Reduktion der aufgeschobenen Zahlungsverpflichtung von ca. CHF 16 Millionen für das zweite Halbjahr 2018. Insgesamt wurde die aufgeschobene Zahlungsverpflichtung seit der Übernahme um rund CHF 73 Millionen reduziert. Weitere nicht wiederkehrende Effekte werden auf ca. CHF 30 Millionen geschätzt und betreffen die Umsetzung des Restrukturierungsprogramms der Gruppe sowie Beratungskosten im Zusammenhang mit ARBF. Wie GAM weiter mitteilt, läuft die Liquidation der ARBF-Fonds weiter. Vorbehältlich der Marktbedingungen plant GAM, den Liquidationsprozess im ersten Quartal 2019 abschliessen zu können. (Fondstrends berichtete)

10 % der Stellen werden abgebaut
Insgesamt erwartet GAM für 2018 einen IFRS-Nettoverlust von ca. CHF 925 Millionen, verglichen mit einem Reingewinn von CHF 123.2 Millionen im Jahr 2017. Angesichts der deutlich niedrigeren verwalteten Vermögen und der schrittweisen Umsetzung des Kostensenkungsprogramms erwartet GAM, dass die Ergebnisse 2019 erheblich unter jenen von 2018 liegen werden. In Anbetracht dieser Entwicklung plant der Verwaltungsrat die Dividendenpolitik für 2019 und darüber hinaus zu revidieren, mit dem Ziel einer Mindestausschüttung von 50% des zugrundeliegenden Reingewinns.

Zudem will GAM mit dem konzernweiten Restrukturierungsprogramm die Effizienz und die Profitabilität steigern sowie die Organisation vereinfachen. Die Restrukturierungsmassnahmen sollen bis Ende 2019 zu einer Reduktion der fixen Personal- und Sachkosten von mindestens CHF 40 Millionen gegenüber der annualisierten Kostenbasis zum Halbjahr 2018 von CHF 282.2 Millionen führen. Dabei werden konzernweit rund 10% der Stellen im Laufe des Jahres 2019 abgebaut.

Weiter hat der Verwaltungsrat beschlossen, die Grösse des Group Management Board (GMB) von neun auf sieben Mitglieder zu reduzieren. Infolge­dessen werden Larry Hatheway, Group Head of GAM Investment Solutions (GIS) und Chief Economist, und Tim Dana, Group Head of Corporate Development, als Mitglieder des GMB zurücktreten, aber ihre derzeitigen funktionalen Rollen und Verantwortlichkeiten behalten und weiterhin Teil des Senior Management Teams von GAM sein.

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