22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
Laut dem aktuellen Janus Henderson Global Corporate Debt Index machten sich die höheren Zinssätze in den Jahren 2023/24 deutlich bemerkbar. So stieg der Betrag, den die weltweit grössten börsennotierten Unternehmen für Zinszahlungen ausgaben, um einen Viertel auf eine Rekordsumme von 458 Milliarden US-Dollar.
Klares Fazit beim aktuellen Janus Henderson Global Corporate Debt Index. Die Kosten für den Schuldendienst sind in jedem Land und in jedem Sektor des Index auf Rekordniveau. Der schnellste Anstieg erfolgte laut Mitteilung in Japan. Dort haben die Zinserhöhungen von nahezu Null die Zinskosten im Jahresvergleich um 39 Prozent in die Höhe getrieben. Sie sind nun mehr als doppelt so hoch wie 2020/21. Allerdings ist die Verschuldung in Japan im Vergleich zur Wirtschaftsleistung relativ gering, die Verschuldung der Unternehmen ist nicht sehr hoch und die Zinsen sind weiterhin sehr niedrig.
Die europäischen Zinskosten stiegen 2023/24 währungsbereinigt um 28 Prozent und damit das zweite Jahr in Folge rapide an, trotz eines seit fünf Jahren in etwa gleichbleibenden Schuldenstands. Die Unternehmen in der Region müssen jetzt 54 Prozent mehr Zinsen zahlen als 2020/21. Bei US-Unternehmen hat es aufgrund der eher langfristigen Finanzierung über den Anleihemarkt viel länger gedauert, bis die Auswirkungen der höheren Zinssätze spürbar wurden. Nachdem sie 2022/23 fast ungeschoren davongekommen waren, stieg ihre gesamte Zinslast 2023/24 um mehr als ein Fünftel (+23 Prozent), da die Anleihen kontinuierlich zu höheren Zinssätzen refinanziert wurden.
Höhere Zinskosten verschlangen 2023/24 ein Achtel (12,4 %) der Betriebsgewinne, deutlich mehr als das Neuntel 2022/23. Trotz des Anstiegs sind sie jedoch nur auf das Niveau des langjährigen Durchschnitts gestiegen. Im kommenden Jahr werden sie wahrscheinlich noch stärker zu Buche schlagen.
Die weltweit grössten börsennotierten Unternehmen nahmen 2023/24 eine Nettoneuverschuldung in Höhe von 378 Milliarden US-Dollar[2] auf, was den währungsbereinigten Gesamtbetrag um 4,9 Prozent auf einen Rekord von 8,18 Billionen US-Dollar wachsen liess. Dieser Anstieg war jedoch deutlich geringer als in den Jahren 2022/23[3] und lag auch deutlich unter den Werten von 2018 und 2019 (2020 und 2021 beeinflusste die Pandemie das Kreditaufnahmeverhalten). Die höheren Zinssätze trugen im vergangenen Jahr eindeutig zur Abschwächung der Kreditnachfrage bei.
Marc Theis, Country Head Schweiz bei Janus Henderson Investors, sagt: «Die Nettoverschuldung der Schweizer Unternehmen stieg währungsbereinigt um 15,5 Prozent, was hauptsächlich auf Akquisitionen wie die Übernahme von Telavant durch Roche, den Kauf von Chinook und DTx durch Novartis und den Kauf von MBBC durch Sika von BASF zurückzuführen ist. Nestlé gab 13 Milliarden Franken für Dividenden und Aktienrückkäufe aus und nahm Kredite auf, um den Fehlbetrag aus dem Cashflow auszugleichen. Die Kombination aus höheren Zinssätzen und einer höheren Kreditaufnahme führte dazu, dass die Zinskosten der Schweizer Unternehmen im Laufe des Jahres um 30,1 Prozent stiegen.»
Hauptgrund für den Anstieg der Nettokreditaufnahme der Unternehmen waren Übernahmen. Grosse Transaktionen im Gesundheitssektor allein machten fast ein Drittel aus, darunter der Kauf von Seagen durch Pfizer. Über alle Sektoren hinweg schätzt Janus Henderson, dass Übernahmen abzüglich Veräusserungen für etwa die Hälfte des Anstiegs der weltweiten Nettokreditaufnahme 2023/24 verantwortlich waren.
Ein weiteres Viertel des Anstiegs entfiel auf die Fahrzeughersteller weltweit. Sie erfreuen sich steigender Umsätze, und die Gewinne sind im Vorjahresvergleich um mehr als ein Viertel gestiegen. Dadurch hat sich ihr Bedarf an Betriebskapital, insbesondere für die Finanzierung ihrer Kunden, erheblich erhöht. Volkswagen nahm dadurch im Jahresverlauf wieder die Position des weltweit am höchsten verschuldeten Unternehmens ein.
Manche Unternehmen aus unterschiedlichen Sektoren, wie Chevron, Engie, Equinor, BHP und RTX, hatten nicht genügend Cashflow, um die versprochenen Dividenden und Aktienrückkäufe zu decken, und haben sich die Differenz geliehen.
Der enorm hohe Cashflow der sieben grössten Technologieunternehmen in den USA führte auf der anderen Seite dazu, dass ihre Nettoliquidität im Jahresverlauf um 52 Milliarden US-Dollar anstieg, obwohl sie zusammen erstaunliche 210 Milliarden US-Dollar für Dividenden und Aktienrückkäufe ausgaben. Google blieb das bargeldreichste Unternehmen der Welt.
Etwas über die Hälfte der im Index erfassten Unternehmen (53 %) hat ihre Verbindlichkeiten im Zeitraum 2023/24 erhöht. Dieser Anteil ist gegenüber dem Vorjahr (57 %) gesunken, da die höheren Zinssätze mehr Unternehmen von einer zusätzlichen Kreditaufnahme abgehalten haben.
Janus Henderson geht davon aus, dass die Verschuldung 2024/25 weiter ansteigen wird, allerdings in einem noch langsameren Tempo, nämlich um 2,5 Prozent auf einen Rekordwert von 8,38 Billionen US-Dollar. Die Kosten für den Schuldendienst werden weiter steigen, selbst wenn die Zentralbanken die Zinsen senken, da günstigere ältere Schulden zu neuen, höheren Zinsen refinanziert werden.
Tim Winstone, Portfolio Manager im Corporate Credit Team bei Janus Henderson sagt: «Die deutlich gestiegenen Zinsaufwendungen der Unternehmen im vergangenen Jahr markieren eine Trendwende bei den Unternehmensfinanzen. Der Trend ist überall zu beobachten. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass die Schuldendienstkosten von einem historisch niedrigen Niveau kommen, sodass es sich um einen Normalisierungsprozess handelt. Aber selbst wenn die Leitzinsen der Zentralbanken in diesem Jahr zu sinken beginnen, rechnen wir damit, dass die Zinskosten vorerst weiter steigen werden, da alte Schulden fällig werden und zu höheren Zinssätzen refinanziert werden. Im Grossen und Ganzen verkraften die Unternehmen diese höheren Zinskosten ohne grosse Schwierigkeiten. Allerdings sind die Auswirkungen für kleinere Unternehmen, die oft vor einer Refinanzierungsklippe stehen, gravierender als für grössere Unternehmen, die meist unterschiedliche Laufzeiten für ihre Schulden aufweisen und daher einen allmählicheren Übergang zu höheren Zinskosten haben.»
«An den Anleihemärkten haben sich die Spreads für risikoreichere Schuldner zu stark verengt, insbesondere bei langen Laufzeiten und USD-Unternehmensanleihen. Wir bevorzugen Unternehmen mit Investment-Grade-Rating, insbesondere in Regionen wie Europa, wo die Spreads attraktiver sind. Ausserdem setzen wir derzeit auf nicht-zyklische Branchen. Denn für Unternehmen in stark zyklischen Branchen wie dem Bergbau sind die Spreads angesichts des höheren Ergebnisrisikos ungerechtfertigt niedrig.»
«Für das kommende Jahr sind wir optimistisch. Die Volkswirtschaften haben die höheren Zinsen gut verkraftet und dürften relativ sanft landen. Wenn der Zinszyklus schliesslich nach unten dreht, werden sich Anleihen aufgrund sinkender Renditen gut entwickeln und den Anlegern Kapitalerträge bescheren.»