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Finanzwerte finden in Europa zu wenig Beachtung

23.03.2010, 09:10 Uhr

Der Finanzsektor ist momentan in Europa der am stärksten übersehene Bereich, sagt Adrian Darley, Leiter der Abteilung für europäische Aktien bei Ignis Asset Management.


Nach Ansicht von Darley, der bei Ignis für ein Anlagevermögen von 1,2 Mrd. £ in europäischen Aktien verantwortlich ist, haben die Marktteilnehmer in den vergangenen Monaten zu sehr auf das makroökonomische Umfeld geblickt. Infolgedessen sind in ihren Portfolios defensive Branchen wie Pharmazeutik und Telekommunikation deutlich übergewichtet, während interessante Gelegenheiten im zyklischen Finanzsektor überhaupt nicht wahrgenommen werden.


Untergewichtung des Finanzsektors unverständlich

"Was den Finanzsektor betrifft, hat der Markt das Kind mit dem Bade ausgeschüttet", glaubt Darley. "Es gibt ja in der Tat Probleme, aber nicht alle Banken sind von Insolvenz bedroht. Eine Reihe von Instituten sind momentan sogar ausgesprochen attraktiv. Die meisten von denen, die neues Kapital benötigten, haben es sich vor einem Jahr beschafft und sind jetzt auf Wachstumskurs. Im Kreditgeschäft haben sich die Margen gegenüber der Zeit vor zwölf Monaten wesentlich verbessert – für Banken mit guter Kapitalausstattung eine sehr erfreuliche Entwicklung. Nach den guten Ertragszahlen, die einige Geldinstitute bereits vorgelegt haben, sind ihre Aktien kräftig gestiegen. In vielen Fällen sind die Bewertungen aber noch immer attraktiv, und das steht im Widerspruch zur Untergewichtung des Sektors in den Portfolios der meisten Anleger.


Gute Kaufgelegenheiten sind Santander und BNP Paribas

Santander und BNP Paribas sind laut Darley auf dem aktuellen Kursniveau besonders interessante Investments. So bietet Santander, deren Aktie momentan mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 8 auf Basis der Gewinnschätzungen für 2011 und einem KGV von 7 auf Basis der Schätzungen für 2012 notiert, Zugang zu wachstumsstarken Märkten in Lateinamerika. Zudem hat die Bank die Schwäche von Konkurrenten genutzt, um sich eine starke Marktstellung in Grossbritannien zu sichern, etwa durch Übernahmeofferten für Abbey National und Alliance & Leicester. "Santander ist ein hervorragendes Beispiel für ein Unternehmen, das aus der Kreditkrise gestärkt hervorgegangen ist", erklärt Darley. "Selbst bei konservativer Berücksichtigung riskanter Kredite bleibt die Bewertung des Titels sehr überzeugend, und sie könnte noch attraktiver werden, wenn sich das allgemeine wirtschaftliche Umfeld weiter verbessert." BNP Paribas, im europäischen (ex UK) Aktienbestand von Ignis mit 3% gewichtet, ist aus Darleys Sicht ähnlich unterbewertet. "BNP wird ebenfalls mit einem KGV von 8 auf Basis der Gewinn-schätzungen für 2011 gehandelt, aber seine Kapitalrendite wird zwischen 15 und 20% liegen. Dafür sorgen ein starkes Ertragswachstum und Synergien auf Grund der Fortis-Übernahme. Die Rückstellungen des Unternehmens für notleidende Kredite sinken schon wieder, und die Aktionäre erhalten eine hohe Dividende, aber trotzdem entspricht der Aktienkurs nur ungefähr dem Buchwert. Das alles bedeutet eine erstklassige Kaufgelegenheit."


Auch Julius Baer ein attraktiver Wert

Andere attraktive Finanzwerte sind beispielsweise die Versicherer Münchener Rück und Allianz, aber auch ein kleinerer Finanzwert, der Vermögensverwalter Julius Baer. Bei ihm handelt es sich laut Darley um "ein gutes strukturelles Investment in dem Bereich, mit klarer Wachstumsstrategie für Asien und den Nahen Osten. In den Büchern der Vermögensverwalter stehen in der Regel keine notleidenden Kredite, und die Globalisierung ist ein wichtiger Faktor, der ihr Wachstum anheizt. Julius Baer verfügt über beträchtliche Kapitalreserven, notiert aber mit einem KGV von unter 12 auf Basis der Gewinnschätzungen für 2011, und das trotz guter Wachstumsaussichten." Darley mahnt allerdings zur Vorsicht in Bezug auf Institute, bei denen die Finanzkrise mehr Spuren hinterlassen hat. Als Beispiel für ein Unternehmen mit ungenügender Kapitalausstattung und erheblichen Problemen mit notleidenden Krediten nennt er die Commerzbank.


Robuste Entwicklung des Aktienmarktes erwartet

Das Interesse an Finanzwerten bedeutet nicht, dass Ignis generell zyklische Werte favorisiert. So sind viele Industriewerte in Darleys Fonds weiterhin untergewichtet. Es geht Darley um eine Balance zwischen Positionen im Finanzsektor und den deutlich übergewichteten defensiven Pharma- und Gesundheitstiteln. Letztere sind mit ihren guten Wachstums-perspektiven unterbewertet, wie er findet. Bevorzugte Titel in dem Bereich sind Roche, Novartis und Fresenius. Für das laufende Jahr erwartet Darley eine vergleichsweise robuste Entwicklung der europäischen Aktienmärkte. Nach den Kurssteigerungen der letzten Zeit hält er einen kurzfristigen Rückschlag allerdings für möglich. In Anbetracht dieses Risikos hat er die Cash-Position auf über 2% erhöht, um Gelegenheiten nutzen zu können, die sich im Fall einer Korrektur eröffnen dürften. "Die kontinentaleuropäischen Aktienmärkte notieren nach einer kräftigen Aufwärtsbewegung nicht mehr weit unter ihren Höchstständen von Dezember/Januar, obgleich die Probleme, die auf den Märkten gelastet haben, längst nicht alle aus der Welt geschafft sind. Insofern ist die Gefahr eines Rückschlags zurzeit grösser als in den vergangenen Wochen. Für uns werden sich dadurch aber wie immer auch neue Chancen bei der gezielten Ausnutzung von Marktanomalien bieten." (cl)

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