23.12.2024, 14:23 Uhr
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Die US-Notenbank belässt das Zinsniveau nahe Null und setzt die Anleihekäufe fort. Sie bekräftigte, ihr ganzes Instrumentarium zur Unterstützung der US-Wirtschaft in der Corona-Krise einzusetzen. Marktkommentatoren meinen jedoch, die FOMC-Sitzung habe viel Erwartetes gebracht, aber nicht das, was die Märkte sich erhofft hätten.
Die US-Notenbank Fed zeigte sich am Mittwochabend entschlossen, ihr gesamtes Instrumentarium einzusetzen, um die US-Wirtschaft in dieser schwierigen Zeit der Corona-Krise zu unterstützen und damit ihre Ziele der maximalen Beschäftigung und Preisstabilität zu fördern. Allerdings hat der FOMC-Ausschuss das Zielband des Leitzinses bei 0% bis 0,25% Prozent belassen. Der Ausschuss wolle die Zinsen solange auf diesem Niveau belassen, bis die Wirtschaft die jüngsten Ereignisse überstanden habe und wieder auf dem besten Weg sei, ihre maximalen Beschäftigungs- und Preisstabilitätsziele zu erreichen, heisst es im gestrigen FOMC-Statement. Zur Unterstützung des Kreditflusses an Haushalte und Unternehmen wird die Federal Reserve ihr Anleihenkaufprogramm in der für ein reibungsloses Funktionieren des Marktes erforderlichen Höhe weiterführen. Genaue Angaben zur Höhe machte die US-Notenbank aber nicht.
Wahrscheinlich wolle sich die Fed hier aus gutem Grund nicht festlegen, sagt Christian Scherrmann, Volkswirt USA bei DWS. Wie ihr Präsident Jerome Powell erläuterte, dürfte der Wirtschaftseinbruch im zweiten Quartal alle bisherigen Minusrekorde übertreffen und die anschliessende Erholung stark vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie abhängen.
"Die Ankündigung der Fed offenbart nichts Neues. Sie hebt all die Arbeit hervor, die sie momentan zur Unterstützung der Wirtschaft leistet, und verspricht mehr zu tun, falls nötig. Es ist vernünftig, dass die Fed eine kurze Pause einlegt, um die Auswirkungen ihrer Massnahmen zu prüfen. Aber sie kann es sich nicht leisten, sich lange auf ihren Lorbeeren auszuruhen", kommentiert James McCann, Senior Global Economist bei Aberdeen Standard Investments. Gegenwärtig verlasse sich die Fed im Wesentlichen auf die gleichen alten Instrumente. Durch die Finanzkrise wüssten wir jedoch, dass diese Massnahmen nicht ausreichten, um das von allen gewünschte nachhaltige Wachstum, Inflation und höhere Bewertungen zu erreichen.
"Dieses Eingeständnis, mit einer ungewöhnlich hohen Unsicherheit konfrontiert zu sein, dürfte der Grund dafür sein, dass die Fed es beim schwammigen Ausblick beliess, man werde gegebenenfalls alle verfügbaren Instrumente aggressiv einsetzen. Die Art und Weise, in der Powell die Vorzüge der Staatsanleihekäufe für das Wirtschaftswachstum unterstrich, spricht unserer Meinung nach für ein längerfristiges Festhalten an diesem Instrument", kommentiert Scherrmann die Fed-Entscheidung vom Mittwoch.
Des Weiteren stellte Powell klar, dass das "Main-Street-Lending-Program», das auf kleine und mittlere Unternehmen abzielt, schneller anlaufen solle als andere Stützungsmassnahmen. Dies dürften diese Unternehmen angesichts der bisher etwas holprigen Fiskalhilfen sicher gerne hören, meint der DWS-Experte.
Die expansive Geldpolitik sei also gekommen, um zu bleiben – zumindest so lange, wie das Virus das Wirtschaftsgeschehen bestimmt und höchstwahrscheinlich auch noch darüber hinaus. Kurzfristig werde die Fed sich ihre Flexibilität weitestgehend bewahren, erwartet Scherrmann. Oder wie Powell es ausdrückt: "Wir vergeben nicht nur Kredite, wir bauen auch Vertrauen in den Markt auf."
James McCann von Aberdeen SI fordert von der Fed mehr Mut. Ihr erster Schritt sollte darin bestehen, die Bedingungen der Kreditvergabe weiter zu lockern. Damit würden sie sicherzustellen, dass genügend Liquidität in die Teile der Wirtschaft fliesst, die sich in der Krise befinden. "Sie muss auch innovativ sein und Helikoptergelder in Betracht ziehen. Was im Moment diskutiert wird, ist kein echtes Helikoptergeld, da die Massnahmen, die zur Finanzierung der politischen Unterstützung vorgeschlagen werden, nicht von Dauer sind", sagt er. Das sei ein entscheidender Unterschied. Durch die langfristige Unterstützung durch Helikoptergelder könnte die Fed Wachstum und Inflation kräftig ankurbeln, und zwar auf eine Art und Weise, wie es durch das Festhalten der alten Instrumente unwahrscheinlich sei, betont McCann und fügt an: "Wenn die US-Notenbank das richtig angeht, kann sie den Verlust der Unabhängigkeit, den sie so sehr befürchtet, vermeiden. Aber der erste Schritt zu einem Wandel besteht darin, die Notwendigkeit eines Wandels zu akzeptieren. Und genau da fangen die Probleme der Fed an."