23.12.2024, 14:23 Uhr
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Die US-Notenbank setzt ihre extrem lockere Geldpolitik trotz hoher Inflation und solidem Wirtschaftswachstum zunächst fort. Sie bleibt bei ihrem Kaufprogramm für Anleihen und verändert auch den Leitzins nicht. Gleichwohl gab die Fed aber erste Signale, dass man sich langsam den doch hoch gesteckten Zielen annähere.
Die Federal Reserve bleibt bei ihrem Kaufprogramm für Anleihen. Auch den Leitzins belässt sie in der Bandbreite zwischen 0% und 0,25% unverändert. So soll die Wirtschaft weiter angekurbelt werden, obwohl die Inflation stärker ausfällt, als von den Notenbankern erwartet. Das haben die Notenbankgouverneure in der zweitägigen Sitzung des Offenmarktausschusses beschlossen und am Mittwoch bekannt gegeben.
Mit Fortschritten bei Impfungen und starker politischer Unterstützung hätten sich die Indikatoren für Wirtschaftstätigkeit und Beschäftigung weiter verbessert, heisst es im Statement. Dennoch hänge der Weg der Wirtschaft weiterhin vom Verlauf des Virus ab. Die Fortschritte bei den Impfungen würden wahrscheinlich die Auswirkungen der Krise im Bereich der öffentlichen Gesundheit auf die Wirtschaft weiter verringern, jedoch blieben Risiken für die Wirtschaftsaussichten bestehen.
Die von der Pandemie am stärksten betroffenen Sektoren haben laut der US-Notenbank eine Verbesserung gezeigt, sich jedoch nicht vollständig erholt. Die gestiegene Inflation sei grösstenteils auf vorübergehende Faktoren zurückzuführen. Die finanziellen Rahmenbedingungen bleiben demnach insgesamt akkommodierend, was zum Teil politische Massnahmen zur Stützung der Wirtschaft und des Kreditflusses an US-Haushalte und -Unternehmen widerspiegele.
Im Dezember letzten Jahres hatte der Ausschuss angekündigt, dass er jeden Monat seine Bestände an Staatsanleihen um mindestens 80 Mrd. USD und Hypothekenanleihen um mindestens 40 Mrd. USD aufstockt, um die Ziele der Preisstabilität zu erreichen. Seitdem habe die Wirtschaft Fortschritte in Richtung dieser Ziele gemacht, und der Ausschuss werde die Fortschritte in den kommenden Sitzungen weiterhin bewerten, so das Statement.
Fed-Chef Jerome Powell betonte auch in der Pressekonferenz am Mittwoch die Nützlichkeit des Programms bei der Stützung der Wirtschaft und der Versorgung der Finanzmärkte. Man werde Sitzung für Sitzung prüfen, ob die Voraussetzungen für das Programm noch gegeben seien und vor allem den Finanzmärkten früh signalisieren, wenn die Käufe gedrosselt werden sollten: "Da sind wir aber nicht», hob Powell hervor.
Der Fed-Chef erwartet, dass die Inflation in den nächsten Monaten die Zielmarke von 2% übertreffen werde. Die Preissteigerungen seien stärker ausgefallen als erwartet, räumte er ein. Die Notenbanker gehen jedoch davon aus, dass die Effekte vorübergehend sind. Laut Powell geht die Inflation auf eine Handvoll Produkte wie Autos und Urlaubsreisen zurück, sei aber keineswegs flächendeckend.
Die langfristigen Inflationserwartungen entsprechen immer noch dem Inflationsziel. Der Ausschuss strebt längerfristig eine maximale Beschäftigung und eine Inflationsrate von 2% an. Da die Inflation dieses längerfristige Ziel dauerhaft unterschritten hat, kann sie für einige Zeit die Marke von 2% moderat überschreiten, bis diese langfristig gesichert scheint.
Powell und seine Kollegen wollen auch deshalb weiter an der lockeren Geldpolitik festhalten, weil sie noch grosses Verbesserungspotenzial im Arbeitsmarkt sehen. Die letzte Arbeitslosenquote von 5,9% spiegele nicht die komplette Realität wider. So hätten sich viele zumindest vorübergehend aus dem Arbeitsmarkt verabschiedet. Bis zum Erreichen der Inflations- und Arbeitsmarktziele werde die Fed ihre akkommodierende Haltung bei der Geldpolitik beibehalten.
"Insgesamt kann die Juli-Sitzung als ein weiterer Schritt in Richtung eines geldpolitischen Wendepunkts betrachtet werden. Der nächste Schritt wird höchstwahrscheinlich darin bestehen, genau zu erklären, was ein 'ausreichender weiterer Fortschritt' überhaupt ist. Näheres wird man vermutlich beim Jackson Hole Economic Symposium in einigen Wochen erfahren", kommentiert Christian Scherrmann, US Volkswirt bei der DWS die US-Notenbanksitzung.