EZB: Wirtschaft im Euroraum wird 2026 stärker wachsen

Die EZB lässt die Leitzinsen im Euroraum unverändert (Bild: Shutterstock)
Die EZB lässt die Leitzinsen im Euroraum unverändert (Bild: Shutterstock)

Die Europäische Zentralbank (EZB) lässt die Leitzinsen im Euroraum erneut unverändert. Der für Sparer und Banken relevante Einlagenzins liegt weiterhin bei 2,0 Prozent, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte. Das Wirtschaftswachstum im Euroraum wird sich nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank 2026 deutlicher beschleunigen als zuletzt angenommen.

18.12.2025, 14:48 Uhr
Konjunktur | Notenbanken

Redaktion: AWP / asc

Die EZB verlängert die Zinspause: Bereits bei den geldpolitischen Sitzungen im Juli, September und Oktober hatte die Notenbank die Leitzinsen nicht angetastet. Zuvor hatte es eine Serie von Senkungen gegeben: Noch im Frühjahr 2024 lag der Einlagenzins, den Banken erhalten, wenn sie Geld bei der Notenbank parken, doppelt so hoch bei 4,0 Prozent.

Tendenziell sind niedrigere Leitzinsen gut für die Konjunktur: Kredite werden erschwinglicher, Firmen und Privatleute kommen günstiger an Finanzierungen für Anschaffungen oder Investitionen und können so für Wirtschaftswachstum sorgen. Sparerinnen und Sparer erhalten jedoch weniger Zinsen für Tages- und Festgeld, da Banken niedrigere Einlagenzinsen für geparkte Gelder an ihre Kundschaft weiterreichen.

Inflation nahe der EZB-Zielmarke

EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte zuletzt wiederholt, die Notenbank sei mit dem derzeitigen Zinsniveau gut aufgestellt, um durch die Unsicherheit zu steuern. Das gilt als Hinweis, dass die Leitzinsen im Euroraum vorerst stabil bleiben. Auch viele Volkswirte sehen die Talsohle der Zinssenkungen im Euroraum erreicht, der zum 1. Januar 2026 Bulgarien als 21. Mitglied nimmt auf. Die grosse Frage bleibt jedoch: Wann bewegt sich die EZB wieder und wie bewegt sie sich?

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Inflation. Die Notenbank strebt mittelfristig eine jährliche Inflationsrate von 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke. 2025 wird diese Marke nach Schätzung der EZB mit 2,1 Prozent noch leicht überschritten. 2026 wird sie jedoch nach neuester Einschätzung der Notenbank mit 1,9 Prozent (September-Prognose 1,7 Prozent) für den Euroraum unter der EZB-Zielmarke liegen.

Wie kann dieses Signal interpretiert werden? Dauerhaft niedrige Preise gelten als Risiko für die Konjunktur. Unternehmen und Verbraucher könnten Investitionen aufschieben in der Erwartung, dass es bald noch billiger wird. Auch wenn Preise zu stark steigen, ist das Gift für die Wirtschaft. Dann verlieren Verbraucher Kaufkraft. Das schmälert den Konsum als wichtige Stütze der Konjunktur. Die tiefe Inflation ist laut der EZB noch nicht in Stein gemeisselt: Für 2027 erwartet die EZB einen durchschnittlichen Anstieg der Verbraucherpreise im Währungsraum um 1,8 Prozent. Für 2028 sagt die Notenbank eine Jahresinflation von 2,0 Prozent voraus. Ein Grund für die EZB, sich vorerst nicht zu bewegen.

Beschleunigtes Wirtschaftswachstum

Schauen wir uns noch das Wirtschaftswachstum im Euroraum 2026 an. Dies wird sich noch deutlicher beschleunigen als zuletzt angenommen. Die Notenbank erwartet ein Plus von 1,2 Prozent. Noch in ihrer September-Prognose hatte die EZB die Erwartung für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im nächsten Jahr leicht von 1,1 Prozent auf 1,0 Prozent gesenkt. Die Wirtschaft im Euroraum erweist sich also trotz höherer Handelsschranken etwa in Form gestiegener US-Zölle robuster als erwartet. Für das laufende Jahr erwartet die Notenbank ein Wachstum von 1,4 Prozent, auch das ist mehr als bisher prognostiziert. Für 2027 und 2028 rechnen die Währungshüter dann ebenfalls mit jeweils 1,4 Prozent Wirtschaftswachstum im Euroraum.

Noch sind jedoch die Unsicherheiten auch in diesem Bereich gross. Das heisst auch, aus dieser Sicht gibt es für die EZB vorerst wenig Grund, ihre Politik grundsätzlich zu ändern. Für diejenigen, die sich auf steigende Zinsen einstellen, hier eine spannende Aussage: EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel sagte jüngst in einem Interview, sie gehe davon aus, dass die Leitzinsen im Euroraum noch einige Zeit auf dem aktuellen Niveau bleiben werden. Sie sei jedoch durchaus mit der Marktsicht einverstanden, dass der nächste Zinsschritt eine Anhebung sein wird, wenn auch nicht in naher Zukunft.

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