Europa koppelt sich ab
Ausgelöst durch die gute Konjunkturlage in Kontinentaleuropa eilt der Euro gegenüber dem japanischen Yen und dem US-Dollar von Höchststand zu Höchststand. Die Ursachen des Höhenflugs sind wachstumsbedingt. Die europäische Konjunktur hat sich von der amerikanischen Wirtschaft abgekoppelt.
Das Weltwirtschaftswachstum war bis vor kurzem extrem von den USA abhängig. Die Korrelationsanalyse zwischen amerikanischen und europäischen Vorlaufindikatoren zeigt die Entkoppelung Europas von der US-Wirtschaft. Durch das Aufholen der Schwellenländer verläuft das globale Wachstum auf breiterer Basis. Im Falle Kerneuropas spielt insbesondere die stark zugenommene Bedeutung Osteuropas eine Rolle.
Auch innerhalb der Eurozone zeigen sich unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklungstendenzen. Vor allem Deutschland hat einen eigenen Weg eingeschlagen. Nach Jahren rückläufiger Investitionen investieren deutsche Unternehmen vermehrt in Kapitalgüter; seit anfangs 2006 nehmen die Investitionen stärker zu als in der Eurozone. Die Strukturreformen beginnen zu greifen und die gesteigerte Produktivität führt zu einer gestärkten Wettbewerbsfähigkeit. Deutschland verzeichnete im Vergleich zum Vorjahresquartal eine stärkere Exportzunahme als die Eurozone oder die USA. Dabei gingen die Exporte verstärkt in die aufstrebenden Märkte im Osten sowie China oder Russland. Aber auch die Inlandkonjunktur verbessert sich; die Situation am Arbeitsmarkt, und damit die Konsumentenstimmung, verbesserten sich stark. Gestützt wird diese Entwicklung auch vom Immobilienmarkt, der sich auf moderatem Niveau befindet, im Gegensatz zum Beispiel zu Spanien oder England, wo Anzeichen der Überhitzung auszumachen sind.
Trotz der Korrektur im Juni sind Aktien, konservativ bewertet, immer noch teuer. Der Risikoappetitindex befindet sich auf hohem Niveau, aber noch nicht im Bereich des Überoptimismus. Swisscanto gewichtet Aktien gegenüber Obligationen weiterhin neutral. Der Zeitpunkt für ein strukturelles Aktienuntergewicht ist erst gegeben, wenn Aktien, konservativ und traditionell bewertet, deutlich überbewertet sind. Aufgrund der Leitzinserhöhungen in der Schweiz und in den USA, sowie des Anstiegs der Obligationenrenditen am mittleren und langen Ende, verlängert Swisscanto die Duration in diesen Märkten auf ein benchmarkneutrales Niveau.