22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
Nach einer deutlichen Erholung der Aktienmärkte im September kommt es im November zu neuerlichen Abgaben an den globalen Aktienmärkten. Am Schweizer Aktienmarkt wurde das Jahrestiefst erreicht, noch nicht jedoch in den USA und Europa.
Die Spekulationen um erneuten massiven Abschreibungsbedarf bei Banken und Versicherungen sowie Rezessionsängste verunsichern die Marktteilnehmer. Obwohl wir möglicherweise unsere US-Wachs-tumszahlen für das 1. und 2. Quartal 2008 etwas nach unten korrigieren werden, gehen wir für 2008 und 2009 weiterhin von robusten Unternehmensgewinnen aus - ausgenommen Finanzwerte und Konsumtitel. Die derzeitigen Preisabschläge erachten wir deshalb als übertrieben.
Nach einer vorübergehenden Beruhigung der Finanzmärkte im Laufe des Oktobers beschäftigt erneut der mögliche Abschreibungsbedarf im Zuge der Kreditkrise die Investoren. Nachdem Freddie Mac, ein halbstaatliches US-Unternehmen im Bereich der Hypothekenvergabe, eine mögliche Kapitalerhöhung bekannt gab, gerieten die Finanzwerte erneut unter starken Abgabedruck. Auch Swiss Re, welche sich Anfang November noch zuversichtlich hinsichtlich ihres Abschreibungsbedarfs gaben, mussten uner-wartet über 1.2 Mrd. CHF an Abschreibungsbedarf für das 4. Quartal bekannt geben. Im Zuge dieser neuen Wellen an Vertrauensverlust in den Finanzsektor stieg auch der so genannte TED-Spread (Differenz der 3 Monats US-Zinsen von Geschäftsbanken zu den 3 Monats Zinsen von US-Staatspapieren) wieder deutlich an.
Finanztitel und Konsumwerte belasten Aktienmärkte
Nach wie vor weiss niemand, wie hoch der effektive Abschreibungsbedarf infolge des Wertverlustes von Wertpapieren, die mit einer Hypothek abgesichert sind, ist. Dies ist geradezu ein idealer Nährboden für Gerüchte und Spekulationen, was die Investoren verunsichert. Nebst den Finanz- und Konsumwerten, welche schon das ganze Jahr zu den schwachen Performern gehörten, gerieten jedoch auch Titel aus Branchen, die stabile oder gar steigende Gewinnerwartungen aufweisen, unter Abgabedruck.
Im Verlaufe der letzten drei Monate wurden die erwarteten Gewinne für 2008 bei den Finanzwerten um 8.1% reduziert, jene der Konsumwerte um 7.1%. Auf der anderen Seite ist davon auszugehen, dass die rohwarenbezogenen Branchen wie "Energy" und "Materials" für 2008 höhere Gewinne als bisher angenommen liefern werden (plus 7.9% respektive plus 7.7%). Ähnliches gilt für die Technologie-branche.
Flucht in die Qualität
In Zeiten erhöhter Unsicherheit erwiesen sich einmal mehr der Schweizerfranken, der Yen sowie hochqualitative Staatsanleihen als "safe haven". Im Gegenzug blieb der Greenback unter massivem Abgabedruck. Solange die US-Geldpolitik auf Zinssenkungen ausgerichtet ist, ist von keiner nach-haltigen US-Dollar-Erholung auszugehen.
Obwohl sich der Konsum in den USA im Zuge der Immobilienkrise möglicherweise stärker als bisher erwartet abschwächen könnte, gibt es auch positive Effekte für das Wirtschaftswachstum zu vermerken. Der schwache US-Dollar führt zu zunehmenden Exporte und fallenden Importen. Es ist auffallend, dass sich weder das US-Finanzministerium noch die US-Regierung bemühen, den Greenback weder verbal noch durch Interventionen zu stützen.
Die neusten Fundamentaldaten weisen grundsätzlich auf attraktive Aktienmärkte hin. Aufgrund der hohen Unsicherheit hinsichtlich noch weiteren möglichen Abschreibungsbedarfs bei den Finanzwerten können diese nur schwer eingeschätzt werden. Wir bleiben vorderhand noch untergewichtet in dieser Branche. Hinsichtlich der allgemeinen Gewinnentwicklung werden die Unternehmensgewinne für das ablaufende Jahr 2007 zwar nach unten revidiert. Für einen Ausblick der Aktienmärkte sind jedoch die Gewinne 2008 und 2009 von Bedeutung.
Mit Ausnahme der Finanz- und Konsumwerte sind die Gewinne für 2008 stabil bis höher. Die US-Notenbank dürfte in diesem Jahr und möglicherweise auch im kommenden Jahr weitere Zins-senkungen vornehmen. Dies wird das Zinsniveau auch in Europa tief halten und sich vorteilhaft auf die Bewertung der Aktien auswirken. Die allgemeine Verunsicherung der Investoren hat sich in einem weiteren Anstieg der Risikoprämien niedergeschlagen. Dies weist auf eine gestiegene Attraktivität der Aktien gegenüber Obligationen hin. Allerdings ist die Investorenstimmung noch zwar gefallen, liegt aber noch nicht auf so tiefen Niveaus, dass von klaren Kaufsignalen gesprochen werden kann.
Insgesamt bleibt die Volatilität an den Finanzmärkten hoch. Der Anpassungsprozess im Zusammen-hang mit der Immobilienkrise wird noch geraume Zeit in Anspruch nehmen. Sollten unerwartet hohe Gewinnberichtigungen bei den Banken zu Problemen am allgemeinen Kreditmarkt ("credit crunch") führen, so würden wir die Rahmenbedingungen neu beurteilen müssen. Davon gehen wir jedoch nicht aus.