Druck auf IT-Kosten der Banken dürfte markant zunehmen

Die Digitalisierung fordert die Banken und insbesondere die IT-Verantwortlichen auf vielfältige Weise. (Bild: Shutterstock.com/gonin)
Die Digitalisierung fordert die Banken und insbesondere die IT-Verantwortlichen auf vielfältige Weise. (Bild: Shutterstock.com/gonin)

Nachdem die IT-Kosten der Banken über Jahre stabil waren, sind diese in den letzten Jahren trotz sinkender Margen zum Teil deutlich gestiegen. Dies scheint aber nur wenige Finanzinstitute zu beunruhigen. Mit zunehmender Konkurrenz durch Neobanken dürfte der Kostendruck jedoch stark steigen.

25.05.2021, 16:41 Uhr

Redaktion: rem

In der zweiten Hälfte der 0-er Jahre haben viele Retailbanken und später auch Privatbanken ihre IT-Landschaft komplett umgebaut. Damals war die primäre Absicht, die IT-Kosten deutlich zu senken, was auch in den allermeisten Fällen gelungen ist. Danach veränderten sich die IT-Kosten kaum bis 2015. Doch dann haben einzelne Banken angefangen, ihre IT-Budgets aufzustocken. Und mittlerweile ist laut Felix Buschor von der Hochschule Luzern davon auszugehen, dass sich die meisten Banken auf steigende IT-Kosten eingerichtet haben.

Die jährliche Erhebung der IT-Kosten durch das Beratungshaus itopia zeigt, dass über den Zeitraum von 2015 bis 2019 die befragten 29 Banken ihre Ausgaben für die Informatik um 19% gesteigert haben. Dabei ist in diesem Zeitraum das Wachstum bei den Retailbanken mit rund 20% leicht höher ausgefallen ist als bei den Privatbanken (17%).

Entwicklung der IT-Kosten für 29 Banken in Mio CHF

(Quelle itopia)
(Quelle itopia)

Diese Entwicklung der IT-Kosten ist umso erstaunlicher als die Margen der Banken in jüngster Zeit immer stärker unter Druck geraten sind. Dies zeigt sich etwa in der Zinsmarge, wie sie in der Retail-Banking-Studie 2020 ausgewiesen wird. Danach ist die Zinsmarge im Zeitraum von 2015 bis 2019 von 1.17% auf 1.05% gefallen.

Entspannter Umgang mit IT-Kosten

Suche man die Gründe für den entspannten Umgang mit den IT-Kosten in Zeiten angespannter Margen, so werde man schnell fündig, sagt Buschor: "Die zusätzlichen Mittel fliessen in die Digitalisierung des Geschäfts, sei es die Digitalisierung der Kundenschnittstelle oder die Automatisierung von Prozessen. Den IT-Chefs bereiten nicht die steigenden Kosten schlaflose Nächte, sondern die Beschaffung des Know-Hows und der Kompetenzen, um den Geldsegen in sinnvolle digitale Lösungen umzuwandeln."

Talente seien rar, immer kürzere Technologiezyklen erforderten immer schneller neue Kompetenzen und der Ruf nach IT-Leistungen sei unvermindert laut. Nach Buschors Meinung ist für Banken Innovation immer auch mit Investitionen in die Informatik verbunden. Er merkt jedoch kritisch an, dass der Umkehrschluss nicht gelte: Bei Weitem nicht alle Aufwendungen für die Informatik seien auch mit Innovationen verknüpft.

Banken erhöhen Informatik-Aufwendungen im Gleichschritt

Die IT-Kosten können so lange steigen, wie dies die Ertragslage der Banken erlaubt, was nicht zuletzt voraussetze, dass die getätigten Aufwendungen für die IT die erhoffte Wirkung entfalten. Für die IT-Verantwortlichen beruhigend sei, dass offenbar alle Banken grosszügiger mit den IT-Kosten umgehen, so Buschor. Dies werde anhand des itopia IT Kostenkoeffizienten deutlich, dessen Standardabweichung sich im Zeitraum 2015 bis 2019 von 0.61 auf 0.48 verringert hat. Das heisst, dass die Unterschiede in der Branche kleiner geworden sind oder anders ausgedrückt: Die Banken erhöhen ihre Aufwendungen für die Informatik im Gleichschritt.

In einem Szenario, in dem die traditionellen Banken durch neue Player herausgefordert werden, dürfte sich der Druck auf die IT-Kosten markant erhöhen. Schon heute darf laut Buschor davon ausgegangen werden, dass Neo-Banken wie zum Beispiel Yapeal mit einer ganz anderen, d.h. deutlich tieferen IT-Kostenbasis unterwegs sind.

Investitionen in die Informatik seien für Banken zwar unumgänglich. Doch dürfe dabei nicht ausser Acht gelassen werden, dass vermutlich sehr rasch wieder Zeiten kommen werden, in denen der Erfolg einer Bank auch in hohem Mass von ihrem IT-Kostenblock abhängen wird. Die entscheidende Herausforderung für die IT-Verantwortlichen besteht nach Buschors Ansicht deshalb darin, die Digitalisierung voranzutreiben und dabei die IT-Kosten unter Kontrolle zu halten. Das sei zweifellos nicht einfach, stelle aber andererseits auch nicht die Quadratur des Kreises dar.

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