20.12.2024, 10:54 Uhr
Aus der Krise der Credit Suisse und der von den Behörden erzwungenen Notfusion der Grossbank mit der UBS sollen Lehren gezogen werden. Dieser Ansicht ist die parlamentarische Untersuchungskommission. Sie hat ihren...
Laut dem Global-Dividend-Index von Janus Henderson stiegen weltweit die Dividenden im zweiten Quartal um 11,3% auf den Rekord von 544,8 Mrd. US-Dollar. Auch in der Schweiz markierten sie mit +8,9% ein Höchst, bei jedoch niedrigerem Wachstum als im übrigen Europa. Von den Finanztiteln abgesehen fehlen in der Schweiz die jüngsten Haupttreiber Öl und Autobauer.
Beim Thema Dividende kommen nicht nur in der Schweiz Finanzmarktinteressierte früher oder später auf Nestlé zu sprechen. Auch im zweiten Quartal 2022 war der Nahrungsmittelmulti mit einem Drittel der Schweizer Gesamtausschüttung einmal mehr der grösste Dividendenzahler des Landes.
Nestlé erhöhte die Dividende zwar nur um 2%, aber das tut der herausragenden Stellung des Konzerns am Schweizer Aktienmarkt keinen Abbruch. Er ist der langjährigste und zuverlässigste Dividendenzahler Helvetiens. Seit 1923 – das sind immerhin fast hundert Jahre – kommen Aktionärinnen und Aktionäre konstant in den Genuss einer Gewinnbeteiligung, und das nicht zu knapp. Aktuell bewegt sich die Dividendenrendite der Titel um 3%, was Nestlés Eigenschaften gerade in schwierigen Marktphasen als defensive Qualitätswerte unterstreicht.
Allgemein haben Schweizer Unternehmen ihre Dividenden während der Pandemie in weit geringerem Mass gekürzt als die Unternehmen in vielen anderen Ländern. Damit bestand weniger Spielraum aufzuholen. Gleichwohl haben die Ausschüttungen mit 24,0 Mrd. US-Dollar (+8,9%) ein Allzeithöchst erreicht.
Ausser der Schweiz haben auch die Niederlande, die USA und Kanada all ihre bisherigen Quartalsrekorde gebrochen. Die wichtigsten Treiber des Dividendenwachstums nach Regionen waren Europa und Grossbritannien. Bei beiden stiegen die Ausschüttungen um je fast ein Drittel.
Weltweit nahmen sie um 11,3% zu. Das (bereinigte) Wachstum war mit 19,1% sogar noch höher, wenn die Dollarstärke und andere Faktoren berücksichtigt werden. Insgesamt erhöhten 94% der Unternehmen im zweiten Quartal ihre Ausschüttung oder hielten sie konstant.
Weil viele europäische Gesellschaften, ausser die britischen, nur einmal im Jahr eine Dividende ausschütten, war das zweite Quartal 2022 das erste seit 2019, in dem die meisten Unternehmen nach Abflauen der Corona-Pandemie wieder eine "normale" Auszahlung vornahmen. Im Euroland und in Grossbritannien hat ausserdem die Aufhebung der Zentralbankbeschränkungen für Bankdividenden eine wichtige Rolle gespielt.
Global haben die Aktionärszahlungen das Vor-Pandemie-Niveau übertroffen. Der Aufschwung war so stark, dass die Ausschüttungen nur noch 2,3% unter dem langfristigen Trend liegen, wie Janus Henderson mitteilt.
Erdöl, Finanzwerte und Automobilhersteller waren die Haupttreiber des Dividendenbooms. Steigende Cashflows aufgrund der hohen Ölpreise führten dazu, dass die Ölkonzerne zwei Fünfteln zum Gesamtwachstum im zweiten Quartal beitrugen. Besondere die Ölproduzenten in Brasilien und Kolumbien haben der Analyse zufolge einen erheblichen Beitrag geleistet. Ölunternehmen fehlen am Schweizer Aktienmarkt.
Weitere zwei Fünftel entfielen auf Banken und andere Finanzwerte. Die zyklischen Konsumgütersektoren, namentlich die Automobilhersteller, verzeichneten ebenfalls eine kräftige Dividendenzunahme.
Geringere Sonderdividenden und eine deutliche Kürzung durch den US-Konzern AT&T bremsten dagegen die Technologie- bzw. Telecomwerte.
Ben Lofthouse, Head of Global Equity Income des britischen Finanzhauses, mahnt trotz des Dividendensegens zu Zurückhaltung: "Das zweite Quartal lag etwas über unseren Erwartungen, aber für das restliche Jahr ist kein so starkes Wachstum mehr zu erwarten. Viele der einfach zu erreichenden Gewinne sind realisiert, nachdem die Aufholjagd nach Corona fast komplett vollzogen ist. Die Weltwirtschaft hat sich deutlich verlangsamt und der Gegenwind durch den starken US-Dollar hält an."
Trotzdem hebt Janus Henderson die Jahresprognose leicht an und erwartet für 2022 Ausschüttungen in Höhe von 1,56 Bio. US-Dollar nach bisher prognostizierten 1,54 Bio.
Alles in allem fordert Aktienexperte Lofthouse die Investoren zu langfristigem Denken auf. Wichtig sei, sich von kurzfristigen Unsicherheiten nicht die lange Sicht vernebeln zu lassen. "Nichts deutet darauf hin, dass die weltweiten Dividenden langfristig nicht die gewohnte jährliche Wachstumsrate von 5 bis 6% halten können", betont er.