Die Magie von Quantitative Easing

03.11.2010, 08:23 Uhr

Die USA kämpfen noch immer gegen die hohe Arbeitslosenquote und leiden unter dem nur mühsam anlaufenden Wirtschaftsmotor. Mit einem weiteren "Quantitative Easing" soll dagegen angekämpft werden. Dr. Thomas Stucki, CIO der Hyposwiss Privatbank, kommentiert die Chancen und Gefahren einer solchen Massnahme:


"Die amerikanische Wirtschaft befindet sich zwar nicht auf dem Weg in eine zweite Rezession, ist aber gleichzeitig nicht in der Lage, genügend neue Arbeitsplätze zu schaffen, um den Aderlass an Jobs während der Finanzkrise zu kompensieren. Die Arbeitslosenrate verharrt hartnäckig in der Nähe von 10%, was den Ruf nach einer zusätzlichen Stimulierung der Konjunktur durch das Fed immer lauter werden lässt. Fed-Präsident Bernanke ist nicht abgeneigt, diesem Ruf zu folgen. Da die kurzfristigen Zinsen bereits auf Null gesenkt wurden, sollen nun die Kapitalmarktzinsen durch weitere Zukäufe von Staatsanleihen, dem sogenannten "Quantitative Easing", tief gehalten oder sogar weiter gesenkt werden. Damit ein solches Programm Aussichten auf Erfolg hat, muss der eingesetzte Betrag riesig sein. Schätzungen von bis zu 650 Milliarden US-Dollar machen die Runde. Dadurch würde die Bilanz des Fed jedoch noch stärker aufgebläht und die Geldmenge massiv erhöht werden."


Aktienkursanstiege dank Aussicht auf QE

"Die Geldpolitik der Zentralbanken kann die Wirtschaft über verschiedene Kanäle unterstützen. Tiefe Zinsen fördern die Investitionen, eine Schwächung der eigenen Währung hilft den Exporten, höhere Aktienkurse und Immobilienpreise führen über den "Wealth Effect" zu höheren Konsumausgaben und eine grössere Liquiditätsversorgung der Banken stimuliert die Kreditgewährung. Zwei dieser Kanäle, die Kreditgewährung der Banken und der Immobilienmarkt, wollen oder können diese Funktion in diesem Zyklus nicht wahrnehmen. Deshalb zielt das Fed mit seinen Aktionen darauf, die Zinsen tief und die Finanzmärkte bei Laune zu halten. Der Kursanstieg der Aktien von 10% seit Ende August bis Mitte Oktober, welcher nicht zuletzt durch die Aussichten auf mehr Geld vom Fed ausgelöst und unterstützt wurde, hat das Vermögen der US-Haushalte um geschätzte 1‘000 Milliarden US-Dollar erhöht. Gleichzeitig hat sich als positiver Nebeneffekt der US-Dollar gegenüber dem Euro und dem Yen abgewertet."


Negative Effekte nehmen zu

"Die Politik des lockeren Geldes ist innerhalb des Fed jedoch nicht unumstritten. Wie bei jeder Medizin nimmt der positive Effekt der Liquiditätsausweitung mit zunehmender Menge ab und nehmen die negativen Nebeneffekte zu. Während der positive Effekt der Käufe von Treasuries und Hypotheken durch das Fed während der Finanzkrise unbestritten ist, wird verbreitet angezweifelt, ob das geplante neue Programm noch viel bringen wird. Auf der anderen Seite hat spätestens die Subprime-Krise schonungslos offengelegt, dass zu billiges Geld zu Fehlallokationen in der Wirtschaft führt und die Blasenbildung fördert. Anzeichen von solchen Blasen sind beispielsweise im Obligationenmarkt und bei den Edelmetallen zu erkennen. Die potenziell inflationäre Langfristwirkung dieser Geldschwemme darf nicht unterschätzt werden."


Hohe Erwartungen des Marktes

"Durch die Ankündigung der Möglichkeit eines zweiten "Quantitative Easings" hat sich das Fed in eine missliche Lage gebracht. Zwar haben sich die Märkte in die gewünschte Richtung entwickelt. Diese erwarten jetzt aber auch die Einlösung des Versprechens. Zugleich steigen die Erwartungen an die Höhe des Programms und das Fed kann es sich nicht leisten, die Märkte zu enttäuschen. Deshalb ist das Fed gut beraten, die Karten rasch offen zu legen und die Spekulationen über die Ausgestaltung eines solchen Programms zu stoppen." (cl)

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