23.12.2024, 14:23 Uhr
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Die amerikanische Notenbank hat ihren Leitzins zum zweiten Mal in Folge um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Damit liegt der Leitzins nun in der Spanne von 1,75% bis 2%. US-Präsident Trump hatte mehr gefordert.
Der geldpolitische Ausschuss des amerikanischen Federal-Reserve-Systems (Fed) bleibt sich treu und senkt die Leitzinsen erneut wie von den Marktteilnehmern erwartet "nur" um 25 Basispunkte auf einen Zielkorridor von 1,75%-2,00%. Gründe seien die noch immer verhaltene Inflation sowie eine weitere Versicherung gegen Risiken, die sich aus einem schwächeren globalen Wachstum und der Zuspitzung des Handelskonflikts ergeben. "Zumindest bei Letzterem hat Präsident Trump dann doch ganze Arbeit geleistet, wenn es um die Beeinflussung der Notenbankpolitik geht», kommentiert Christian Scherrmann, Volkswirt USA bei DWS den Entscheid.
Dennoch ist das Fed den Forderungen von Präsident Trump einmal mehr nicht nachgekommen. Trump fordert schon seit längerem von Fed-Chef Jerome Powell, die Leitzinsen stark zu senken und sogar in den negativen Bereich zu drücken, um gleichlange Spiesse mit dem Rest der Welt zu schaffen – insbesondere mit Europa und Japan.
Der Entscheid im derzeit zehnköpfigen Gremium fiel nicht einstimmig aus. James Bullard, der Präsident der Federal Reserve Bank of St. Louis, votierte für eine Zinssenkung um 50 Basispunkte auf 1,5%-1,75%, während Esther George von der Kansas-City-Fed und Eric Rosengren von der Boston-Fed ein Halten des Zielbandes auf 2%–2,25% vorgezogen hätten.
Laut Marktkommentatoren rechtfertigt die Konjunkturlage eine Leitzinssenkung eigentlich nicht. Die US-Wirtschaft ist im zweiten Quartal 2019 real und annualisiert um 2% gewachsen, bei einer historisch niedrigen Arbeitslosenquote von 3,7%. Die US-Wirtschaft befinde sich insgesamt weiterhin in einer guten Verfassung und er gehe nicht von einer Rezession aus, sagte Powell. Mit dem Zinsschritt verfolge der Ausschuss weiter eine nachhaltige Ausweitung der Wirtschaftstätigkeit, einen starken Arbeitsmarkt und eine Inflation in der Nähe des symmetrischen 2-Prozent-Ziels, aber die Unsicherheiten über diese Aussichten blieben bestehen.
Für 2019 erhöhten die Notenbanker die Wachstumsprognose gar um einen Zehntel, weniger Wachstum als zuvor wird erst im Jahr 2021 erwartet. Etwas mehr Bewegung gab es indes im sogenannten "Dot Plot», in welchem jedes Gremiumsmitglied seine individuelle Einschätzung abgibt, wie sich die Leitzinsen mittelfristig entwickeln. Im Durchschnitt signalisieren die Notenbanker zumindest hier derzeit keinen weiteren Zinsschritt für 2019 und 2020. Allerdings gehen 7 der insgesamt 17 Prognostiker davon aus, dass Ende 2019 ein Zielband für den Leitzins von 1,5%–1,75% angemessen sein wird, während je 5 ein Niveau von 1,75%–2% bzw. von 2%–2,25% vorhersagen.
"Spektakulärer indes war die Entwicklung der Zinssätze auf den Refinanzierungsmärkten für kurzfristige Liquidität in den letzten Tagen», meint Christian Scherrmann von DWS. Die Zinsen für kurzfristiges Geld waren unerwartet und heftig in die Höhe geschnellt, weil es zu Liquiditätsengpässen gekommen war. Die Fed musste den Interbankenmarkt erstmals seit der Finanzkrise mit viel Liquidität (je bis zu je bis zu 75 Mrd. Dollar an zwei Tagen) versorgen, um die Leitzinsen auf dem gewünschten Niveau zu halten. Etliche Gründe seien von teils recht nervösen Händlern angeführt worden, so Scherrmann.
Die Fed selbst gab sich überrascht. Grundsätzlich hätten solche Entwicklungen keine Implikationen für die Geldpolitik. Man habe schon, und werde zukünftig, mehr Liquidität bereitstellen. Rein technisch sei auch die Entscheidung, den Einlagenzinssatz mehr als die sonst üblichen 25 Basispunkte auf 1,80% von 2,10% zu senken, so Powell in der Pressekonferenz. Ob die Märkte dieser Einschätzung folgen werden, bleibt abzuwarten.
"Letztendlich interpretieren wir die Entscheidung positiv und finden es auch gar nicht schlecht, dass sich nicht alle Notenbanker über die Zinssenkung einig waren. Im Sinne unabhängiger Notenbankpolitik in unsicheren Zeiten war auch eigentlich nichts anderes zu erwarten», kommentiert der DWS-Experte den Fed-Entscheid.