Der Streit um die Mercedes-Autohäuser eskaliert

Die Beschäftigten verlangen viel Geld, falls Mercedes wie geplant die eigenen Autohändler verkauft. (Bild Lutsenko_Oleksandr/Shutterstock)
Die Beschäftigten verlangen viel Geld, falls Mercedes wie geplant die eigenen Autohändler verkauft. (Bild Lutsenko_Oleksandr/Shutterstock)

Der Autobauer Mercedes will 80 Betriebe mit 8000 Beschäftigten verkaufen. Für deren Zustimmung verlangen Gewerkschafter 60 000 Euro plus bis zu 60 Gehälter je Mitarbeiter. «Völlig unrealistisch», sagt die Firma.

03.07.2024, 13:49 Uhr

Redaktion: sw

Der geplante Umbau des Vertriebsnetzes sorgt bei Mercedes-Benz für viel Unruhe. Am Dienstag protestierten die Betriebsräte des schwäbischen Autobauers und die Industriegewerkschaft IG Metall in Stuttgart, Sindelfingen, Rastatt, Bremen, Düsseldorf und Berlin abermals gegen den geplanten Verkauf aller deutschen Autohäuser und Werkstätten im Eigenbesitz von Mercedes.

Sie wollen mit ihrem Protest den Verkauf der 20 Niederlassungen mit 80 angeschlossenen Betrieben und rund 8000 Beschäftigten im Idealfall gänzlich abwenden. Ihr Minimalziel lautet, möglichst viel Geld für alle betroffenen Mitarbeiter rauszuholen. Konkret fordert das Arbeitnehmerlager laut Handelsblatt für eine Zustimmung zur Veräusserung von Vertriebsstützpunkten an externe Händler pro Mitarbeiter 60 000 Euro als Sockelbetrag und zusätzlich bis zu 60 Bruttomonatsgehälter.

Milliarden Kosten, kleine Einnahmen

Hochgerechnet auf alle Betroffenen wären das 2,2 bis 2,6 Milliarden Euro. Obendrauf kämen dann noch Pensionsverpflichtungen. Mercedes bezeichnete derartige Zahlen als «völlig unrealistisch» und «nicht nachvollziehbar».

Der Fahrzeughersteller ist zwar laut eigenem Bekunden bereit, im Zuge eines Übergangs eines Arbeitsverhältnisses auf einen neuen Inhaber einen «angemessenen Geldbetrag zu leisten». Mercedes kalkuliert bei diesem sogenannten Nachteilsausgleich, der etwa den Wegfall von Mercedes-Firmenwagen, besonders üppigen Urlaubsgeldern und Altersvorsorgemodellen beinhaltet, jedoch mit weit geringeren Werten als Betriebsrat und Gewerkschaft.

Vereinbarung schützt vor betriebsbedingten Kündigungen

Die Arbeitnehmer verweisen dagegen auf eine Vereinbarung, die alle Tarifmitarbeiter von Mercedes bis Ende 2029 vor betriebsbedingten Kündigungen schützt. Der potenzielle Wegfall dieser Zukunftssicherung (Zusi) müsse für die Beschäftigten in den Niederlassungen abgegolten werden, so deren Argumentation.

Frank Biller, Autoanalyst bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), sieht den Mercedes-Vorstand in einer starken Verhandlungsposition. «Das ist kein Notverkauf. Mercedes ist nicht gezwungen, diese Assets zu verkaufen», sagte der Branchenfachmann dem Handelsblatt. Zu den aktuell von Betriebsrat und Gewerkschaft geforderten Konditionen dürfte das eher nicht zu realisieren sein. Zumal Mercedes pro Niederlassung laut Szenekennern im Schnitt nur 20 bis 50 Millionen erlösen dürfte. Das wären total maximal eine Milliarde Euro.

Händler schon degradiert

Strategisch haben die konzerneigenen Autohäuser für Mercedes aber kaum noch eine Bedeutung. Tatsächlich hat der Konzern seine Händler in Deutschland im vergangenen Jahr bereits zu Agenten degradiert.

Die Preise für die Fahrzeuge bestimmt seither ausschliesslich Mercedes. Zudem hat der Autobauer nun einen direkten Zugang zu seinen Endkunden und deren Daten.

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