20.12.2024, 10:54 Uhr
Aus der Krise der Credit Suisse und der von den Behörden erzwungenen Notfusion der Grossbank mit der UBS sollen Lehren gezogen werden. Dieser Ansicht ist die parlamentarische Untersuchungskommission. Sie hat ihren...
Der UBS-Vorsorgeindex Schweiz ist im zweiten Halbjahr 2021 auf das niedrigste Niveau seit Langem gesunken. Haupttreiber des schlechten Ergebnisses sind der unaufhaltsame demografische Wandel sowie die Finanzlage vor allem in der 1. Säule.
Für viele dürfte das Vorsorgejahr 2021 dank der weitgehend hervorragenden Anlagerenditen vieler Vorsorgewerke in positiver Erinnerung sein. Der UBS-Vorsorgeindex Schweiz, der eine Vielzahl demografischer, wirtschaftlicher, finanzieller und politischer Faktoren berücksichtigt, spiegelt jedoch ein anderes Bild wider. Auch wenn sich die Finanzlage der drei Säulen absolut gesehen nicht negativ präsentiert, ist laut der Ökonomin Jackie Bauer und dem Ökonomen James Mazeau die Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr weniger positiv. Während das Umlageergebnis der AHV und IV im ersten Pandemiejahr positiv war, rutschte es 2021 wieder in den roten Bereich.
Am schwersten wiegt allerdings der Subindex Demografie, betonen sie. Die Pandemie habe die ohnehin schon niedrige Geburtenrate zusätzlich gedämpft und auch die Immigration von erwerbstätigen Personen in die Schweiz eingeschränkt. Die Alterung gehe somit unaufhaltsam weiter. Auch wenn sich dies nicht in den kurzfristigen Wirtschaftszahlen niederschlage, werde es langfristig die Schweizer Wirtschaftsleistung beeinträchtigen und damit auch den Wohlstand, der nicht zuletzt auf unserem Drei-Säulen System beruhe.
Längst sei die Alterung der Bevölkerung landauf und landab sichtbar, nicht nur in den Statistiken. Dass die Vorsorgesysteme deshalb in Schieflage geraten und Reformen immer dringender sind, sei ebenfalls kein Geheimnis, so die UBS-Ökonomen. Der Subindex Demografie unterstreiche diese Dynamik zusehends. Seit Beginn der Pandemie seien die ohnehin schon rückläufigen Geburtenraten nochmals zurückgegangen, 2021 zeige allerdings keinen wesentlich anderen Trend als 2020, weshalb die Lebendgeburten im Subindex nicht stark ins Gewicht fallen.
Ähnlich sehe es beim Wanderungssaldo aus. "Die Einwanderung erwerbstätiger Personen stagniert nicht erst seit Ausbruch des Corona-Virus, und 2020 stellt einen grösseren Strukturbruch in den Daten dar als 2021, weshalb der Index wenig darauf reagierte. Allerdings könnte die geringe Einwanderung den durch die hiesige Alterung ausgelösten Fachkräftemangel noch verschärfen", so die beiden Vorsorge-Experten.
Die 1. Säule sei am weitesten von einer langfristigen stabilen Finanzlage entfernt. Auch wenn der AHV-Ausgleichsfonds mit einer horrenden Geldsumme ausgestattet ist, stelle dies lediglich einen Tropfen auf den heissen Stein dar. Man müsse bedenken, dass die Ausgaben der staatlichen Vorsorge in den vergangenen Jahren mehrheitlich die Einnahmen überstiegen und dies in Zukunft mit dem Renteneintritt der Babyboomer noch verschärft werde.
Das Pandemiejahr 2020 hatte einen unerwartet positiven Effekt, der nun 2021 wieder verhallt ist. Für die 2. Säule war Jahr zwei der Pandemie eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Viele Pensionskassen konnten Rekordrenditen erzielen und dank Anpassungen an das demografische Umfeld auch die Umverteilung etwas verringern. In der 3. Säule steigen die Einzahlungen zwar weiter, doch weniger stark als im letzten Halbjahr 2020. Dies liege allerdings daran, dass 2020 viele Einzahlungen auf das Jahresende verschoben wurden und 2021 ein viel ausgeglicheneres Jahr war.
2021 waren Reformen aller drei Säulen auf der Agenda von Bundesrat und Parlament. In der 1. Säule konnte eine Vorlage verabschiedet werden. Deren Kernpunkt ist die Anhebung des Frauenrentenaltes auf 65 Jahre. Dies würde die Finanzlage der AHV für wenige Jahre unterstützen und ist positiv zu werten. Allerdings wird der Souverän im Herbst 2022 an der Wahlurne über das definitive Inkrafttreten dieser Gesetzesänderung entscheiden.
Auch die Reform der 2. Säule hat die Politik fast das ganze Jahr beschäftigt. Eine Einigung ist noch nicht erzielt worden, eine Schwächung der beruflichen Vorsorge durch die Einführung eines AHV-ähnlichen Umlageverfahrens scheint jedoch vorerst abgewendet. In der 3. Säule hat das Parlament den Bundesrat beauftragt, nachträgliche Einzahlungen zu ermöglichen, dieses Vorhaben sollte 2022 abgeschlossen werden.