22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
Nach neusten Erkenntnissen ist das Coronavirus bereits ansteckend, wenn bei der übertragenden Person noch keine Symptome auftreten. Die Ausbreitung könnte deshalb bereits weiter fortgeschritten sein, als bisher vermutet. Das hat zu einer leichten Aktien-Korrektur geführt. Profitiert haben sichere Häfen wie Staatsanleihen und Gold.
Was Anfang Jahr mit wenigen Infektionen in der chinesischen Provinz Hubei begann, hat eine grössere Dimension angenommen. Das Coronavirus hat sich in weniger als vier Wochen zu einer Epidemie ausgeweitet - und das Virus breitet sich schneller aus als bisher angenommen. Bis heute Morgen früh ist die Zahl der Patienten mit dem neuartigen Coronavirus, das eine tödliche Lungenkrankheit auslöst, in China wieder sprunghaft gestiegen. Damit sind mehr als 6'000 Fälle erfasst. Die Gesamtzahl der Todesfälle kletterte auf 132. Es gibt fast 10’000 Verdachtsfälle, wie das Nachrichtenmagazin «Focus Online» berichtet.
Zudem wurden mehrere Infektionen in Nordamerika, Australien und zahlreichen Nachbarländern Chinas registriert. In Europa verzeichnen bisher Frankreich und Deutschland erste bestätigte Fälle. Die schnelle Ausbreitung des SARS-ähnlichen Virus wird dadurch begünstigt, dass es bereits während der bis zu 14-tägigen Inkubationszeit übertragbar ist, ohne dass beim Träger Symptome auftreten. Dies erschwert auch die Eindämmung der Epidemie.
Um die Ausbreitung aufzuhalten, hat die chinesische Regierung teils drastische Massnahmen ergriffen. Mehrere Städte wurden von der Aussenwelt abgeriegelt, es gelten starke Einschränkungen des privaten und öffentlichen Nah- und Fernverkehrs. Zudem wurden die chinesischen Neujahrsfeiertage verlängert. Die Provinzregierung der Finanzmetropole Shanghai wies Unternehmen gar an, nicht vor dem 9. Februar wieder zu öffnen. Anders als während der SARS-Pandemie, welche 2003 weltweit rund 800 Todesopfer forderte, reagierten die chinesischen Behörden diesmal schneller.
International arbeiten Forschungsinstitute mit Hochdruck an einem Gegenmittel. Nun ist dem australischen Peter Doherty Institut für Infektionen und Immunität in Melbourne ein "bedeutender Durchbruch" gelungen, wie das Institut heute Morgen bekanntgab. Das Virus sei von einem infizierten Patienten entnommen und erfolgreich nachgezüchtet worden. Nunmehr könne in Zusammenarbeit mit anderen Instituten und der Weltgesundheitsorganisation WHO an einem Gegenmittel gearbeitet werden.
"Die makroökonomischen Auswirkungen werden in China deutlich spürbar sein", schreibt die Schwyzer Kantonalbank (SZKB) in einem aktuellen Brennpunkt. Selbst wenn die Epidemie rasch unter Kontrolle gebracht werden könne, könnten die konjunkturellen Spuren tiefer sein als bei der oft zum Vergleich herangezogenen SARS-Pandemie. Dies, weil der besonders betroffene Dienstleistungssektor (v.a. Detailhandel und Tourismus) heute eine grössere Bedeutung hat als damals. Das chinesische Wachstum dürfte im ersten Quartal deutlich unter den zuletzt ausgewiesenen Werten von rund 6% zu liegen kommen. Erste Schätzungen gehen von einer Wachstumseinbusse in der Grössenordnung von einem Prozentpunkt im ersten Quartal aus.
"Gelingt die Eindämmung diesmal ähnlich rasch wie bei SARS - innerhalb von etwa drei Monaten - dürften die globalen Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum bescheiden bleiben, wobei länder- und sektorspezifisch grössere Einbussen auftreten können", so die SZKB. Eine länger anhaltende Epidemie würde hingegen über verschiedene Transmissionsmechanismen (z.B. beeinträchtigte Lieferketten, verringerte Reisetätigkeiten) die globale Konjunktur stärker belasten.
Staatsanleihen haben auf die Entwicklung mit Avancen reagiert, das heisst die Zinsen sind deutlich gefallen. Auch andere sichere Häfen wie Gold haben zugelegt (vgl. Abb.). Mit einer Reaktion der (westlichen) Notenbanken sei wegen des Coronavirus vorerst nicht zu rechnen. Dazu müsste es stärkere Anzeichen negativer konjunktureller Auswirkungen geben. Es sei hingegen sehr gut möglich, dass China mit geldpolitischen und/oder fiskalischen Massnahmen auf die Bedrohung reagieren werde. "Kurzfristig rechnen wir nicht mit höheren Langfristzinsen, ein weiterer Rückgang scheint aber ohne Verschlechterung der Situation wenig wahrscheinlich." Beruhigt sich die Lage, geht die SZKB in ihrem Hauptszenario entsprechend wieder von moderat steigenden Zinsen aus.
Unter den Entwicklungen am stärksten gelitten haben naturgemäss chinesische Aktien. So hat der Future auf einen chinesischen Aktienindex seit dem 22. Januar 8% verloren. Die breiten Indizes in der Schweiz, der Eurozone und den USA haben derweil zwischen 2 und 3% nachgegeben.
Besonders betroffene Unternehmen sind die Hersteller von zyklischen Konsumgütern mit grossem China-Geschäft. So erwirtschaften beispielsweise die börsenkotierten europäischen Luxusgüterproduzenten rund 35% ihres Umsatzes mit chinesischen Konsumenten. Bei Swatch macht dieser Anteil 42% aus. Auch Bergbaukonzerne sind aufgrund der eingetrübten Konjunkturaussichten verstärkt unter Druck gekommen, da China der mit Abstand grösste Konsument von Metallen ist. Und natürlich leiden Tourismus-Unternehmen wie Fluggesellschaften unter den Reisebeschränkungen. So hat beispielsweise British Airways heute Morgen bekanntgegeben, per sofort alle Flüge nach China auszusetzen. Ebenfalls betroffen ist die Autoindustrie in China. Der japanische Autobauer Toyota hat angesichts der Ausbreitung des Coronavirus in China den Betrieb seiner Werke in dem Nachbarland für die nächsten Tage eingestellt.
Da das Virus vergleichsweise leicht übertragbar ist, müssen die Einschränkungen, welche die Epidemie stoppen sollen, wohl bis auf weiteres aufrechterhalten werden. Dies belastet insbesondere die Kurse der meistbetroffenen Unternehmen. "Mit einer nachhaltigen Erholung der Aktien ist erst dann zu rechnen, wenn die Zahl neuer Ansteckungen dank den Quarantänemassnahmen sinkt, wirksame Medikamente gefunden sind oder eine Impfung verfügbar ist", heisst es im SZKB-Brennpunkt.
Konjunktur und Märkte dürften sich danach - also nach Eindämmung der Epidemie - rasch erholen. Die entscheidende Frage lautet: Wann ist "danach"? Gesicherte Prognosen zur zeitlichen Dimension gibt es keine. Der "risk-off"-Modus an den Märkten könnte deshalb durchaus noch etwas anhalten. "Das führt nicht zwangsläufig zu nochmals tieferen Aktienkursen und Zinsen, macht aber eine rasche Erholung unwahrscheinlich", so die SZKB. Sie rät Anlegern, die auf Nummer sicher gehen wollen, in Betracht zu ziehen, das Risiko in den Portfolios etwas zu reduzieren oder zumindest aufgelaufene Gewinne mitzunehmen. Für die meisten Anleger gelte es aber nach heutigem Kenntnisstand, die Füsse still zu halten. Allfällige stärkere Rückschläge könnten für Zukäufe genutzt werden.