27.11.2024, 14:11 Uhr
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Im neuesten Allianz Risk Barometer sind Cyber, Betriebsunterbrechung und Naturkatastrophen weltweit die drei grössten Geschäftsrisiken in diesem Jahr. Schweizer Unternehmen fürchten ebenfalls einen Cyberangriff und eine Betriebsunterbrechung am meisten. Marktveränderungen liegen auf Rang drei. Die Sorge um die Pandemie nimmt weltweit ab.
Die Gefahr lauert im Netz: Laut dem 11. Allianz Risk Barometer sind Cybergefahren die grösste Sorge für Unternehmen weltweit. Die Bedrohung durch Ransomware-Angriffe, Datenschutzverletzungen oder IT-Ausfälle beunruhigt die Unternehmen sogar noch mehr als Geschäfts- und Lieferkettenunterbrechungen, Naturkatastrophen oder die Covid-19-Pandemie, die alle Unternehmen im vergangenen Jahr stark beeinträchtigt haben.
Fast täglich berichten die Medien von Cyberattacken, die erheblichen Schaden anrichten und sogar zu Produktionsausfällen führen. Die Furcht der Unternehmen, selbst Opfer einer solchen kriminellen Attacke zu werden, steigt. Das zeigt auch das Allianz Risk Barometer, für das weltweit rund 2'700 Experten in 89 Ländern und Territorien befragt wurden, darunter CEOs, Risikomanager, Makler und Versicherungsexperten.
So sind Cybervorfälle das Toprisiko für Unternehmen (44 % der Antworten), Betriebsunterbrechungenbelegen weltweit den zweiten Rang (42%), während Naturkatastrophen auf den dritten Rang vorgestossen sind (25%, Vorjahr Rang 6). Einen grossen Sprung nach vorn machten auch die Sorgen um den Klimawandel auf dem 6. Rang (17%), Vorjahr 9. Platz). Der Ausbruch einer Pandemie scheint hingegen etwas ihren Schrecken zu verlieren, zumindest was die Auswirkungen auf die Wirtschaft anbelangt: Er fiel aus den Top 3 auf Rang 4 (22%).
"Im Jahr 2021 kam es zu Unterbrechungen in noch nie dagewesenem Ausmass, die durch verschiedene Auslöser verursacht wurden: Lähmende Cyberangriffe, die Auswirkungen zahlreicher klimawandelbedingter Wetterereignisse auf die Lieferkette sowie pandemiebedingte Produktionsprobleme und Transportengpässe verursachten verheerende Folgen. Dieses Jahr verspricht nur eine allmähliche Entspannung der Lage, obwohl weitere Probleme im Zusammenhang mit Covid-19 nicht ausgeschlossen werden können. Der Aufbau von Widerstandsfähigkeit gegen die zahlreichen Ursachen von Betriebsunterbrechungen wird zunehmend zu einem Wettbewerbsvorteil für Unternehmen", kommentiert Joachim Müller, CEO von Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS), die diesjährige Befragung.
In der Schweiz dominieren ebenfalls Cyber-Vorfälle (Platz 1 mit 61%) und Betriebsunterbrechung (Platz 2 mit 57%) das Ranking. Auf Platz 3 folgen Marktveränderungen, etwa hervorgerufen durch Volatilität, verstärkten Wettbewerb/neue Wettbewerber, stagnierende Märkte oder Marktschwankungen (25%). Grösster Aufsteiger neben Marktveränderungen ist der Klimawandel (Platz 5 mit 17%). Neu in den Top-Ten sind das Risiko von Fachkräftemangel, das auf Platz 7 rangiert (12%), sowie die Sorgen vor dem Ausfall kritischer Infrastruktur (Platz 9 mit 11%) und Reputationsverlust (Platz 9 mit 11%). Die Sorgen vor Covid-19 oder einer anderen Pandemie beschäftigen die Unternehmen deutlich weniger als noch 2021 (Platz 6 mit 15%).
Dass Cybervorfälle in diesem Jahr den Spitzenrang belegen, liegt laut dem Barometer vor allem an der Zunahme von Ransomware-Angriffen, die von den Umfrageteilnehmern (57%) als die grösste Cyberbedrohung für das kommende Jahr bewertet wurde. Die jüngsten Angriffe zeigten besorgniserregende Trends, wie z. B. "doppelte Erpressungstaktiken", bei denen die Verschlüsselung von Systemen mit Datendiebstahl kombiniert wird; die Ausnutzung von Softwareschwachstellen, die potenziell Tausende von Unternehmen betreffen; oder Angriffe auf kritische physische Infrastrukturen.
"Ransomware ist zu einem grossen Geschäft für Cyberkriminelle geworden, die ihre Taktiken verfeinern und die Einstiegshürden senken – für die Ausführung eines Angriffs braucht es kaum noch technische Kenntnisse, die entsprechenden Werkzeuge können bequem im Netz gebucht werden. Die Kommerzialisierung der Internetkriminalität macht es einfacher, Schwachstellen in grossem Stil auszunutzen. Wir werden mehr Angriffe auf Lieferketten und kritische Infrastrukturen erleben", erklärt Ivo Heeb, Underwriting Experte Financial Lines bei der AGCS in der Schweiz.
Aber auch Betriebsunterbruch bleibt gemäss dem Barometer für Unternehmen ein beherrschendes Thema. In einem Jahr, das von weit verbreiteten Unterbrechungen geprägt war, sei das Ausmass der Schwachstellen in modernen Lieferketten und Produktionsnetzen offensichtlicher denn je.
Neben Cybervorfällen seien auch die Auswirkungen der zunehmenden Abhängigkeit der Unternehmen von der Digitalisierung und die Verlagerung der Arbeit in die Ferne wichtige Ursachen. Naturkatastrophen und Pandemien sind nach Ansicht der Befragten die beiden anderen wichtigen Auslöser für Betriebsunterbruch. "Die Pandemie hat das Ausmass der Vernetzung in modernen Lieferketten aufgezeigt und verdeutlicht, wie an sich unzusammenhängende Ereignisse zusammenkommen und weitreichende Ausfälle verursachen. Zum ersten Mal wurde die Widerstandsfähigkeit von Lieferketten auf globaler Ebene auf eine harte Probe gestellt", sagt Christoph Müller,
CEO der AGCS in der Schweiz.
Der Ausbruch einer Pandemie ist für die Unternehmen nach wie vor eine grosse Sorge, fällt aber weltweit vom zweiten auf den vierten Platz zurück. In der Schweiz rangiert die Gefahr nur noch auf Rang 6 (wobei die Umfrage vor dem Auftreten der Omikron-Variante durchgeführt wurde). Obwohl die Covid-19-Krise die wirtschaftlichen Aussichten in vielen Branchen weiterhin überschattet, sind die Unternehmen der Meinung, dass sie sich gut darauf eingestellt haben. Die Mehrheit der Befragten (80%) ist der Ansicht, dass sie angemessen oder gut auf eine künftige Pandemiewelle vorbereitet sind. Eine Verbesserung des Business Continuity Managements gilt dabei als wichtigste Massnahme, welche die Unternehmen ergreifen.