Crowdfunding wächst rasant weiter

Der Crowdfunding-Markt in der Schweiz steuert in grossen Schritten auf die 1-Milliarde-Marke zu. (Bild: Shutterstock.com/Atstock Productions)
Der Crowdfunding-Markt in der Schweiz steuert in grossen Schritten auf die 1-Milliarde-Marke zu. (Bild: Shutterstock.com/Atstock Productions)

Finanzierungen und Spenden über das Internet verzeichneten im Jahr 2021 ein Wachstum von 31%. Insgesamt wurden 792 Mio. CHF in Crowdfunding-Projekte investiert. Besonders die Finanzierung von Immobilien gewann an Bedeutung. Das zeigt der Crowdfunding-Monitor 2022 der Hochschule Luzern.

30.05.2022, 15:54 Uhr

Redaktion: rem

Im Jahr 2021 wuchs der Crowdfunding-Markt in der Schweiz deutlich von 606,6 Mio. CHF im Vorjahr auf neu 791,8 Mio. CHF. Dies entspricht einem Wachstum von 31% und bedeutet ein weiteres Mal einen Rekordwert, wie der Crowdfunding-Monitor der Hochschule Luzern zeigt. Seit der Gründung der ersten Crowdfunding-Plattform vor 14 Jahren wurden auf dem digitalen Weg in der Schweiz rund 3 Mrd. CHF vermittelt.

Entwicklung Crowdfunding in der Schweiz (2008 bis 2021)

Quelle: Hochschule Luzern
Quelle: Hochschule Luzern

Vier Formen von Crowdfunding

Crowdsupporting: Meist kreative und kulturelle Projekte und Kampagnen aus dem Sportbereich. Der Investor oder die Investorin erhält für den investierten Beitrag ein Produkt, ein künstlerisches Werk oder eine Dienstleistung. Wer z. B. ein Buch finanziert, erhält ein Exemplar kostenlos.
Crowddonating: Mehrheitlich Spenden für soziale, karitative und kulturelle Projekte, die an keine Gegenleistung geknüpft sind.
Crowdinvesting: Investitionen von Eigen- oder Fremdkapital in Unternehmen (Start-ups) oder Immobilien. Als Gegenleistung erhalten die Investorinnen und Investoren eine Gewinnbeteiligung.
Crowdlending: Vermittlung von Krediten an Unternehmen oder Private. Als Gegenleistungen erhalten die Geberinnen und Geber Zinszahlungen, deren Höhe vom Risiko des Kapitalnehmers abhängt.

Deutliches Wachstum von Crowdlending und Crowdinvesting

Die Online-Vermittlung von Geldern für Kredite an KMU und Private sowie die Vermittlung von Investitionen in Unternehmen und Immobilien wuchsen deutlich. Der Crowdlending-Markt umfasst nun 607 Mio. CHF (+35%), der Crowdinvesting-Markt wuchs auf 147 Mio. CHF, wie aus dem Monitor weiter hervorgeht.

Insbesondere Investitionen in Kredite an Immobilienunternehmen sowie direkte Anlagen in Immobilien haben dieses Wachstum getrieben. Die Volumina in den Bereichen Crowdsupporting/Crowddonating gingen gegenüber 2020 leicht zurück auf 38 Mio. CHF (-16%), nachdem in diesem Bereich aufgrund der Corona-Krise und mehrerer nur temporär aktiven Crowdfunding-Plattformen im Vorjahr Rekordwerte verzeichnet wurden.

Ein deutliches Wachstum gibt es bei der Finanzierung von politischen Kampagnen über Crowdsupporting. So wurden im Jahr 2021 mehr als 800'000 CHF in politische Crowdfunding-Kampagnen investiert. Ein Jahr zuvor waren es noch rund 90'000 CHF. Crowdfunding als "Finanzierung von unten", mit dem viele Kleinspenden generiert werden können, liege im Trend, so die HSLU-Studienautoren.

Dank Crowdfunding könnten einerseits Finanzierungsprozesse auch im Bereich der Politikfinanzierung digitalisiert werden. Andererseits könne es die Legitimation für ein politisches Anliegen erhöhen, wenn sich viele Menschen an einer Kampagne beteiligen.

Crowdfunding Monitor Schweiz 2022

Der "Crowdfunding Monitor Schweiz" wird jedes Jahr vom Institut für Finanzdienstleistungen IFZ der Hochschule Luzern mit Unterstützung der Schweizer Crowdfunding-Plattformen durchgeführt.

Crowdfunding knackt 2022 wohl die Milliardengrenze

Die Studienautoren gehen davon aus, dass das Gesamtvolumen von Crowdfunding in der Schweiz in diesem Jahr auf über 1 Mrd. CHF wachsen wird. "Auch mit diesem Volumen wird Crowdfunding in der Schweiz weiterhin eine Nischenfinanzierung bleiben", so Andreas Dietrich, Co-Autor des Crowdfunding-Monitors und Banken-Professor an der Hochschule Luzern. Die steigende Relevanz könne langfristig aber zu einem beschleunigten Wachstum führen. Einerseits habe Covid-19 die Nutzung von digitalen Finanzprozessen sowohl bei Unternehmen als auch bei Privatpersonen beschleunigt. Andererseits würden wohl vermehrt auch grössere Geldgeber wie Stiftungen oder institutionelle Investoren Gelder über Crowdfunding allozieren.

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