23.12.2024, 14:23 Uhr
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Zeichnet sich nach der Corona-Übersterblichkeit in der Schweiz eine Untersterblichkeit ab? Zwischen Ende April und Ende Juli 2020 starben hierzulande 15'815 Personen, markant weniger als in den Vergleichsperioden seit 2015. Restriktive Wirtschaftsmassnahmen sind angesichts dieser Daten nicht angebracht.
Haben die Hygiene-Massnahmen und der Mitte März verordnete Lockdown der Wirtschaft breiter gegriffen als geplant? Die steigenden Zahlen der Infizierten lassen Zweifel aufkommen. Doch weshalb liegt der Fokus der offiziellen Berichterstattung auf den Infizierten und nicht auf den Todesfällen? In Verbindung mit Corona werden zurzeit nur noch ganz wenige Todesfälle registriert. Ein Blick auf die gesamten Todesfälle, ohne Beachtung der Todesursache, zeigt aber Erstaunliches auf: Seit dem Höchst Anfang April von 1'863 Personen sind die wöchentlichen Todesfallzahlen in der Schweiz stark gesunken. Seit Mitte Juli starben weniger als 1'100 Personen pro Woche. Dies sind neue Tiefstwerte im Fünfjahresvergleich, die vom Bundesamt für Statistik publiziert werden. Normalerweise werden rund 100 Fälle mehr pro Woche verzeichnet.
In den 14 Wochen zwischen Ende April und Ende Juli 2020 addieren sich die Todesfälle auf lediglich 15'815 Personen. In den fünf vorhergehenden Jahren lag die Zahl immer deutlich über 16'000. 2019 waren es sogar 17'219. Auch über den gesamten bisherigen Jahresverlauf gesehen, liegt die Sterbeziffer trotz Corona mit 40’458 im unteren Bereich. 2015 lag sie mit 42'036 sogar deutlich darüber. Nur 2016 wurde diese Zahl mit 38'216 unterboten. Ohne die offiziell der Corona-Pandemie zugeschriebenen Todesfälle von gut 1'700 Personen lägen wir jetzt auf einem ähnlich tiefen Niveau.
Interessant ist auch eine Aufschlüsselung der Daten nach Altersklassen. Sogar bei den über 80-Jährigen zeichnet sich nach einer deutlich sichtbaren Übersterblichkeit zwischen Mitte März und Mitte April eine Normalisierung ab. Seit Jahresbeginn verstarben 25'603 Personen im Alter von mehr als 80 Jahren, etwa gleich viele wie 2019 (25'666). 2016 wurde diese Zahl untertroffen (23'596) und 2015 übertroffen (26'337). Die Massnahmen gegen Corona haben sogar in dieser Altersgruppe zu einer vergleichsweisen tiefen Sterblichkeit geführt: Zwischen Ende April und Ende Juli 2020 verschieden 9'777 Personen, 744 weniger als 2019. In den vergangenen fünf Jahren wurde lediglich 2017 mit 9'749 ein leicht tieferer Wert registriert. In allen anderen Altersgruppen werden Tiefstwerte markiert.
Auch die Aufschlüsselung der Daten nach Regionen ist aufschlussreich: Im Tessin wurde die Übersterblichkeit ab 9. März 2020 (Woche 11) sichtbar und erreichte bei ihrem Höhepunkt in Woche 14 mehr als das Dreifache der üblichen Zahl an Todesfällen. In der Genferseeregion begann die Übersterblichkeit am 16. März (Woche 12) und dauerte länger, bis 5. Mai (Woche 18). In der Woche vom 30. März bis 5. April starben dort doppelt so viele Menschen wie normalerweise erwartet würde.
Keine deutliche Übersterblichkeit zeigte sich im Aargau, in Bern und Solothurn sowie im bevölkerungsreichen Wirtschafts- und Finanzzentrum der Schweiz: In Zürich wurde in der Woche 14, also Anfang April, ein Wochenhöchstwert von 268 verzeichnet. Die Bandbreite in den fünf vorhergehenden Jahren lag zwischen 196 und 246 Todesfällen. Inzwischen liegen die Daten im untersten Bereich. Seit Jahresbeginn betragen die Todesfälle auf 6'416, 500 weniger als 2019 und 220 mehr als 2016. In Verbindung mit Corona wurden im Kanton Zürich lediglich 140 Todesfälle registriert. Dies sind nur 8% der gesamtschweizerischen Fälle, wobei der Bevölkerungsanteil gut 17% beträgt.
In den 14 Wochen zwischen Ende April und Ende Juli 2020 summieren sich die Todesfälle im Kanton Zürich auf lediglich 2’607 Personen. In den fünf vorhergehenden Jahren lag diese Zahl immer darüber. 2019 waren es sogar 2’911. In allen Altersklassen liegen die Werte im untersten Bereich. Bei den über 80-Jährigen starben 1'609 Personen. 2019 waren es 1'823.
Diese Daten zeigen deutlich, dass die ergriffenen Massnahmen gegen die Pandemie sogar besser gegriffen haben als erwartet. Allein das erhöhte Hygiene-Bewusstsein der Bevölkerung hat neben den Corona-Viren sicherlich noch einige weitere ansteckende Krankheiten eingedämmt. Corona dürfte überdies in den Spitälern und den Altersheimen zu einer erhöhten Professionalität geführt haben. Spannend ist, ob dadurch auch die kommende Grippesaison milder ausfällt und zu einer geringeren Sterblichkeit führen wird. Erneute restriktive Massnahmen drängen sich angesichts dieser Datenlage nicht auf. Vor allem nicht in Kantonen wie Zürich, wo die Lage immer unter Kontrolle gehalten werden konnte.