20.12.2024, 10:54 Uhr
Aus der Krise der Credit Suisse und der von den Behörden erzwungenen Notfusion der Grossbank mit der UBS sollen Lehren gezogen werden. Dieser Ansicht ist die parlamentarische Untersuchungskommission. Sie hat ihren...
Die Anlageexperten der in der Schweiz ansässigen Asset-Management-Firmen schätzen die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft wieder deutlich positiver ein als vor sechs Monaten. Die durch die Corona-Krise ausgelösten Verwerfungen an den Finanzmärkten haben den Trend hin zu nachhaltigen Anlagen weiter beschleunigt.
Nach wie vor stellt der weltwirtschaftliche Abschwung, welcher durch das Corona-Virus und den damit zusammenhängenden Massnahmen verursacht wurde, das grösste Risiko für die Schweizer Wirtschaft dar. Jedoch haben sich die Konjunkturaussichten deutlich aufgehellt. Beinahe 80% der im aktuellen Swiss Asset Managers Survey befragten Anlagespezialisten erachten die wirtschaftliche Erholung vom Corona-Einbruch als stärker oder etwa so stark wie erwartet. Ausserdem sehen viele Umfrageteilnehmer die Schweiz als langfristige Gewinnerin der Krise. Der attraktive Branchenmix, die tiefe Verschuldung und die generell hohe Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz sprechen dafür, dass unser Land gestärkt aus der Krise hervorgehen könnte.
Mehrheitlich richtig wurde der Sieg von Joe Biden bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen vorausgesagt: nur knapp jeder Vierte tippte auf Donald Trump. Etwas mehr als die Hälfte der Asset Management Experten schätzt jedoch den Einfluss der Biden-Präsidentschaft auf die Finanzmärkte als negativ ein.
Nachdem die Einschätzung bezüglich des Schweizer Aktienmarktes in der Vorstudie im Frühling noch eher zurückhaltend war, so sind sich die Anlageprofis nun wieder beinahe einig: Vier von fünf rechnen in den nächsten 12 Monaten mit einer positiven Rendite. Kaum jemand prognostiziert eine erneute Korrektur grösseren Ausmasses.
Erstmals deutlich verbessert hat sich der Ausblick für die Europäische Gemeinschaftswährung: 42% der Umfrageteilnehmer erwarten einen stärkeren Euro gegenüber dem Schweizer Franken innert Jahresfrist – die Einschätzung ist damit so positiv wie noch nie. Abgestürzt in der Gunst der Anlageexperten ist dagegen der US Dollar. Das rekordhohe Budgetdefizit sowie die stark gesunkenen langfristigen Zinsen in den USA machen die amerikanische Währung unattraktiv. Obwohl sich die Aktienmärkte nach dem Einbruch bereits deutlich erholt haben, liegen Aktien wie auch alternative Anlagen nach wie vor hoch in der Gunst der Anleger. Dagegen planen nur wenige eine Erhöhung der Obligationen- und Bargeld-Quote.
Nach wie vor deutliche Unterstützung durch die befragten Asset-Management-Spezialisten erhält die Schweizerische Nationalbank (SNB). Mit 84% ist die Zustimmungsrate hinsichtlich der aktuellen Geldpolitik allerdings nicht mehr so hoch wie im Frühling. Während sich damals – mitten im starken Einbruch an den Finanzmärkten – kein einziger Teilnehmer eine restriktivere Gangart der SNB wünschte, so sieht nun eine Minderheit die Zeit dafür gekommen.
Dies widerspiegelt sich laut der Studie auch an den Zinserwartungen. Während in der Vorstudie noch kaum jemand der Meinung war, dass die Negativzinsen der SNB innerhalb der nächsten drei Jahre aufgehoben werden, so ist nun bereits fast jeder Dritte dieser Meinung.
Interessant sind die Erwartungen bezüglich der globalen Inflation, nachdem die Staaten und Zentralbanken ultra expansiv auf die Corona-Krise reagiert haben: Ein Drittel denkt, dass wir weiterhin in einem Umfeld niedriger Inflation oder sogar Deflation verbleiben werden. Ein weiteres Drittel ist der Auffassung, dass die "offizielle" Inflation, gemessen an einem Güter- und Dienstleistungskorb, zwar weiterhin niedrig sein wird, dass sich aber der überdurchschnittliche Anstieg der Vermögenspreise fortsetzen wird. Und drei von zehn Umfrageteilnehmern ist der Auffassung, dass es den Zentralbanken gelingen wird, die Inflation in den gewünschten Zielbereich zu steuern.
Die vorliegende vierte Ausgabe des Swiss Asset Managers’ Survey wurde vom 2. bis 27. Oktober 2020 durchgeführt. Insgesamt nahmen Anlageexperten von 38 Asset Management Unternehmen daran teil. Dabei handelt es sich sowohl um börsennotierte als auch um privat gehaltene Unternehmen. Die teilnehmenden Unternehmen verwalten in der Schweiz Vermögenswerte von über CHF 2‘000 Milliarden.
Der Ausblick für die Asset-Management-Industrie hat sich deutlich aufgehellt. War vor einem halben Jahr noch das Lager der Pessimisten auf einem Höchststand, so ist nun der Anteil der Optimisten auf Rekordlevel. Jeder Dritte rechnet mit steigenden Umsätzen und/oder Margen, und weitere 51% erachten den Ausblick als stabil. Dieser Stimmungsumschwung dürfte wohl mit der starken Erholung an den Finanzmärkten sowie mit dem erhöhten Bedarf an Spar- und Anlagelösungen aufgrund der Krise zusammenhängen. Ebenso aufgehellt haben sich die Erwartungen hinsichtlich der Beschäftigung in der Asset Management Branche. Kaum jemand rechnet mit einem Personalabbau, dagegen rechnet jeder Dritte in seiner Firma mit einer höheren Mitarbeiterzahl auf 12-Monatsfrist. Diese positiven Aussichten könnten auch damit zusammenhängen, dass aktiv verwaltete Anlagen in den Augen der Umfrageteilnehmer während der Krise besser abgeschnitten haben als passive Produkte. Aktiv verwaltete Anlagen sind nicht nur personalintensiver, sondern für die Anbieter auch profitabler.
Die durch die Corona-Krise ausgelösten Verwerfungen an den Finanzmärkten waren für eine Mehrheit der befragten Anlagespezialisten ein Katalysator für nachhaltige Anlagen. Nachhaltig geführte Firmen erwiesen sich grösstenteils als stabiler, sodass die Investoren deutlich besser durch die Krise kamen als mit herkömmlichen, nicht-nachhaltigen Investments. Diese Einschätzung wird durch die starken Geldzuflüsse in nachhaltigen Anlagen, bei gleichzeitigen Abflüssen in nicht-nachhaltigen Anlagen, bestätigt. Bereits 62% aller befragten Asset Manager legen mehr als ein Viertel ihrer verwalteten Vermögen nachhaltig an. Dies ist eine weitere Steigerung um rund 10 Prozentpunkte im Vergleich zur Vorstudie. Dagegen hat der Anteil jener Asset Manager, welche weniger als 10% nachhaltig anlegen, nochmals deutlich abgenommen.