22.11.2024, 13:09 Uhr
Die Kerninflation in Japan lag im Oktober bei 2,3 Prozent, das ist etwas weniger als noch im September. Aber minimal mehr als erwartet worden war.
Noch vor kurzem fehlten die Chips, nun rechnet der wichtigste Lieferant aus Taiwan mit weniger Bestellungen. Der Umsatz des Chipkonzerns TSMC soll im laufenden Quartal zum ersten Mal seit vier Jahren wieder fallen.
Der weltgrösste Auftragsfertiger warnte, dass die Erlöse um bis zu fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgehen könnten. Das ist laut Handelsblatt «ein Alarmsignal für die Weltwirtschaft»: TSMC ist nicht nur der wichtigste Chiplieferant von Apple, sondern beliefert auch führende Halbleiterkonzerne wie AMD, Broadcom, Nvidia oder Qualcomm. Bestellen sie weniger bei TSMC, dann heisst das: Weltweit wird weniger Elektronik produziert.
Im vergangenen Jahr war der Umsatz noch um ein Drittel gewachsen, der Vorsteuergewinn stieg um gut 70 Prozent.
TSMC erwartet im laufenden Quartal einen Umsatz von lediglich umgerechnet 16,7 bis 17,5 Milliarden Dollar. Analysten hatten dem Finanzinformationsdienst Bloomberg zufolge durchschnittlich mit 17,9 Milliarden Dollar gerechnet. Für die ersten sechs Monate des Jahres prognostiziert TSMC einen Umsatzrückgang zwischen fünf und neun Prozent. Im Sommer sei dann eine Trendwende zu erwarten: «Wir sind zuversichtlich, dass sich das Geschäft in der zweiten Jahreshälfte erholt», sagte Vorstandschef C. C. Wei. Insgesamt sei die Lage angespannt: «Wir gehen davon aus, dass die Branche leicht schrumpfen, TSMC dagegen leicht wachsen wird.»
TSMC ist die vermutlich wichtigste Chipfirma der Welt. Nur die Taiwaner beherrschen die komplexesten und fortschrittlichsten Fertigungsverfahren, die es aktuell für Chips gibt. Darüber hinaus bietet das Unternehmen aber auch ältere, ausgereiftere Technologien an, wie sie etwa die europäische Autoindustrie nachfragt.
Die Taiwaner hatten bereits im vergangenen Jahr ihre Investitionen um zehn Prozent auf 36 Milliarden Dollar gekürzt. Dieses Jahr ist TSMC noch vorsichtiger und stellt Investitionen zwischen 32 und 36 Milliarden Dollar für Forschung und Entwicklung in Aussicht. Zum Vergleich: Das entspricht mehr als dem Doppelten des Jahresumsatzes von Infineon, dem gröassten europäischen Halbleiterhersteller.
Mit gut 65 000 Mitarbeitern stellt TSMC mehr als 12 000 verschiedene Produkte her, und das mit fast 300 Technologien. Der Technologieriese verkauft grundsätzlich keine Chips unter eigenem Namen, um den Kunden keine Konkurrenz zu machen.
Die Marktposition ist einzigartig: Der Konzern stehe für mehr als die Hälfte der Erlöse der zehn gröassten Chip-Auftragsfertiger weltweit, so die Marktforscher von Trendforce. Größter Kunde von TSMC ist Apple.
Doch der Weltmarktführer bekommt zu spüren, dass weltweit deutlich weniger Computer und Smartphones verkauft werden. «Unser Geschäft im vierten Quartal wurde durch die schwache Endkunden-Nachfrage und Bestandsanpassung gedrückt», sagte Finanzvorstand Wendell Huang. Die Kaufzurückhaltung der Konsumenten werde TSMC weiterhin belasten, so der Manager. Es sei zudem damit zu rechnen, dass die Chiphersteller ihre Lagerbestände noch einmal zurückfahren werden.
Den Marktbeobachtern von Counterpoint zufolge ist der Computerabsatz im vergangenen Jahr weltweit um 16 Prozent eingebrochen. Im vierten Quartal lieferten die Fabriken sogar 29 Prozent weniger PCs und Notebooks aus als im Jahr davor. Counterpoint zufolge bleibt die Lage düster: So erwarte die Mehrzahl der Vertriebspartner der Computerhersteller ein stagnierendes oder sogar schrumpfendes Geschäft dieses Jahr.
Während der Pandemie waren Chips knapp, TSMC konnte nicht annähernd so viel liefern, wie die Abnehmer bestellten. Inzwischen hat sich die Lage bei vielen Halbleitertypen deutlich entspannt, wenngleich einzelne Baugruppen wie Microcontroller nach wie vor Mangelware sind.
Vergangenes Jahr ist der Aktienkurs des wertvollsten Konzerns von Taiwan um gut ein Viertel gefallen. Seit Jahresbeginn haben die Papiere indes acht Prozent zugelegt. Die Investoren hatten das Ende des Chipbooms bereits im Herbst vorweggenommen. Für die nächsten Monate sind die Banker zurückhaltend. Bloomberg zufolge haben die Analysten ihre Kursziele in den vergangenen zehn Monaten im Schnitt um 39 Prozent gekürzt.