Braucht die Windbranche eine Logistikwende?

Die Anforderungen and die Logistik werden mit grösser werdenden Komponenten und Windparks immer anspruchsvoller.

23.07.2015, 17:06 Uhr
Alternatives

2.600 Windkraftanlagen stehen derzeit auf Schleswig-Holsteins Festland. Weitere 600 Anlagen werden voraussichtlich in den nächsten Monaten gebaut. Hinzu kommen über 200 Anlagen auf See in drei vor der Westküste des Landes in Betrieb genommen Offshore-Windparks. Von bis zu 60 Meter langen Rotorblättern bis zu 60 Zentimeter langen Feuerlöschern reicht das Spektrum der Komponenten einer Windkraftanlage.

Sie müssen zur richtigen Zeit an der Baustelle eintreffen und werden an Ort und Stelle zur fertigen Windturbine zusammengesetzt. Wie die Logistik von immer größer werdenden Komponenten und Windparks realisiert und dabei Kosten gesenkt werden können, diskutierten die Mitglieder des windcomm schleswig-holstein e. V. auf dem Gelände der Firma F. A. Kruse jun. Internationale Spedition im Brunsbüttel Chemcoast-Park. Dort fand der 5. Stammtisch des Branchenclusters statt.

Ab 2017 wird im Rahmen von Ausschreibungen festgelegt, wie hoch die Vergütung für den Windstrom ist. Damit steigt der Kostendruck auf alle Teile der Wertschöpfungskette und somit auch auf die Logistik. „Bis zu einem Cent pro Kilowattstunde Strom können wir einsparen, wenn wir die Logistiksysteme von Windparks über die gesamte Wertschöpfungskette, von der Beschaffungs- über die Produktions- bis zur Ersatzeillogistik verbessern“, ist Roger Heidmann, Geschäftsführer der Logistik Service Agentur (LSA) GmbH, überzeugt. „Dazu müssten Standorte ihre Funktionen noch stärker räumlich bündeln und insbesondere für den Umschlag und Transport von Großkomponenten schwerlastfähige und wassernahe Industrieflächen vorhalten, wo viele Arbeitsschritte auf kurzem Wege konzentriert werden können.“ Ein solches Konzept verfolgt die Entwicklungsgesellschaft Brunsbüttel (egeb) GmbH bei der Vermarktung des Standortes Brunsbüttel. Der Elbehafen wurde kürzlich mit einer schwerlastfähigen Lager- und Umschlagfläche ertüchtigt. „Mit der erfolgreichen Planung eines neuen Multi-Funktionshafens könnten wir unser Angebot für die Windbranche zukünftig noch erweitern“, sagt Roy Kühnast von der egeb.

Ein weiterer Trend in der Windbranche ist die Auslagerung von Logistikdienstleitungen an spezialisierte Unternehmen. Derzeit entsteht in Brunsbüttel für den Windkraftanlagenhersteller Senvion eine komplett neue Logistikanlage mit 10.000 m² Hallen- und rund 13.000 m² Freifläche auf dem Gelände der Firma F. A. Kruse jun. Internationale Spedition. Bereits seit Februar 2015 übernimmt Kruse hier im ersten Bauabschnitt die Versorgung aller Onshore-Servicestützpunkte des Herstellers mit Ersatzteilen und Wartungsmaterialien und versorgt alle Baustellen an Land. „Wir werden auch bei der Lagerhaltung und dem Ersatzteilmanagement in der Zukunft ganz neue Konzepte ähnlich der Automobilbranche im Windbereich sehen. Die Entwicklung von automatisierten Systemen hat hier erst begonnen und bietet zusätzliche Chancen, Kosten zu senken und eine Logistikwende zu realisieren“, berichtet Harald Ertel, Leiter Spedition und Logistik bei der Firma F. A. Kruse.

Wie derartige Konzepte aussehen können, schauten sich die Teilnehmer der Veranstaltung bei einer Begehung der neuen Hallen und des dortigen Hochregallagers in der Praxis an. Die vor Ort optimierten Logistikprozesse helfen dabei, Ressourcen effizienter einzusetzen und die Windenergiebranche insgesamt ihrem Ziel näherzubringen, mit einer Logistikwende die Energiewende voranzutreiben. „Die Wertschätzung für die Flexibilität und die Leistungsfähigkeit der Logistiker nimmt bei den Anlagenherstellern zu. Sie könnte aber auch in der Öffentlichkeit noch stärker wahrgenommen werden“, fasst Harald Ertel, neben seiner Tätigkeit bei der Firma F. A. Kruse zugleich Vorstand der Logistik Initiative Schleswig-Holstein e. V., die Wortmeldungen der Veranstaltungsteilnehmer insbesondere aus dem Bereich der Windkraftanlagenhersteller zusammen.

windcomm schleswig-holstein e. V., der Förderverein für die Windkraft-Branche in Schleswig-Holstein, organisiert mehrmals im Jahr informelle Treffen in Verbindung mit fachlichen oder politischen Informationen für seine Mitglieder. Der nächste Stammtisch ist am 26. November bei der HSH Nordbank in Kiel geplant.

Quelle: Windcomm

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