26.11.2024, 14:35 Uhr
Die Grossbank UBS will ihr derzeitiges Wertpapier-Joint-Venture in China vollständig übernehmen. Der Prozess, die Beteiligung an «UBS Securities» auf 100 Prozent zu erhöhen, sei im Gange, hiess es auf Anfrage der...
Die Meinungen zur zukünftigen Inflationswicklung der Eurozone sind gespalten. Für die einen ist die hohe Staatsverschuldung in
Verbindung mit der ultraexpansiven Geldpolitik Vorbotin einer anziehenden
Inflation. Für die anderen spricht die Kombination aus Vermögenspreisverfall,
niedriger Kapazitätsauslastung und maroden Bankbilanzen eher für japanische
Verhältnisse und damit Deflation. Für die EZB ist keines der Schreckensszenarien
relevant. Sie sieht in der mittleren Frist weder ernsthafte Inflations- noch
Deflationsgefahren. Dr.
Daniel Hartmann, Senior Economist beim Anleihenmanager Bantleon äussert seine Ansicht.
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ist bei der Einschätzung von Inflationsrisiken zu beachten?
Wichtig ist zunächst ein Blick auf das
konjunkturelle Umfeld. Alles spricht dafür, dass die Schwellenländer
vorerst zentraler Antriebsmotor der Weltwirtschaft bleiben. Wir rechnen für die
Schwellenländer in den Jahren 2010 bis 2012 mit einem Wachstum zwischen 6,0 %
und 7,0 % p. a., womit sie nicht weit von früheren Zeiten (2003 bis 2007: 7,5 %
p. a.) entfernt liegen. Für die USA sind wir ungeachtet des schlechteren
fundamentalen Umfelds ebenfalls zuversichtlich und erwarten ein
durchschnittliches Expansionstempo von ca. 3,5 % p.a. In der Eurozone
dürfte die Belebung demgegenüber etwas verhaltender ausfallen. Immerhin sollte
sich das Wachstum jedoch 2010 bis 2012 mit 1,5 % bis 2,0 % leicht über der
Potentialrate (ca. 1,5 %) stabilisieren. Insgesamt sind wir mit Blick auf die
weltwirtschaftliche Dynamik vergleichsweise optimistisch und rechnen mit 4,0 %
bis 4,5 % Wachstum p. a., womit die Dynamik nur leicht unter dem Mittel des
Booms der Jahre 2003 bis 2007 (4,7 % p. a.) liegen würde.
Die
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind damit gesetzt. Welche Rückschlüsse
ergeben sich daraus für die Einflussfaktoren der Inflation?
Trotz
konjunktureller Erholung gehen von den Lohnkosten in den kommenden Jahren
eindeutig disinflationäre Effekte aus. Massgeblich dafür ist, dass in der
Eurozone die Löhne gewöhnlich mit eineinhalb bis zwei Jahren Zeitverzögerung
auf die Arbeitsmarktentwicklung reagieren. Mit anderen Worten, die seit Anfang
2008 im Gang befindliche Eintrübung am Arbeitsmarkt Anstieg der
Arbeitslosenquote von 7,2 % auf 10,0 % wird sich vermutlich noch bis Ende 2011
in den Lohnverhandlungen negativ bemerkbar machen. Auch danach verbessert sich
die Lage nur langsam. Den disinflationären Impulsen von der Lohnseite steht jedoch
eine Reihe von inflationären Kräften gegenüber. So wird die restriktive
Fiskalpolitik der Euroländer neben Ausgabenkürzungen auch Steuer- und
Abgabenerhöhungen beinhalten. Von Letzteren geht eine inflationstreibende
Wirkung aus. Den damit verbunden Inflationsimpuls veranschlagen wir mit 0,1 bis
0,2 Prozentpunkten pro Jahr. Darüber hinaus gehen wir davon aus, dass die von
uns unterstellte konjunkturelle Entwicklung ausreicht, damit die Unternehmen
höhere Gewinnzuschläge durchsetzen können. Den hiermit einhergehenden Inflationsdruck
taxieren wir mit 0,5 bis 0,7 Prozentpunkten, was dem Niveau der Jahre 2003 bis
2005 entsprechen würde, als ebenfalls nur ein moderater Aufschwung
vorherrschte. Schliesslich rechnen wir
als Folge des weltwirtschaftlichen Aufschwungs auch mit einem anhaltenden Aufwärtstrend
bei den Rohstoffpreisen. Die Teuerungsrate sollte dadurch einen Schub von ca.
0,5 Prozentpunkten erhalten.
Was ist Ihr Fazit?
Von
der Lohnseite werden aufgrund der schwachen Arbeitsmarktentwicklung und der
Wettbewerbsschwäche vieler Mitgliedsländer im laufenden und im kommenden Jahr
deflationäre Effekte ausgehen ein Novum seit Beginn der Währungsunion. Nur
dank des Gegengewichts der nachfrageseitigen, administrativen und
aussenwirtschaftlichen Impulse dürfte sich die Inflation noch bei rund 1,0 %
etablieren. 2012 ist jedoch wieder mit steigenden Lohnzuwächsen
zu rechnen. Zugleich dürfte die Weltwirtschaft auf einem zunehmend soliden
Fundament stehen. Wie die Tabelle zeigt, reicht in einem solchen Umfeld schon
ein kleiner Kostenschub von 0,5 Prozentpunkten aus (historischer Durchschnitt:
2,0 Prozentpunkte), um die Inflationsrate über die 2,0 %-Marke zu hieven.
Dieses derzeit noch ferne Inflationsrisiko wird noch im Laufe dieses Jahres
zunehmend ins Blickfeld der EZB geraten. Ein rekordtiefes Leitzinsniveau passt
dann nicht mehr in die Landschaft.
(cl)